ADB:Neu, Andreas Freiherr von

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Artikel „Neu, Andreas Freiherr von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 467–468, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neu,_Andreas_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 13:00 Uhr UTC)
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Neu: Andreas Freiherr von N., k. k. Feldmarschalllieutenant, Generalquartiermeister und Gouverneur von Mainz, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, geb. am 20. Juni 1734 zu Wien, † am 21. Decbr. 1803 zu Burgstall bei St. Pölten, kam zwar nicht in die Lage, seinen Namen in einer Reihe glänzender Thaten hervortreten zu lassen, beschieden war es ihm aber, dem Heere und dem Staate durch besondere Kenntnisse und noch in hohen Jahren bekundete Thatkraft, Standhaftigkeit und aufopfernde Hingebung außergewöhnlich dienstbar sein zu können. Schon mit 19 Jahren bekleidete er an der Ingenieurakademie zu Wien, in welcher er seine Ausbildung erhalten hatte, die Stelle eines Lehrers der Mathematik. Bald gelang es ihm auch durch unermüdlichen, selbstthätigen Fleiß und schaffenden Sinn sein geographisches Wissen zu erweitern, sich für die damals noch wenig gepflegte Landesaufnahme geeignet zu machen. N. wurde nun 1757 vorerst für das Zeichnen von Kriegskarten, Lager- und Situationsplänen etc. verwendet und veranlaßten seine hiebei bewiesene Geschicklichkeit und Verläßlichkeit im J. 1758 dessen Aufnahme als Lieutenant und Dessineur in den neu organisirten Generalstab, in welchem er 1759 zum Hauptmann vorrückte. Nach dem siebenjährigen Kriege, den N. höchst wahrscheinlich mitgemacht haben dürfte, besorgte und überwachte er bis zu den Türkenkriegen die militärischen Mappirungsarbeiten abwechselnd in Böhmen, Mähren, Schlesien, Oberösterreich, im Innviertel, Galizien, Ungarn, Niederösterreich, dann die Grundausmessung in Ungarn, Siebenbürgen, Croatien und Slavonien. Während dieser mühevollen, durch schätzbare Leistungen verdienstvollen Thätigkeit, bei welcher namentlich der bisher nicht beachteten Darstellung des Terrains eine vorwiegende Aufmerksamkeit zugewendet wurde, avancirte er vom Hauptmann bis zum Obersten. Im J. 1788 erhielt er die Berufung als Generalstabschef zum Armeecorps in Croatien. In dieser Stellung leitete er von 1788–1790 sowol die allgemeinen Operationen als auch die Belagerungen von Dubitza, Berbir und Belgrad und wurde im Jahre 1789 zum Generalmajor befördert. Noch im J. 1790 übernahm N. das Vicecommando zu Pleß und die Führung der Generalstabsdienste beim Observationscorps unter Laudon. N., welcher während der letzten Jahre und unter allen Verhältnissen eine höchst wirkungsvolle Einflußnahme auf alle Truppenleistungen und auch auf die untergeordneten Generalstabsofficiere ausgeübt, trat bei der Reduction des Generalstabes im Winter 1790–1791 an dessen Spitze. Im J. 1792 befand er sich bei der Armee am Rhein und als der Stand des Corps Ende April 1793 den Kriegsschauplätzen entsprechend in drei Abtheilungen gesondert wurde, erhielt er unter Belassung als wirklicher Chef des Corps die Eintheilung bei der Armee am Oberrhein. Seine Thätigkeit daselbst kennzeichneten Umsicht und möglichst gute Verwerthung der ihm zu Gebote gestandenen Mittel; besondere Anerkennung erwarb ihm die nach seinem Plane und unter seiner persönlichen Antheilnahme durchgeführte Erstürmung der Weißenburger Linien am 31. Octbr. 1793. Im Februar 1794 wurde er zum Reichsgeneralquartiermeister ernannt, von welchem Posten er jedoch noch in demselben Jahre seiner geschwächten Gesundheit wegen enthoben werden mußte; dagegen wurde ihm aber im Vertrauen auf seine Hingebung und geistige Kraft das Gouvernement von Mainz übertragen. Und N. hat auch durch die That [468] die in ihn gesetzten Erwartungen bewährt. Denn obgleich Mainz zu beiden Seiten des Rheins vom Feinde eingeschlossen worden war, wußte er sich doch die Verbindung mit der Armee im Felde frei zu halten, mit der Besatzung der Festung alle Angriffe abzuweisen, den Geist der Truppe stets kampfesmuthig zu erhalten und in dieser Lage so lange auszuharren, bis am 13. Octbr. 1795 der Ersatz statthatte, worauf er unverzüglich zur Verfolgung des Gegners schritt. Für sein mit Aufgebot aller Kräfte mehr als ein Jahr andauerndes Festhalten dieses bedeutenden Waffenplatzes wurde N. durch Verleihung des Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens, Ernennung zum Feldmarschalllieutenant und Weiterführung des Commandos zu Mainz geehrt. Nun bewirkte N., insoweit es ihm die Umstände gestatteten, die Steigerung der Vertheidigungsfähigkeit des genannten Operationsstützpunktes und rückte 1796 sogar mit einem Theile der Garnison ins freie Feld. Hiebei hat er sich gelegentlich des Gefechtes bei Wiesbaden und Flörsheim am 9. Septbr., wobei 30 Geschütze in seine Gewalt kamen, dann bei Diez am 16. Septbr. neuerliche Verdienste erworben und zur Erzwingung des Lahnüberganges bei Limburg viel beigetragen. Zu weiterer besonderer Thätigkeit ergab sich für N. jedoch kein Anlaß mehr; schon im J. 1798 mußte er krankheitshalber in den gänzlichen Ruhestand treten. Ist nun auch seine langjährige Wirksamkeit als Generalstabsofficier und Generalstabschef einstweilen nur zum geringen Theile aufgeklärt, so steht doch fest, daß er jederzeit mit außerordentlicher Selbstlosigkeit und mustergiltiger Pflichttreue sein Wissen und Können dem Wohle des Vaterlandes widmete.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich, 20. Th. Wien 1869. – Hirtenfeld, Der Milit.-Maria-Theresien-Orden etc., Wien 1857. – Szöllösy, Tagebuch gefeyerter Helden etc., Fünfkirchen 1837. – Angeli, Zur Gesch. d. k. k. Generalstabes, Wien 1876.