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Artikel „Sartorius, Paul“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 390, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sartorius,_Paul&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 18:19 Uhr UTC)
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Sartorius: Paul S., aus Nürnberg, nennt sich auf dem Titel seiner neuen teutschen Liedlein mit 4 Stimmen, nach art der welschen Canzonetten „der Fürstl. Durchlaucht Maximilian Erzherzogen zu Oesterreich Organist“ und dedicirt dieselben zwei Räthen der Stadt Nürnberg und den „Ehrbaren Löbl. Kräntzleins Verwandten“, gezeichnet „Nürnberg den 25. April 1601“. Er sagt in der Widmung, daß die Lieder bei „dero vertraulichen Zusammenkünften, die auf eines Ehrbaren Raths Stuben wöchentlich zu halten pflegen, mit nicht geringen Kosten aus sonderer Lieb und Neigung fortgepflantzet und enutrirt würden“: Wir haben also hier Lieder für Männerchor vor uns, trotzdem die Stimmen in dem Sopran-, Alt- oder Tenorschlüssel stehen und die alte Streitfrage, ob solche Tonsätze für Knaben- oder Männerstimmen geschrieben sind, läßt sich dadurch endgültig entscheiden. Fétis glaubt, daß S. zuerst am Münchener Hofe angestellt war, da er 1599 für eine Messe zu acht Stimmen, die er dem Kurfürsten von Baiern übersandte, eine Gratification empfing (Monatsh. f. M. 8, 76 Nr. 45); dies ist aber ein Irrthum. Es war einst das einzige Honorar, welches ein Componist für seine Werke erhielt, wenn er ein Exemplar an vornehme Herren schickte, die sich dann veranlaßt fühlten, dem Uebersender ein Geschenk zu machen, und wir wissen aus zahlreichen Fällen, daß die Componisten dazu selten ihren eigenen Dienstherrn wählten, sondern gewöhnlich einen Fremden, da wol der eigene Dienstherr es mehr als Pflicht, wie als eine Verehrung betrachtete. Wir können daher nur als sicher annehmen, daß S. in Nürnberg sowol geboren ist, als auch seine Anstellung fand. Obige Messen erschienen 1599 in München bei Berg; ein Exemplar besitzt die Proske’sche Bibliothek. Außerdem erschienen 1601 noch „Sonetti spirituali“ zu 6 Stimmen in Nürnberg (Bibl. Kassel) und 1602 „Sacrae cantiones“ zu 6–12 Stimmen in Venedig bei Gardano (Bibl. Augsburg). Ueberall bezeichnet er sich in derselben Weise wie bei den deutschen Liedern. Seine Wirksamkeit drängt sich somit in die kurze Zeit von 1599–1602 und läßt wol die Vermuthung zu, daß er jung gestorben sein muß. Sein Ruf als Componist reichte aber weit über seine Lebenszeit und seine Vaterstadt hinaus, denn vielfach finden wir in handschriftlichen Sammlungen seinen Namen mit Copien aus seinen Druckwerken vertreten, so in München, Berlin u. a. O. Auch in gedruckten Sammelwerken fand er Aufnahme und zwar 1600 in Hasler’s Sammelwerk und 1604 in Bernh. Klingenstein’s, eines Augsburgers. Die Neuzeit hat von ihm noch nicht Notiz genommen und ist daher ein Urtheil über seine Werke einer künftigen Zeit vorbehalten.