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Artikel „Raumer, Karl Georg von“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 416–418, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raumer,_Karl_Georg_von&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 12:31 Uhr UTC)
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Raumer: Karl Georg v. R. wurde seinen Eltern, dem fürstlich anhaltischen Regierungsdirector Leopold Gustav Dietrich und dessen Gattin, einer Tochter des preußischen Regierungspräsidenten v. Waldow, am 16. November 1753 zu Dessau geboren. Nachdem er in seiner Vaterstadt die Schule einige Jahre hindurch besucht hatte, kam er 1769 nach Stargard auf das sogenannte Gröningen’sche Collegium und von dort 1771 auf die Universität Leipzig, wo er 3½ Jahre hindurch Jurisprudenz studirte, daneben aber auch durch den Besuch von Vorlesungen in anderen Facultäten auf seine allseitige Ausbildung bedacht war. Nach vollendeten Studien trat er in preußischen Dienst, bestand am 4. Juli 1775 das Referendariatsexamen und wurde am 9. Juli 1775 zum Referendarius beim Kammergericht ernannt, aber schon im October 1776, in Anerkennung seiner Fähigkeiten, der Commission zur Einrichtung des Hypothekenwesens [417] in Westpreußen beigegeben, wo er zwei Jahre verblieb. Im J. 1780, am 20. Februar, nach absolvirter Assessorprüfung, wurde er bei dem ersten Senate des Kammergerichts zum Assessor cum voto und Criminalsecretarius ernannt und bald darauf (1781) zum Assistenzrathe befördert. Am 4. Juli 1785 wurde er Kammergerichtsrath, am 5. September 1786 Kammergerichtsrath der oberen Classe, 1787 Rath bei dem kurmärkischen Pupillencollegium, 1789 Rath bei dem französischen Obergericht. Unter Beibehaltung dieser drei Aemter kam er 1792 für die Reichs- und Rechtsangelegenheiten in das Cabinetsministerium, gab jene älteren Aemter indessen schon 1793 auf, da die Geschäfte seiner neuen Stellung ihn dazu drängten. Einen weiteren Fortschritt seiner amtlichen Laufbahn bezeichnet das Jahr 1797, als er im December zum Geheimen Legationsrath befördert ward, und da er auch unter dem Justizminister Freiherrn v. d. Reck im Lehnsdepartement arbeitete, ward er 1803 Geheimer Oberjustizrath. Als im J. 1809 die Friedensvollziehungscommission, deren Mitglied v. R. gewesen und in der er die vom Könige selbst ihm übertragene Direction in allen Justiz-, Hoheits- und geistlichen Sachen gehabt hatte, aufgelöst wurde, gaben ihm seine beiden Aemter eine neue Stellung bei den Centralbehörden für die auswärtigen und Justizangelegenheiten. Dazu wurde er 1810 Mitglied der neuerrichteten Generalordenscommission und 1811 vortragender Rath bei dem Staatskanzleramte mit dem Range eines Geheimen Staatsrathes. Nachdem er dann während des Krieges die Geschäfte der zweiten Section des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten interimistisch geleitet hatte, übertrug ihm im August 1814 der König die Stelle als Chef dieser Section unter Ernennung zum Wirklichen Geheimen Legationsrathe, und nun gab er die Stelle eines Geheimen Oberjustizrathes auf. Fortan bearbeitete er unter dem Staatskanzler Fürsten Hardenberg die Angelegenheiten des königlichen Hauses, des deutschen Bundes und der römisch-katholischen Kirche. Im J. 1818 wurde er Mitglied des Staatsrathes, 1819 Präsident des neuerrichteten Obercensurcollegiums, 1822 Director im Ministerium des königlichen Hauses. Dagegen legte er das im J. 1811 übernommene Amt als Präsident des Domkirchendirectoriums nieder. Das letzte ihm übertragene Amt war das des Directors des Geheimen Staats- und Cabinetsarchivs und der Provinzialarchivverwaltung, welche Stelle er bis an sein Ende bekleidete, während er mehrere seiner anderen Aemter nach und nach niederlegte. Am 10. Juli 1825 wurde v. R. bei Gelegenheit seine fünfzigjährigen Dienstjubiläums, „noch in seinem hohen Alter“, wie er selbst schreibt, „nützlich, thätig, gesund, froh und heiter“, zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädicate Excellenz ernannt. Die sechs activen Staatsminister schenkten ihm zu diesem Festtage seine von Professor Wichmann gemachte Büste aus Marmor, mit der Bestimmung, daß dieselbe nach seinem Tode im Geheimen Staats- und Cabinetsarchive aufgestellt werden solle. – Ehe die Berufsarbeit den Vielbeschäftigten ganz in Anspruch nahm, war v. R. auch schriftstellerisch thätig gewesen. Es sind folgende Druckschriften aus seiner Feder erschienen: „Lettres écrites à l'âge de sept ans, par C. G. de R., citoyen d’une riante ville des bords de la Moulde“, à Brandebourg 1772. – „Versuch über die Mittel wider den Kindermord. Auf Veranlassung der Mannheimer Preisfrage. Von einem Criminalrichter.“ Berlin und Stralsund 1782. – „Ueber die Vorurtheile wider die Vormundschaftscollegien“. Von den Kammergerichts- und Pupillenräthen Woldermann und v. Raumer. Berlin 1789. – Am 2. Juli 1833 schloß v. R. sein langes, treuester Pflichterfüllung gewidmetes und durch ausgezeichnete Dienste in hervorragenden Aemtern unter drei Königen bewährtes Leben.

[418] Neuer Nekrolog der Deutschen. XI. Jahrg. 1835. – Allgemeine Preußische Staats-Zeitung 1833 Nr. 192. – Gelehrtes Berlin im Jahre 1825.