Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rudorf, Karl Hermann“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 582–583, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rudorf,_Karl_Hermann&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 04:40 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 29 (1889), S. 582–583 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Hermann Rudorf in der Wikipedia
Karl Hermann Rudorf in Wikidata
GND-Nummer 13806458X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|582|583|Rudorf, Karl Hermann|Richard Heß|ADB:Rudorf, Karl Hermann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13806458X}}    

Rudorf: Karl Hermann R., Forstmann, geb. am 5. Juni 1823 zu Tharand; † am 19. Juli 1880 zu Dresden infolge eines Herzschlages. Einer forstlichen Familie entstammend, besuchte er zunächst die Dorfschule zu Hinterhermsdorf [583] und genoß dann seine weitere Ausbildung in dem Freimaurerinstitute zu Dresden. Von Ostern 1838 bis dahin 1839 bestand er seine forstliche Lehrzeit auf dem Neustädter Reviere. Gern hätte sich nun der mit ungewöhnlichen Talenten ausgestattete junge Mann sogleich auf die Forstakademie Tharand begeben, um hier das Forstwesen auch wissenschaftlich zu betreiben, allein dem mit starker Familie gesegneten Vater fehlten die hierzu nöthigen Mittel. Er sah sich daher darauf angewiesen, sich diese Mittel durch Uebernahme von Accordarbeiten bei der Forstvermessung selbst zu verdienen, was ihm bei seiner Energie schon binnen Jahresfrist gelang. Nach zweijährigen Studien (Ostern 1840 bis Ostern 1842) zu Tharand trat er als Forstgehülfe im Langebrücker Reviere ein, wendete sich aber schon zu Beginn des folgenden Jahres wieder der Forstvermessung zu. In der 1846 abgelegten Staatsforstprüfung wußte er sich die ziemlich seltene Note „ausgezeichnet“ zu erringen. Hierauf begann er seine dienstliche Laufbahn als „Forstvermesser“. Am 1. September 1849 rückte er zum Forstconducteur auf, in welcher Eigenschaft er bis 1857 bei der Forsteinrichtungsanstalt verblieb; dann trat er zur Verwaltungscarrière über. Am 1. November 1857 rückte er zum Oberförster des Reinhardtsdorfer Revieres auf; am 1. Februar 1864 wurde er zum Forstinspector daselbst ernannt und am 1. November 1865 zum Bezirksoberforstmeister in Bärenfels befördert. Obschon ihm diese verhältnißmäßig frühzeitig erreichte hohe Stellung Befriedigung gewährte, so war doch sein Interesse hauptsächlich dem Forsteinrichtungswesen und den hiermit in Zusammenhang stehenden Arbeiten zugewendet. Als daher der Director der Forsteinrichtungesanstalt Roch 1876 als Landforstmeister an die Spitze des sächsischen Forstwesens berufen wurde, zögerte er nicht, die hierdurch erledigte und ihm angetragene Directorstelle am 1. Februar des genannten Jahres zu übernehmen.

Er bekleidete dieses Amt mit unermüdlichem Eifer bis zu seinem Tode zum Wohle nicht bloß seines engeren Vaterlandes, sondern auch gar mancher fremder Waldgebiete, deren Einrichtung und Revision ihm übertragen wurde. Daneben hatte er zugleich als Mitglied der Prüfungscommission für den höheren Staatsforstdienst und als Mitglied der Commission für das forstliche Versuchswesen zu fungiren.

R. vereinigte reiches forstliches Wissen – namentlich auf dem Gebiete des Forsteinrichtungswesens – mit gediegenen praktischen Erfahrungen. Leider ließ ihn sein angestrengter Dienst nicht zu größeren wissenschaftlichen Arbeiten kommen. Immerhin hat er aber in der Allgemeinen Forst- und Jagdzeitung (Jahrg. 1873, S. 397) und im Tharander Forstlichen Jahrbuch (XXII, S. 121; XXIII, S. 1; XXIV, S. 250 und XXV, S. 41) einige vortreffliche Aufsätze über das System der Forsteinrichtung, über Haupt- und Zwischennutzung, Vorverjüngung, Sortimentsbildung, Messung und Kubirung der Hölzer etc. publicirt, welche ein lebhaftes Zeugniß für seine Befähigung als Schriftsteller ablegen und nach vielen Seiten hin befruchtend gewirkt haben. Ein treuer Freund des Waldes und seiner Pfleger, ein stets zur Auskunftsertheilung bereiter forstlicher Rathgeber, ein humaner, anregender Vorgesetzter und ein pflichtgetreuer Beamter von eisernem Fleiße ist mit ihm aus dem Leben geschieden.

Dresdner Journal vom 22. Juli 1880. – Tharander Forstliches Jahrbuch XXX. 1880, S. 180 (Judeich). – Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc. 1885, S. 304.