Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Patenier, Joachim de“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 220–221, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Patenier,_Joachim_de&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 09:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Pater, Paul
Band 25 (1887), S. 220–221 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joachim Patinir in der Wikipedia
Joachim Patinir in Wikidata
GND-Nummer 118591975
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|220|221|Patenier, Joachim de|Joseph Eduard Wessely|ADB:Patenier, Joachim de}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118591975}}    

Patenier: Joachim de P., Maler, geb. in Dinant im Bisthum Lüttich um 1490, nach anderen Forschern in Bovines in der Grafschaft Namur, † in Antwerpen im J. 1524. Von seinen Lebensverhältnissen ist wenig bekannt, im J. 1515 wurde er als Meister in die St. Lucas-Gilde in Antwerpen aufgenommen, am 5. Mai 1521 vermählte er sich zum zweiten Male. Bei dieser Hochzeit war A. Dürer, der sich damals eben in Antwerpen aufhielt, als Gast anwesend. Als Künstler hat sich P. das besondere Verdienst erworben, die Landschaft aus ihrer untergeordneten Stellung befreit und zur selbständigen Kunstgattung erhoben zu haben. Früher nur als Hintergrund für historische Compositionen dienend, wurde sie nun Selbstzweck, so daß figürliche Darstellungen im Rahmen der Landschaft zur Staffage wurden. Es haben zwar schon die beiden van Eyck der Landschaft in ihren Bildern eine besondere Kunstpflege angedeihen, aber diese doch nur in zweiter Linie gelten lassen. P. führte seine Landschaften mit möglichstem Fleiße aus; aber auch die Figuren in denselben erfreuten sich, als wären sie Hauptsache, der gleichen Sorgfalt. Daß in der Landschaft das Bunte, Vielfarbige vorherrschte, daß Hintergründe eben so kleinlich und [221] detaillirt ausgeführt wurden, wie der Vordergrund und daß infolgedessen dem Gesammtbilde die Harmonie abging, wird nicht überraschen; die landschaftliche Darstellung befand sich eben in ihrem Kindesalter. Als Staffage verwendete P. solche biblische Stoffe, die eine stärkere Betonung des Landschaftlichen erheischen. Namentlich war es die Flucht der hl. Familie nach Egypten oder die Ruhe auf derselben, die P. oft malte. Wien besitzt zwei Bilder dieses Inhaltes; Berlin, Antwerpen, München je eines. Wien besitzt ein Hauptwerk seiner Kunst, die Taufe Christi, bezeichnet: Opus Joachim D. Patinier. Neben den genannten ist dann noch ein h. Hieronymus, eine Marter der h. Catharina zu nennen. Abweichend von seiner gewöhnlichen Stoffwahl erscheint P. in seiner Schlacht von Pavia mit der Gefangennahme Franz I., ebenfalls im Belvedere zu Wien. Die Bekehrung des h. Hubertus (in Berlin) setzt dann wieder das Landschaftliche nothwendig voraus. A. Dürer erhielt ein kleines von P. gemaltes Bild, das Loth mit seinen Töchtern darstellte vom Rathssecretär Adrian in Antwerpen. Dürer schreibt in seiner niederländischen Reise: Ich habe Meister Joachim mit dem Stift porträtirt und ihm auch noch ein Angesicht mit dem Stift gemacht. Das geschah im J. 1521. Nach der ersten Zeichnung existirt ein Stich, den Bartsch irrigerweise dem Dürer zuschreibt. Van Mander dürfte Recht haben, wenn er Conr. Cort als den Stecher bezeichnet.

v. Immerzeel. Kramm. Dürers Tagebuch.