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Artikel „Riese, Adam“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 576–577, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ries,_Adam&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:55 Uhr UTC)
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Band 28 (1889), S. 576–577 (Quelle).
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Riese: Adam R. (auch in der Schreibweise Ryse, Ries, Ris, Rise), Rechenmeister, geboren 1492 in Staffelstein bei Lichtenfels in Franken, † 1559 (vielleicht am 30. März) in Annaberg in Sachsen. Das Geburtsjahr ist gesichert durch die Umschrift eines Holzschnittes, der, das Brustbild des Verfassers darstellend, Riese’s Rechenbuch von 1550 beigegeben ist. Sie lautet: Anno 1550 Adam Ries meins Alters IS LVIII. Nach Annaberg kam R. jedenfalls vor 1515, da er einer Bemerkung in seiner Coß zufolge in diesem Jahre dort einige Aufgaben ausrechnete. Er war Bergbeamter, und zwar hatte er 1528–30 die Stellung eines Receßschreibers, später die eines Gegenschreibers, mithin Stellungen inne, welche Gewandtheit im Prüfen von Rechnungen und Führen von Büchern verlangen. In den von Amtsgeschäften freien Stunden hielt er eine „sehr große und beruffene Schule“, wie Richter’s Chronik von Annaberg sich ausdrückt. Endlich hat er 1536 wol im Auftrage der städtischen Verwaltung eine „Brodordnung wie schwer dasselbe nach Gelegenheit des Getraidekaufs sein sollte … in offenen Druck gegeben“. Nehmen wir noch hinzu, daß R. 1539 von seiner Schwägerin ein Vorwerk kaufte, dessen Name Riesenburg sich auch nach Aussterben der Familie bis auf den heutigen Tag erhalten hat, und daß er Vater von fünf Söhnen, Adam, Abraham, Jacob, Isaak, Paul war, unter denen Abraham und Isaak Rechenmeister wurden, jener in Annaberg, dieser in Leipzig, so ist das alles, was wir von den persönlichen Verhältnissen des einst vielleicht über Verdienst berühmten Mannes wissen. Für diese Berühmtheit selbst bürgt die sprichwörtliche Redensart: „nach Adam Riese beträgt es so und so viel“, der in Frankreich das „d’après Barrême“ (Rechenmeister vom Ende des 17. Jahrhunderts) entspricht. Riese’s Schriften, ein wiederholt aufgelegtes [577] Rechenbuch, und eine im Druck erst 1860 bekannt gewordene Coß (Lehre von den Gleichungen) erheben sich in keiner Weise über die im 16. Jahrhundert zu Dutzenden erschienenen Werke ähnlichen Inhalts und weisen nichts dem Verfasser eigenes auf. Es sind die alten Regeln, die alten Beispiele, in der Coß meistens einer lateinischen Urschrift entnommen, welche 1887 in der königlichen Bibliothek zu Dresden wieder aufgefunden worden ist. Wenn Riese’s Rechenbüchern nachgerühmt worden ist, daß sie neben und vor dem Zahlenrechnen (Rechnen auf der Feder) auch das Markenrechnen (Rechnen auf den Linien) lehrten, so mag Anfängern gegenüber diese Methode Erfolge gehabt haben, neu war sie aber gewiß nicht, sondern altes Erbstück aus der Zeit der Abacisten und Algorithmiker.

Vgl. die Programme der Progymnasial- und Realschulanstalt zu Annaberg von 1855 (Bruno Berlet, Ueber Adam Riese) und 1860 (Bruno Berlet, Die Coß von Adam Riese), sowie das Programm des Gymnasiums in Zwickau von 1887 (Wappler, Zur Geschichte der deutschen Algebra im 15. Jahrhundert).