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Artikel „Reinke, Lorenz“ von Anton Weis in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 88–90, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinke,_Lorenz&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:45 Uhr UTC)
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Reinke: Lorenz R., der ältere, hervorragender katholischer Exeget, geboren am 6. Februar 1797 zu Langförden in Oldenburg, † am 4. Juni 1879 zu Münster; Sohn wohlhabender Landleute machte er seine Gymnasialstudien am Franciscaner Gymnasium zu Vechta, seine theologischen zu Münster, die nur ein [89] anderthalbjähriger Bonner Aufenthalt unterbrach, wurde Priester 1. Juni 1822, setzte aber dann noch seine Studien durch kurze Zeit an der Wiener Universität und über vier Jahre in Bonn unter dem Orientalisten G. W. Freytag fort, die er endlich 1826 mit einem Examen aus der biblischen Exegese und den orientalischen Sprachen beschloß. Zuerst 1827 als Repetent und Privatdocent der alttestamentlichen Exegese an der Akademie in Münster bestellt, wurde er im Herbste 1831 zum außerordentlichen und 1837 zum ordentlichen Professor befördert, nachdem er 1834 auch das Doctorat der Theologie hon. c. erhalten hatte. Zugleich docirte er freiwillig bis an sein Lebensende die orientalischen Sprachen an der philosophischen Facultät, wofür ihn dieselbe 1847 zum Ehrendoctor promovirte. Im J. 1852 erfolgte seine Ernennung zum Domcapitular in Münster. Da er um diese Zeit durch seine fruchtbare und gediegene litterarische Thätigkeit in weiteren Kreisen bekannt wurde, wurde er auch mit mannigfachen Auszeichnungen vom In- und Auslande beehrt. So wurde er zum Ehrenmitgliede der Société littéraire an der Universität Löwen und zum Mitgliede des Doctorencollegiums der theologischen Facultät zu Wien, zum Mitgliede der Academia religionis cathol. zu Rom, zum Consultor der Congregatio de propag. fide pro negotiis ritus orientalis und zum päpstlichen Hausprälaten ernannt, und mit dem oldenburgischen Haus- und Verdienstorden und dem preußischen rothen Adlerorden ausgezeichnet. R. war ein bescheidener liebenswürdiger Charakter voll Güte und Milde, tiefgläubig und fromm, hochgeachtet von Allen; er war aber besonders ein Mann des ernsten Studiums und der Wissenschaft, der er gewissenhaft jede erübrigte Viertelstunde widmete; darum gelang es ihm, obwohl er – von einigen Kleinigkeiten abgesehen – erst mit fünfzig Jahren seine größere litterarische Thätigkeit eröffnete, die bis dahin ziemlich vernachlässigte katholische Schrifterklärung des alten Testamentes mit einer Reihe besonders nach ihrer philologischen und kritischen Seite werthvoller Arbeiten zu bereichern, die zwar etwas ins Breite gehen, aber ob ihrer Gründlichkeit und Gelehrsamkeit, ihrer Wahrheitsliebe und Ueberzeugungstreue, ihres versöhnlichen und achtungsvollen Tones in Bekämpfung entgegenstehender rationalistischer und destructiver Ansichten bei seinen Glaubensgenossen und seinen confessionellen Gegnern in hohem Ansehen stehen und ihm einen ehrenvollen Ruf weit über sein Leben hinaus sichern werden. Es sind folgende: „Exegesis critica in Jesaiae cap. LII, 13 – LIII, 12 seu de Messia expiatore passuro et morituro commentatio“. Monasterii 1836; „Exegesis critica in Jesaiae cap. II, 2–4 seu de gentium conversione in vet. test. praedicta ejusque effectibus“. ibid. 1838; „Die Weissagung von der Jungfrau und von Immanuel, Jes. VII, 14–16“. Münster 1848; „Die Weissagung Jacobs über das zukünftige glückliche Loos des Stammes Juda und dessen großen Nachkommen Schilo, 1. Mos. 49, 8–12“. Münster 1849; „Beiträge zur Erklärung des alten Testaments“. Münster und Gießen 1851–74, 9 Bde.; „Der Prophet Malachi. Einleitung, Grundtext und Uebersetzung nebst einem vollständigen philologisch-kritischen und historischen Commentar“. Gießen 1856; „Die messianischen Psalmen. Einleitung“ etc. Das. 1857 u. 1858, 2 Bde.; „Kurze Zusammenstellung aller Abweichungen vom hebräischen Texte in der Psalmenübersetzung der LXX und Vulgata verglichen mit dem lateinischen Texte nebst einer deutschen Uebersetzung“. Als Anhang zum 2. Bde. der messianischen Psalmen besonders abgedruckt. Das. 1858; „Die messianischen Weissagungen bei den großen und kleinen Propheten des A. T. Einleitung“ etc. Das. 1859–62, 4 Bde.; „Der Prophet Zephanja. Einleitung“ etc. Münster 1868; „Der Prophet Haggai. Einleitung“ etc. Das. 1868; „Der Prophet Habakuk. Einleitung etc.“ Brixen 1870.

[90] Nekrolog im litterarischen Handweiser für das katholische Deutschland, Nr. 244. Vgl. auch Nr. 13 u. 21.