ADB:Schönheit, Fr. Christian Heinrich

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Artikel „Schönheit, Fr. Christian Heinrich“ von Bernhard Anemüller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 306–307, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nheit,_Fr._Christian_Heinrich&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 02:30 Uhr UTC)
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Schönheit: Fr. Christian Heinrich S., geboren am 18. September 1789, † am 28. April 1870 als Pfarrer in Singen, einem schwarzburg-rudolstädtischen Dorfe in der Nähe der berühmten Klosterruine Paulinzelle. Nachdem er den ersten Unterricht bei seinem Vater, Pfarrer in Teichröda erhalten hatte, bezog er das Gymnasium in Rudolstadt und von da im Jahre 1808 die Universität Jena, um Theologie zu studiren; 1815 wurde er zum Substituten seines Vaters und nach dessen frühzeitigem Tode zum Amtsnachfolger bestellt. Hatten schon in seiner frühen Jugend die Natur und die für den Knaben lieben und faßlichen Gegenstände derselben ihn zur Beobachtung angeregt und zu Sammlungen von Schmetterlingen, Pflanzen und Steinen veranlaßt, wie zu näherer Kenntnißnahme der heimathlichen Vogelwelt, so concentrirte sich dieser Keim in seiner weiteren Entwickelung mehr und mehr auf die Pflanzenwelt und erreichte schließlich eine Vollkommenheit, wie sie keinem damals lebenden Botaniker in Thüringen zu eigen war. Seiner pfarramtlichen und seelsorgerischen Thätigkeit that dies aber durchaus keinen Eintrag; inmitten seiner Gemeinden lebte er pflichtgetreu und versäumte trotz der sehr bedeutenden, in Winterszeit oft bis ans Unglaubliche grenzenden Schwierigkeiten keine seiner Amtshandlungen in den verschiedenen, seiner Sorge anvertrauten Dörfern, stets hochhaltend, was ihm auch da die Natur in reicher Weise bot. Standhaft trug er auch das Ungemach, welches ihm widerfuhr, als er auf einer Dienstreise in sein Filial bei −26 °R. einen Fuß erfror, so daß ihm die sämmtlichen Zehen an demselben abgelöst werden mußten. Im Jahre 1826 wurde er von Teichröda nach Singen versetzt, wozu die Ortschaften Hengelbach, Gösselborn und Paulinzelle gehörten. Seine Besoldung war sehr knapp, seine Familie dagegen wuchs bis zu neun Kindern, von denen ihm sieben blieben, daher er durch Privatunterricht und schriftstellerische Arbeiten seinem Lebensunterhalte einen wenn auch nur mäßigen Zuschuß zu verschaffen sich genöthigt sah. Sein Familienleben war, ein echtes Vorbild für seine Gemeinden, ein höchst glückliches. Durch die im Jahre 1833 übernommene Leitung des „botanischen Tauschvereins für Deutschland“ und durch die damit verbundene Correspondenz mit den bedeutendsten Botanikern Deutschlands und Oesterreichs fand er reichliche Gelegenheit, seine botanischen Kenntnisse zu erweitern; lange Jahre war er Schriftführer des „landwirthschaftlichen Vereins“ in Paulinzelle und pflegte mit besonderer Vorliebe die Bienenzucht. Eine seiner ersten litterarischen Arbeiten, hervorgegangen aus seiner Lebenserfahrung und ausgezeichnet durch den ihm eigenen höchst praktischen Sinn, war: „Fingerzeige für junge Geistliche bei ihrem Uebertritt in das Landpredigerleben“; eine zweite folgte 1837 als Lehr- und Unterhaltungsbuch für die Jugend unter dem Titel: „Die Wunder der Thierwelt“. Von da wandte er sich in seinen Arbeiten hauptsächlich der Botanik zu. Sein Hauptverdienst ist die Flora von Thüringen. Durch seine Bemühung kam nämlich eine Vereinigung der Botaniker Thüringens zu Stande. Alle Theilnehmer schlossen sich dem „naturwissenschaftlichen Verein in und für Thüringen“ an, welcher 1842 seine erste Versammlung in Erfurt hielt. Auf Schönheit’s Vorschlag, daß die Mitglieder ihre botanischen und damit zusammenhängenden Beobachtungen übersichtlich zusammenstellen möchten, ging man bereitwillig ein und übertrug ihm die Vorarbeiten zur Anfertigung des Manuscripts, wie die endliche Herausgabe der Flora. Sie erschien 1850 unter dem Titel: „Taschenbuch der Flora Thüringens zum Gebrauche bei Excursionen, die wildwachsenden und allgemein cultivirten phanerogamischen Gefäßpflanzen nach der Ordnung von Koch’s Synopsis enthaltend etc. etc.“, Rudolstadt 1850 8° – (wovon 1857 ein unveränderter Neudruck, doch ohne Schönheit’s Genehmigung und Mitwirkung, erschien) – und wird trotz der ihr anhaftenden „durch die Geschichte ihrer Entstehung [307] zu erklärenden Mängel heute noch als das umfassendste und zuverlässigste Werk über die Flora Thüringens“ bezeichnet. Ein Jahr später gab er „den sich selbst belehrenden Forstbotaniker“ heraus und schrieb 1865 in der Hallischen botanischen Zeitschrift einen „ergänzenden und berichtigenden Nachtrag zum Taschenbuch der Flora von Thüringen“, wie in der botanischen Zeitung „Flora“ noch mehrere Artikel. Ihm war es vergönnt, trotz mannichfacher körperlicher Leiden, im Jahre 1865 sein 50jähriges Dienstjubiläum und seine goldene Hochzeit zu feiern, bis 1870 noch seines Amtes zu warten und in selbigem Jahre, nur 10 Tage nach seiner letzten Osterpredigt, sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe zu legen. – Von seinem Fürsten hatte er in Anerkennung seiner Verdienste den schwarzburgischen Hausorden II. Classe erhalten; von der „Regensburger botanischen Gesellschaft“ und von dem „naturwissenschaftlichen Verein des Harzes“ war er zum correspondirenden, von der „niederrheinischen naturhistorischen Gesellschaft in Bonn“ und von der „naturforschenden Gesellschaft in Meiningen“ zum Ehrenmitgliede ernannt worden.

Vgl. über ihn Bemerkungen im Rudolst. Archive; Danz, Biographisches in d. schwarzb.-rudolst. Landeszeitung 1889; das Ausführlichste über ihn ist O. Schmidt: „Schönheit, Lebensbild des thüringischen Floristen zur Säcularfeier seines Geburtstages (mit Bild)“ im 8. Band der Mittheilungen der geograph. Gesellschaft zu Jena, zugleich Organ des botan. Vereins für Gesammtthüringen. Jena 1890.