ADB:Rus, Johann Reinhard
[754] besuchte darauf die Universität zu Gießen (1695 ff.) und zu Jena (1698), wo er 1699 Magister und 1708 Adjunct der philosophischen Facultät wurde. Einen Ruf als Hofprediger und Consistorialrath des Grafen lehnte er ab, ebenso einen zweiten als Professor ordinar. der Theologie und orientalischen Sprachen zu Kiel; doch stieg er in Jena, wo er bis zu seinem Tode blieb, nur langsam (1713 Prof. extraordin., 1715 ordinar. der orientalischen Sprachen, 1721 auch der griechischen Sprache) zum Professor der Theologie und zuletzt zu der Stelle des Primarius empor. Man rühmte seine Gelehrsamkeit und seinen Fleiß; er widmete seiner amtlichen Thätigkeit wohl sieben Stunden täglich. Seine Schriften bestehen zum großen Theil aus Programmen und Dissertationen; von den größeren Werken wurde damals am meisten gerühmt, namentlich da sie aus der Praxis hervorgegangen seien, die „Harmonia evangelistarum ita adornata, ut investigata sedulo textus cohaerentia nullus versus traiciatur sive praevertatur …“, Jan. 3 tom. 1727, 1728, 1730. Besondere Lehrmeinungen stellte er in bezug auf die Moralität des Sabbaths und die Höllenfahrt Christi auf: die Feier des Sabbaths sah er als durch das neue Testament aufgehoben an, unter der Höllenfahrt verstand er die tiefste Stufe der Erniedrigung. Als er durch diese Ansichten in einen gelehrten Streit verwickelt wurde (mit Seb. Edzardi u. a.), so bekam er den Befehl zu schweigen resp. nur historice oder problematice zu reden. Auch gegen einige Sätze von Toland über die Abstammung der Juden, und von Perizonius über die Dauer des Aufenthaltes der Juden in Aegypten polemisirte er in besonderen Abhandlungen.
Rus: Johann Reinhard R., evangelischer Theologe, geboren am 24. Februar 1679 zu Rod am Berg im Fürstenthum Nassau-Usingen, † am 18. April 1738 zu Jena. Den ersten Unterricht empfing er von seinem Vater, welcher Lehrer zu Rod am Berg war, dann in der Lateinschule zu Usingen,- J. W. Götten, Das jetzt lebende gelehrte Europa, 1736, II², S. 606, 613. – Jöcher III, S. 2318.