ADB:Ritter von Rittershain, Gottfried

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Artikel „Ritter v. Rittershain, Gottfried“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 697–698, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ritter_von_Rittershain,_Gottfried&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:23 Uhr UTC)
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Ritter: Gottfried R. v. Rittershain, Arzt, ist 1820 in Lemberg geboren. Seine medicinischen Studien machte er an seinem Geburtsorte und in Prag, wo er 1843 mit einer „De epilepsia“ betitelten Abhandlung den Doctorgrad erlangte. Nachdem er eine Zeit lang als Assistent der gerichtlichen Medicin unter Popel an letztgenannter Universität gewirkt hatte, wurde er zum Landgerichts- und Strafhausarzt in Prag ernannt. In dieser Stellung war er 20 Jahre lang, nebenher zugleich als Privatdocent an der Universität und Director der Poliklinik, thätig. In letztgenannter Eigenschaft widmete er sich ganz speciell der Kinderheilkunde und dem Studium des Findelwesens, Gebiete, auf denen er mit litterarischen Arbeiten so erfolgreich hervortrat, daß 1864 seine Ernennung zum Primararzt der Findelanstalt, 1865 zum außerordentlichen Professor der Kinderheilkunde erfolgte. Diese Aemter, sowie die Leitung einer 1874 an der Findelanstalt von ihm eingerichteten Klinik des Säuglingsalters versah R. bis zu seiner im Februar 1880 eingetretenen Erkrankung. Alsdann zog er sich nach Görlitz zurück und starb hier an den Folgen seiner langjährigen Epilepsie in einen Schlaganfalle am 20. August 1883. R. war ein ganz hervorragender Kinderarzt. Am bekanntesten ist seine gediegene und vollständige Monographie „Ueber die Pathologie und Therapie der Rhachitis“ (Berlin 1863). Verfasser vertritt darin eine besondere Ansicht über das Wesen dieser Erkrankung und sucht gestützt auf fremde und eigene Beobachtungen und Untersuchungen den Nachweis zu führen, daß die Rhachitis als eine dem kindlichen Alter in ihren ursprünglichen Formen eigene Krankheit niemals als ein locales Knochenleiden, sondern „als eine eigenthümliche von allen Dyscrasien des kindlichen Organismus und von der Osteomalacie wesentlich verschiedene, wahre Diathese zu betrachten ist, welche sich von ihrem ersten Auftreten an als eine Störung der allgemeinen Ernährung erweist und in ihrer weiteren Entwicklung sich hauptsächlich durch eigenthümliche Anomalieen des Knochenwachsthumes in Textur, Zusammensetzung und Form charakterisirt.“ Sehr werthvoll sind ferner Ritter’s Arbeiten über das Findelwesen, um das er sich, speciell in Böhmen, große Verdienste erwarb. Zu erwähnen sind in dieser Beziehung seine mit großem Fleiß geschriebenen und eine Fülle interessanter Beobachtungen enthaltenden „Jahresberichte der böhmischen Findelanstalt“ (Prager Vierteljahrsschrift Bd. XCI und XCVII; Ritter’s Jahrb. für Physiologie und Pathologie des ersten Kindesalters, 1868; Oesterr. Jahrb. f. Pädiatr. 1869 u. 70). Dazu kommen noch zahlreiche kleinere Journalaufsätze und casuistische Mittheilungen, Statistisches über Kindersterblichkeit, auch einige populär-wissenschaftliche Arbeiten, wie: „Das Geistesleben im Kindesalter“; „Gesundheitspflege des jüngeren Kindes“ (herausgegeben vom deutschen Verein für gemeinnützige Kenntnisse in Prag). Uebrigens war R. auch Gründer und viele Jahre Redacteur der Prager medicinischen Wochenschrift, Mitredacteur der Oesterreichischen Jahrbücher für Pädiatrik und der Central-Zeitung für Kinderheilkunde.

[698] Vergl. Biogr. Lexikon hervorragender Aerzte, herausgegeben von A. Hirsch Bd. V, S. 40.