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Artikel „Reischer, Jacob“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 117–118, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reischer,_Jakob&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 06:05 Uhr UTC)
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Reischer: Jacob R., Talmudgelehrter, geboren c. 1660, † am 24. Januar 1733 in Metz. R. entstammte der in Prag ansässig gewesenen Familie Bakofen, deren Namen er auch führte. Sein Großvater, der ebenfalls Jacob hieß, zählte seiner Zeit zu den jüdischen Gelehrten in Frankfurt a. M., sein Vater Josef R. († am 2. Februar 1731) war Rabbinatsassessor in Prag. Eine gleiche Stelle erhielt daselbst auch Jacob R., in welcher er, obzwar er inzwischen von [118] mehreren Gemeinden (Rzeszow, Anspach, Minsk) zum Rabbiner designirt wurde, bis 1714 verblieb. Nachdem er weitere drei Jahre (1714–1717) als Rabbiner in Worms gewirkt hatte, folgte er, da ihm seine Stellung daselbst auch durch die Intriguen boshafter Neider verleidet wurde, einem an ihn ergangenen Rufe als Oberrabbiner nach Metz. R. hatte sich schon in jugendlichem Alter durch Commentare zu älteren Ritualwerken und besonders durch sein Handbuch der bei der Feier des Paschafestes zu beobachtenden Ritualien bekannt gemacht. Später verfaßte er Erläuterungen zu den talmudischen Haggada’s, in denen eine zu jener Zeit nicht gewöhnliche Geradheit und Gründlichkeit der Auffassung sich zu erkennen gibt. Sein Hauptwerk ist die Sammlung seiner Rechtsgutachten (drei Theile), in welche seine Correspondenz mit seinem Schwager David Oppenheimer, seinem Freund Mose Chagis u. a. aufgenommen wurde. – Sein Sohn Simon R. († am 31. August 1714), Rabbiner in Raudnitz, war ebenfalls ein hervorragender Talmudgelehrter. Außer einzelnen Gutachten sind auch seine Repliken gegen litterarische Angriffe, die gegen das erste Werk seines Vaters gerichtet wurden, in Druck erschienen. – Simon’s Sohn, Nehemia R., Rabbiner in Lothringen und Mitglied des Rabbinatscollegiums in Metz (c. 1735 bis 1760), hatte während seines kurzen Aufenthalts in Prag bewundernd den Vorträgen Jonatan Eybenschütz’s gelauscht, was ihn aber nicht hinderte, denselben später zu verketzern und seinem Hauptgegner Jacob Emden Anklagematerial gegen ihn zu liefern. – Zu nennen ist noch Nehemia’s Sohn, Salmon R., der 1789 den bis dahin unveröffentlicht gebliebenen dritten Theil der Responsen Jacob Reischer’s zum Druck beförderte.

Jost, Israelitische Annalen I, 389. II, 96. – Barmoly, Itinéraires de la terre sainte, S. 286. – Lieben-Hock, Grabsteininschriften des Prager israelitischen alten Friedhofs, S. 52. – Revue des études juives, VIII. 273.