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Artikel „Rimpau, Arnold Wilhelm“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 396–398, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rimpau,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 23:05 Uhr UTC)
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Rimpau: Arnold Wilhelm R., königlich preußischer Geheimer Regierungsrath, Besitzer der Rittergüter Langenstein, Emersleben und Anderbeck im Kreise Halberstadt, vormaliger Pächter der preußischen Domäne Schlanstedt, langjähriger Präsident des landwirthschaftlichen Vereines für das Fürstenthum Halberstadt und die Grafschaft Wernigerode, † am 14. Januar 1892. Als zweiter Sohn des Kaufherrn Arnold Rimpau in Braunschweig am 24. Juli 1814 geboren, erhielt er eine angemessene Schulbildung am Gymnasium seiner Vaterstadt und wandte sich 1830 aus Neigung dem landwirthschaftlichen Berufe zu, auf welchen er sich durch mehrjährige Schulung in der Praxis auf verschiedenen Landgütern des Herzogthums Braunschweig und der Provinz Sachsen, sowie durch Ausführung von Instructionsreisen nach dem Rheinlande, der Schweiz und Ober-Italien, nach Mecklenburg und Holstein vorzubereiten suchte. Dadurch entsprechend ausgerüstet, übernahm er um Ostern 1836 die Pachtung der preußischen Domäne Schlanstedt, deren Bewirthschaftung er bis 1877 allein und sodann in Gemeinschaft mit seinem Sohne, Dr. Wilhelm Rimpau, leitete.

Nachdem er hier zunächst die wichtigsten Erfordernisse in der Hebung der Bodencultur gewahrt hatte, führte er bereits[WS 1] 1839 auf der Domäne den Zuckerrübenbau ein, errichtete auf seine Kosten eine Rübenzuckerfabrik, welche zwar anfangs mehr für einen kleinen Betrieb bestimmt war, aber schon nach wenigen Jahren wesentlich vergrößert und somit bald auf den Stand des Großbetriebes gebracht werden konnte. Gleichzeitig arbeitete er unausgesetzt am wirthschaftlichen Aufschwunge des Pachtgutes, sei es mittels Vervollkommnung der Ausstattung desselben, sei es durch Verbesserung der Bodencultur und durch Einlenkung in lohnende Betriebsrichtungen. So schritt er zur Aufhebung der Merinozucht, legte den Grund zu einer bald berühmt gewordenen Schlanstedter Schweinezucht, führte die Tiefcultur für einen großen Theil des Areals ein und brachte nach den Forderungen des Agriculturchemikers Justus v. Liebig die künstliche Düngung in durchgehende Anwendung. Bei der Haltung eines zahlreichen Rindviehstandes übernahm er eine verdienstliche Mitwirkung zur Bekämpfung der Lungenseuche durch umfassende Versuche mit Schutzimpfungen, deren erfolgreiche Anwendung auf diese Weise von ihm in Gemeinschaft mit dem um jene Zeit in Halberstadt stationirt gewesenen Kreisthierarzte Ziegenbein sehr gefördert wurde.

Seine landwirthschaftliche Thätigkeit erhielt mit dem Ankauf der Rittergüter Langenstein und Emersleben, wie des Rittergutes Anderbeck, welche er um die Zeit von 1855–1860, wohl zur Sicherstellung der Zukunft seiner Familie erwarb, eine wesentlich erweiterte Ausdehnung. Ungeachtet dessen beschränkte er sich nicht auf den Bereich seiner Privatinteressen, sondern nahm auch an der Pflege der allgemeinen Berufsinteressen, wie an der Förderung des öffentlichen Wohles lebhaften Antheil. Seit 1855 als Deputirter des Kreises Halberstadt öfters zur Vertretung des dortigen Landrathes genöthigt, wurde er 1866 definitiv zum Landrathe des genannten Kreises erwählt und bekleidete dies Amt, durch welches seine Kraft großentheils für die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung im Bereiche jenes Kreises in Anspruch genommen wurde, bis Ende 1878. Nachdem er schon 1859 zum Mitgliede des königlich preußischen Landes-Oekonomie-Collegiums ernannt war, nahm er auch regelmäßig bis zum Jahre 1879 an dessen Functionen Theil, wobei er eine recht intensive Mitwirkung in der Förderung der Landesculturinteressen zu entfalten wußte.

