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Artikel „Ries, Hans de“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 573–575, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ries,_Hans_de&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:21 Uhr UTC)
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Ries: Hans de R., auch de Rys, de Rees, de Ryhe und Hans Caspier genannt, nimmt unter den waterländischen Mennoniten eine bedeutende Stelle ein. Er mag, vermöge des von ihm verfaßten Glaubensbekenntnisses, als derjenige betrachtet werden, welcher Einigkeit und Festigkeit unter den genannten Taufgesinnten herstellte. Er war als Sohn katholischer Eltern im December 1553 zu Antwerpen geboren, fand aber keine Befriedigung für sein Herz beim alten Glauben und schloß sich deshalb anfangs den Reformirten an. Es war ihm aber zuwider, daß sie ihren Glauben auch durch Waffengewalt vertheidigten, er trat deshalb zu den Mennoniten über. Auch dort gefiel die strenge Ausübung des Kirchenbannes dem sanftmüthigen Manne wenig. Daher zog er nach Nordholland, nachdem er von einem Kaufmanne erfahren hatte, daß es dort eine taufgesinnte Gesellschaft gebe, der eine solche Strenge nicht anhafte. Bei diesen waterländischen Gemeinden wurde er um 1576 von Simon Machielsz getauft und als Prediger angestellt. Kurz nachher, als er nach Antwerpen heimgekehrt war, heirathete er die Mutter des taufgesinnten Märtyrers, Hans Bret († 1577), wurde aber genöthigt, um seines Glaubens willen zu flüchten. Der italienische Kaufmann aber, dessen Handlungsdiener er jetzt werden wollte, beförderte umsonst [574] diese Flucht; R. wurde ergriffen und eingesperrt. Seine ernste und fromme Verantwortung hatte jedoch seine Entlassung zur Folge. Jetzt zog er nach Zeeland und hielt sich einige Zeit im Dorfe West-Souburg bei einer religösen Gesellschaft auf, welche sich die „Voetwaschers“ nannte, wurde aber auf Veranlassung einiger reformirter Prediger und besonders des Johann Gerobulus, wie es scheint vom Magistrat zu Middelburg verhaftet. Durch Vermittlung eines Freundes zu Dordt erhielt er zwar die Freiheit, fand aber ebensowenig Ruhe und Sicherheit zu Aachen, von wo er nach Nordholland abreiste. Dort fand er von nun an einen festen und ausgebreiteten Wirkungskreis, dessen Mittelpunkt Alkmaar war, und dem er unermüdet 60 Jahre lang, nur mit Unterbrechung eines fünfjährigen Aufenthaltes zu Emden, seine Kräfte widmete. Seine erste Sorge betraf eine engere Verbindung der waterländischen Gemeinden unter einander, welche er schon 1577 zu erreichen wußte; er faßte aber auch eine Union mit den auswärtigen Mennoniten zu Emden ins Auge. Wiewol er mit den Emdener Predigern nicht völlig übereinstimmte, erreichte er dennoch durch Milde und Nachgiebigkeit sein Ziel und stellte demzufolge ein gewisses Uebereinkommen mit ihnen her. Die Versammlung waterländischer Gemeinden, welche 1581 zu Amsterdam zusammentrat, erachtete daher auch vor allen anderen diesen Mann des Friedens für geeignet zur Abfassung eines Glaubenbekenntnisses. Ein solches kam trotzdem erst um 1610 durch ihn in Vereinigung mit Lubbert Gerritsz zu Stande. Es ist als die waterländische Confession bekannt und wurde schon 1618 zum dritten Male zu Harlem herausgegeben. Seinem großen Eifer sowie seiner Mäßigung und Milde verdankte R. um so höhere Achtung und Liebe, als solche Gesinnung damals selten war. Er erfreute sich der besonderen Freundschaft des bekannten Diedrich Volkertsz Coornhert und des Heinrich Lourens Spieghel. Gleichwol trat er 1591 auch mit kräftigen Worten für die Taufgesinnten ein in seiner „Noodwendighe verantwoordinghe der onderdrukte waerheydt“. Von 1593–98 diente er als Prediger in der waterländischen Gemeinde zu Emden, kehrte aber im letztgenannten Jahre nach Alkmaar zurück. Hier wurde er um 1624 von Nittert Obbesz, Prediger der waterländischen Gemeinde zu Amsterdam und Anhänger des Socinus, in einen Streit verwickelt über die Gottheit Christi. Gegen des Nittert Obbesz Schrift „Raechbesen, zeer bequaem om zommige Mennonitische Schnuren te reinigen van onnutte Spinnewebbens“, Amsterdam 1625, trat neben anderen auch de R. auf mit der Schrift: „Outdekkinge der dwalingen in N. Obbes Raechbesen“ 1627. Auch die von ihm und Jacques Outerman, taufgesinntem Prediger in Harlem, verfaßte „Historie der Martelaren of waerachtige getuigen van J. C. die de evangelische waarheid bevestigd hebben sinds het jaar 1524 tot desen tyd toe“, Haarlem 1615, veranlaßte die Ausgabe einer Gegenschrift, indem man ihm den Vorwurf ungenauer Darstellung der Glaubensgesinnungen mehrerer Märtyrer machte. Daher erschien 1626 zu Hoorn ein neuer „Martelaarsspiegel der Doopsgezinden“. De R. fand aber seinen Vertheidiger in Hans Alenson, Prediger der Taufgesinnten in Harlem. Ein besonderes Verdienst erwarb sich de R. obenein durch eine Sammlung von Kirchenliedern: „Liedtboek inhoudende Schriftuire liederen, vermaan-, klaag-, dank-, kruisliederen en Psalmen“, welches 1582 zu Rotterdam erschien und im folgenden Jahrhundert zehn neue Auflagen erlebte. Die waterländischen Gemeinden, welche bisher kein gemeinsames Gesangbuch hatten, bedienten sich seitdem dieser Sammlung. De R. starb in hohem Alter am 14. September 1638 zu Alkmaar. Denys van der Schueren hielt die Leichenrede, welche 1658 zu Amsterdam im Druck erschien. Ein „Kort vertael van zijn leven“ ward 1644 im Dorfe de Rijp herausgegeben.

Vgl. H. Schyn, Geschied. der Mennonieten, bei Blaupot ten Cate, [575] Geschied. d. Doopsgez. in Groningen, Friesland en Holland, passim, wie auch bei Glasius, Godgel. Nederl. und van der Aa, Biogr. Woordenb.