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Artikel „Schichau, Ferdinand“ von Franz Maria Feldhaus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 6–7, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schichau,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 22:54 Uhr UTC)
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Schichau: Ferdinand Sch., Ingenieur und Begründer der Maschinenfabrik und Schiffswerft in Elbing, ist am 30. Januar 1814 in Elbing geboren, studirte auf der Gewerbeakademie in Berlin und begründete 1837 das Schichau-Werk, welches heute über 7000 Arbeiter beschäftigt und einen Flächenraum von zusammen 62 ha umfaßt, von denen über 70 000 qm bebaut sind. Das Werk schließt nachstehende Etablissements in sich: 1. die Maschinenfabrik, Eisen-, Stahl- und Broncegießerei und Schiffswerft in Elbing; 2. die Locomotivfabrik und Kesselschmiede in Elbing; 3. die Schiffswerft für Schiffe jeder Größe in Danzig; 4. das Schwimmdock und die Reparaturwerkstatt in Pillau. 1840 erbaute Sch. die erste moderne Hochdruckmaschine Deutschlands, 1841 den ersten in Deutschland hergestellten Dampfbagger (annähernd gleichzeitig baute Späth einen Trocken-Dampfbagger), 1855 den ersten in Preußen gebauten eisernen Schraubenseedampfer „Borussia“, 1877 das erste Hochseetorpedoboot für die kaiserlich russische Marine, 1878 die erste Compound-Schiffsmaschine der kaiserlich deutschen Marine, 1880 die erste in Deutschland gebaute Compound-Locomotive, 1882 die erste auf dem europäischen Continent gebaute Dreifach-Expansionsmaschine, 1883 die erste Dreifach-Expansionsmaschine für Torpedoboote und elektrische Centralen. Das zur Zeit schnellste Schiff der Welt, das russische Hochseetorpedoboot „Adler“ (28,4 Seemeilen Geschwindigkeit) ist auf der Schichau’schen Werft 1888 gebaut. 1897 erreichten vier von der Schichau’schen Werft für China gebaute Torpedojäger eine Maximalgeschwindigkeit von 36,7 Knoten. Es sind dies die schnellsten Boote der Welt.

Fast alle Seestaaten der Erde, Deutschland, Italien, Oesterreich, Rußland, die Türkei, Japan, China, Brasilien, Norwegen, Schweden u. s. w. haben Torpedoboote und Torpedokreuzer von Sch. bezogen.

Die Zahl der auf seiner Werft erbauten Torpedoboote beläuft sich heute auf über 340. Aus seiner Maschinenfabrik gingen bisher über 2000 Dampfmaschinen von mehr als 1 300 000 indicirten Pferdekräften hervor. Auf der von Sch. im J. 1891 begründeten zweiten großen Schiffswerft in Danzig sind im Laufe der letzten Jahre zahlreiche und gewaltige Kriegs- und Handelsschiffe entstanden, vor allem Panzerschiffe und Schnelldampfer größter Dimensionen. Im ganzen wurden bisher auf den Schichau’schen Schiffswerften 800 See- und Flußdampfer mit Geschwindigkeiten von 20–36 Knoten per Stunde, sowie 50 Dampfbagger verschiedener Systeme gebaut. Die Locomotivfabrik lieferte 1300 Locomotiven, darunter 390 Compound-Locomotiven. Die im J. 1897 neu gebaute Schichau’sche Stahlgießerei liefert Stahlgußstücke bis zu 50 Tonnen [7] = 50 000 kg Reingewicht. Sch. starb am 23. Januar 1896 im hohen Alter von 82 Jahren.

Zeitschrift des Vereins dtschr. Ingenieure XL, 30. – Biographisches Jahrbuch I, 364. – Mittheilungen der Schichauwerke an den Unterzeichneten.