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Artikel „Schedius, Elias“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 662–663, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schedius,_Elias&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 23:20 Uhr UTC)
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Schedius: Elias S., Gelehrter des 17. Jahrhunderts. Er war als der einzige Sohn des evangelischen Rectors Georg S. (s. u.) am 12. Juni 1615 zu Kadau in Mähren geboren und ging mit dem Vater 1623 nach Mecklenburg, wo er bald in den Ruf eines Wunderkindes kam. Zwölfjährig verfaßte er griechische und lateinische Reden und Verse, trieb sechzehnjährig mit einem in Güstrow weilenden Griechen Romanus Nicephorus italienisch, später französisch und holländisch und bezog 1632 die Universität Rostock. Nachdem er im folgenden Jahre zum Poeta laureatus ernannt war, nahm er eine Hauslehrerstelle bei einem Hamburger Kaufmann an. 1635 heimgekehrt, begann er historische und juristische Studien und entwarf weitaussehende Pläne zu neuen Werken. Vom 12. Juli 1639 bis zum 10. Januar 1641 weilte er an der Universität Königsberg. Er starb auf einer nach Krakau unternommenen Reise plötzlich am 2./12. März 1641 zu Warschau. – S. war offenbar ein vielseitiges Talent. Ueber seine dichterischen Leistungen zu urtheilen ist uns freilich nicht möglich, da sie ungedruckt blieben. Wir hören von 500 aus classischen und neulateinischen Dichtern übersetzten Sonetten, von Weihnachtsliedern, einer Verdeutschung des Pervigilium Veneris, einem Ariost nachgebildeten Heldengedicht in Alexandrinern, dessen Held Antyrius, der fabelhafte Feldherr Alexander’s und Ahnherr der mecklenburgischen Herzöge, war (24 Gesänge), von einer Tragödie „Accipanda“. In lateinischen Versen schrieb er einen „Discursus de astris“ nach Arat, „Bellum Judaicum“, eine „Franceis“ in 12 Büchern nach dem Muster der Aeneis, „Lachrymae in honorem aeternitatis“ nach Opitz u. a. Aus seiner „Urgeschichte von Mecklenburg“ und seinem Fürstenspiegel „Vita Davidica s. Idea boni principis“ sind später Bruchstücke veröffentlicht worden. Aus dem 5. Buche des letzteren Werkes ist das 1637 an der Güstrower Schule aufgeführte und 1645 von seinem Vater zu Rostock herausgegebene „Drama sacropoliticum Adadesaris, Adadi, Davidis et Thoi“ entnommen, eine langweilige rhetorische Schulübung, welche ähnlich den Stücken des Georg S. die Geschichte der Kämpfe David’s dazu benutzt, Zustände des 30jährigen Krieges zu besprechen, den Kaiser zur Duldsamkeit gegen die Protestanten zu ermahnen und die Fürsten „politische“ Weisheiten zu lehren. Allgemeiner bekannt ist seine Schrift „De diis Germanis s. veteri Germanorum, Gallorum, Britannorum, Vandalorum religione syngrammata quatuor“, die erst 1648 zu Amsterdam durch seinen Vater veröffentlicht, dann aber wiederholt, zuletzt 1728 durch Jarke und Fabricius, aufgelegt wurde. Durch Selden’s Werk „De dis Syris“ (1617) angeregt, trägt der 21jährige Verfasser mit großem Fleiß, aber, was nicht Wunder nehmen kann, ohne Kritik zusammen, was Griechen und Römer und mittelalterliche Chronisten von den Göttern der nordischen Völker, von ihren Priestern und [663] heiligen Bräuchen, von ihrem Heroen- und Dämonencult berichtet und gefabelt haben, und verbindet es durch oft gewagte Vermuthungen und haarsträubende Etymologien. Da die Edda ihm noch verschlossen war, konnte er auch zu keiner klaren Erkenntniß des germanischen Götterglaubens gelangen.

Leichenpredigt von Steph. Hane bei G. H. Goetzius, Elogia praecocium quorundum eruditorum (1709) S. 33–55. – Zedler’s Universallexikon XXXIV, 1061 (1742). – R. v. Raumer, Geschichte der germanischen Philologie (1870) S. 182.