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Artikel „Rolfinck, Werner“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 74, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rolfink,_Werner&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 12:16 Uhr UTC)
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Rolfinck: Werner R., Anatom, ist zu Hamburg als Sohn eines Professors am 15. November 1599 geboren. Sein Oheim mütterlicherseits war der Jenenser Professor Christoph Schelhammer († 1652). Seine Studien machte er in Wittenberg seit 1616, zunächst bis 1618 philosophische, darauf medicinische unter Sennert. Nach einem ferneren zweijährigen Aufenthalt in Leyden begab er sich auf Reisen und besuchte hauptsächlich zu wissenschaftlichen Zwecken England, Frankreich und Italien, wobei er längere Zeit in Padua und Venedig zubrachte. Ueberall widmete er sich mit besonderem Eifer der Anatomie und durfte am letztgenannten Orte sogar öffentlich anatomische Vorlesungen halten. 1625 promovirte er in Padua in Gegenwart des Dogen von Venedig und anderer Personen von Rang. Die ihm 1628 angetragene Professur der Anatomie an dieser Universität lehnte er ab, kehrte vielmehr nach Wittenberg zurück und übernahm hier den Lehrstuhl in dieser Wissenschaft. Doch siedelte er bereits 1629, einem Rufe nach Jena folgend, an diese Universität über und bekleidete seitdem den Lehrstuhl der Anatomie, Chirurgie und Botanik, wozu sich noch die Direction des botanischen Gartens und seit 1641 die Professur der Chemie gesellten. Letztgenannter Disciplin widmete sich R. neben seinem anatomischen Specialfache mit Vorliebe. Seine Thätigkeit in den genannten Aemtern war überaus segensreich. Insbesondere machte er sich um die Universität Jena dadurch verdient, daß infolge seiner Bemühungen daselbst ein chemisches Laboratorium und ein anatomisches Theater gegründet wurden. Ferner ist bekannt, daß R. den Unterricht in der Anatomie so fesselnd zu gestalten wußte, daß er alljährlich an den Hof zu Weimar beschieden wurde, um in Gegenwart benachbarter Fürsten und anderer hoher Persönlichkeiten unter mehrtägigen Festlichkeiten eine Leiche zu seciren. Das niedere Volk bediente sich daher sprichwörtlich für den Leichendiebstahl zum Zweck des Zergliederns des Ausdruckes „Rolfincken“. Die litterarischen Arbeiten Rolfinck’s, der am 6. Mai 1673 starb, bestehen aus lauter – etwa 161 – kleinen Dissertationen, Programmen und akademischen Gelegenheitsreden, deren Titel in der Biogr. médicale VII, pag. 43–47 und im Dict. hist. IV, pag. 8–14 verzeichnet sind. Die in den betreffenden Abhandlungen niedergelegten Arbeiten beziehen sich auf Gegenstände aus der Anatomie, Chemie und praktischen Medicin und bieten meist nur wenig Neues.

Vgl. noch Biogr. Lexicon hervorragender Aerzte etc., hrsg. von A. Hirsch, V, 68.