Außerdem war er seit Anfang der 60er Jahre auch Mitglied der Centralcommission zur Regulirung der Grundsteuer und fand dabei als technischer [397] Beirath vielfach Anlaß, vom Standpunkte des praktischen und erfahrenen Landwirthes durchgreifend einzuwirken. Ungeachtet solcher vielseitigen Inanspruchnahme widmete er sich als Vorsitzender des Halberstädter Landwirthschaftlichen Vereines nach wie vor der wirksamen Pflege der bezüglichen Interessen und vermochte durch seinen Einfluß, den er mit der Uebernahme der Function eines Vicedirectors des landwirthschaftlichen Centralvereins der Provinz Sachsen wesentlich erweitert fand, das ganze Vereinsleben innerhalb dieses Bezirkes auf eine hohe Stufe der Entwicklung zu heben.

Als landwirthschaftliche Autorität zu hohem Ansehen gelangt, war er seit dem Beginne des wirthschaftlichen Aufschwunges auf den Gebieten seiner Erwerbsthätigkeit stets bereit, die von ihm bewirthschafteten Güter, unter welchen namentlich die Domäne Schlanstedt in hohem Rufe stand, als Quellen der Belehrung den Interessenten aus landwirthschaftlichen Berufskreisen zugänglich zu machen und sich neben seiner vielseitigen Thätigkeit noch in anerkennenswerther Weise mit den Aufgaben eines erfahrenen und kenntnißreichen Führers zu befassen. So wurde die Pachtung Schlanstedt ein weithin leuchtendes Ziel für viele nach Belehrung trachtende Landwirthe, welchen entweder mit dem Besuche auf Instructionsreisen eine vorübergehende Gelegenheit zur Aufklärung in gewissen Richtungen, oder durch den Eintritt als Volontäre in den Verwaltungsorganismus eine Garantie zu systematischer Unterweisung für längere Zeit geboten war.

Obwohl R. nicht Gelegenheit gefunden hatte, seiner Fachbildung eine wissenschaftliche Basis zu geben, so hat er doch bei der Ausübung seiner vielseitigen Berufsthätigkeit den Forderungen der einschlägigen Wissenschaften stets Rechnung zu tragen gesucht. Ihm kam eine vortreffliche Begabung zu statten, so daß er sich durch Privatstudien nicht nur das Verständniß für wissenschaftliche Principien aneignen, sondern auch durch den Verkehr mit wissenschaftlichen Capacitäten weitere Information verschaffen und zu selbständigen Beobachtungen befähigen konnte. Auf diese Weise gelang es ihm, zweckdienliche Untersuchungen bezw. Ermittelungen im Bereiche seiner wirthschaftlichen Unternehmungen anzustellen und denselben wichtige Aufschlüsse zu entlehnen, welche ihm die richtige Benützung der wissenschaftlichen Fortschritte ermöglichten. Mit großer Umsicht und Energie verfolgte er die verschiedenen Aufgaben seiner umfassenden Wirksamkeit und gelangte bald vermöge seiner Intelligenz mit Festhaltung einer rationellen wirthschaftlichen Tendenz auf einen gehobenen Standpunkt, von welchem er sich die Richtschnur für seine wirthschaftlichen Dispositionen mit größerer Sicherheit entwerfen durfte. So gelang es ihm, manche Schwierigkeiten und Kalamitäten zu überwinden und ungeahnte wirthschaftliche Erfolge zu erzielen, die er aber nicht eigennützig auszubeuten, sondern auch den Interessen der Landwirthschaft dienstbar zu machen suchte. Dem öffentlichen Wohle diente er aus edlen Motiven, sowie er auch für Wohlthätigkeitszwecke reiche Beiträge spendete und gerne hülfreiche Hand zur Unterstützung jüngerer Berufsgenossen darbot. Von edlem Charakter beseelt und ebenso von strengem Gerechtigkeitssinn geleitet, wie auch zu jovialer Gesinnung geneigt, stand er als Land- und Volkswirth, als Träger öffentlicher Ehrenämter in hohem, von keiner Seite geschmälertem Ansehen und wurde mit aufrichtiger Verehrung in näher und ferner stehenden Kreisen hochgeschätzt. War ihm auch die Genugthuung geboten sein verdienstvolles Wirken an höchster Stelle durch Verleihung ehrenvoller Auszeichnungen und Würden anerkannt zu sehen, so fühlte er sich doch durch die ihm im persönlichen Verkehr von allen Seiten dargebrachte Liebe und Verehrung am meisten beglückt.

Nachdem er, noch in voller Rüstigkeit, gegen Ende 1881 von einem Schlaganfalle [398] heimgesucht worden war, gebrauchte er zwar die Vorsicht, seinem Wirken engere Grenzen zu ziehen, allein es sollte ihm nicht vergönnt sein, die Frist zur Fortsetzung seines gemeinnützigen Wirkens um mehr als ein Jahrzehnt zu verlängern.

Vgl. Landwirthschaftliche Presse, Jahrgang 1892: „A. W. Rimpau-Langenstein“, von Dr. Hugo Thiel.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bereis