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Artikel „Richolff, Jürgen“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 444–445, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Richolff,_J%C3%BCrgen&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 00:33 Uhr UTC)
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Band 28 (1889), S. 444–445 (Quelle).
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Richolff: Jürgen R., ein bedeutender Buchdrucker, vermuthlich aus Lübeck gebürtig, begann daselbst gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Druckkunst auszuüben. Ueber sein Leben ist Näheres nicht bekannt, auch über die aus seiner Officin hervorgegangenen Werke sind nur spärliche Notizen auf uns gekommen. Er scheint seinen Wohnort mehrmals gewechselt zu haben, nicht unmöglich ist es aber auch, daß er an verschiednen Orten zu gleicher Zeit unter seinem Namen Druckereien in Betrieb hatte. Obgleich sich nicht nachweisen läßt, welche Drucke von R. in der ersten Zeit seiner Thätigkeit zu Lübeck veröffentlicht wurden, so findet sich doch in alten Quellen die Angabe, daß er daselbst bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Druckerei im Besitz hatte. Im Jahre 1525 finden wir ihn in Schweden, wo er zu Upsala ein Breviarium in kl. 8° ohne Jahreszahl druckte, sowie vermuthlich in derselben Zeit das Buch: „Vor fruwe tydher paa swenska“. Mehrere Jahre hindurch, und zwar nach Lappenberg’s Mittheilung von 1523–1531, war er in Hamburg, dessen Buchdruck anfänglich nur sehr dürftiger Natur war, obgleich die Stadt gleich in der ersten Zeit eifrig für die Sache der Reformation eintrat. Bedeutender war derselbe im 16. Jahrhundert, ganz besonders für die Verbreitung der niedersächsischen Litteratur. R. druckte hier 1529 unter Anderen auch J. Bugenhagen’s „Wat me van dem Closter leuende holden schal, allermeyst vor de Nunnen unde Bagynen gheschreuen“. Sein Aufenthalt in Hamburg mag bis 1531 gedauert haben, er scheint dann wieder nach Upsala zurückgekehrt zu sein, wo er 1537 „Olai Petri Postilla“ druckte.[WS 1] Die Gesammtausgabe seiner biblischen Schriften erschien 1541 daselbst unter dem Titel: „Biblia, Thet år, All then Helgha Scrifft på Swenska“. Auch Dr. M. Luther’s kleinen Katechismus hatte R. in Hamburg in niedersächsischer Uebersetzung gedruckt. Dieselbe wurde im J. 1851 wieder aufgefunden, nachdem die protestantischen Theologen ein Jahrhundert vergeblich die erste hochdeutsche Ausgabe desselben gesucht hatten, welche bemerkenswerthe Auslassungen im Texte von den späteren Ausgaben enthält. Von Schweden wieder nach Lübeck gekommen, ließ R. hierselbst 1547 des Joh. Aepinus Schrift „Van dem Begreffnisse Godtloser lüde, ein underricht, dat men de suluen myt Christliken Psalmen vnde gesengen, de se jm leuende vorachtet, nicht begrauen schal“ aus seiner Presse hervorgehen. Zwei Jahre später erschien bei ihm eine Schrift des Reformators J. Drach aus Carlstadt, unter dem Titel „Von dem Stein On hende vom Berge gerissen“, welcher dann 1550 von demselben Verfasser Draconites noch fünf weitere Drucke: „Von den furstehern, die [445] Friede leeren“; „Von des Menschen Sone: Jesu Christo“; „Vom Ewigen Fewer des Altars“; „Vom Speisopffer“ und „Vom Werkmeister Jesu Christo“ folgten. Wahrscheinlich der letzte Druck Richolff’s in Lübeck ist das bei ihm 1568 erschienene „Trost Böcklin“, dasselbe Buch, welches 1564 unter dem Titel „Trost Bökeschen“ bei J. Wickradt d. J. und als „Trostboek“ bei J. Löw gedruckt worden war.

Vgl. Lappenberg, Geschichte der Buchdruckerkunst in Hamburg, S. 22, 23, 35, 69, 98, 110. – Goedeke, Grundriß I, S. 158, 162, 169, 196, 250. – J. H. Schröder, Incunabula artis typogr. in Suecia, Upsala 1842, S. 26, 27. – J. Scheffer, Suecia literata. S. 21. – Scheller’s Bibliographie, S. 189, 196, 238, 242, 257, 743, 946. – Thesaurus libell. hist. reform. illustr. S. 31. II. S. 4. 19. – Klemm, Katalog S. 422, 423. – Kapp, Fr., Geschichte S. 174, 178. – Falkenstein, Geschichte S. 176, 299. – Serapeum 1866, S. 196–200. – Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte III. S. 254 ff. – Mönckeberg, Die erste Ausgabe von Luthers kleinem Katechismus, Hamburg 1851. – Ch. Geßner, Buchdruckerkunst, 1740. II, 128. III, 313 u. s. w.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe auch: Datt högeste unde öldeste water recht, gedruckt 1537. Lübeck.