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Artikel „Nesselmann, Roderich“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 446, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nesselmann,_Roderich&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 12:36 Uhr UTC)
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Nesselmann: Roderich N. wurde am 27. April 1815 zu Fürstenau bei Elbing geboren, wo sein Vater Pfarrer war. Dieser unterrichtete den Sohn bis zum 15. Jahre selber und sandte ihn dann auf das Gymnasium zu Elbing. Nach fünf Jahren verließ N. diese Schule und bezog die Universität Königsberg, wo er sich dem Studium der Theologie widmete, daneben aber auch philologische, philosophische und litteraturgeschichtliche Collegia hörte. Nachdem er bis zum Jahre 1839 seine theologischen Examina absolvirt, kehrte er zunächst ins Elternhaus zurück, um seine jüngsten Geschwister drei Jahre lang zu unterrichten. Danach war er noch sechs Jahre lang Hauslehrer in zwei anderen Häusern, bis er endlich im J. 1847 zum Pfarrer in Tiegenhof erwählt wurde. Schon als Candidat hatte er den „Kern der heiligen Schrift, oder[WS 1] biblische Gedichte zur Erbauung“ (1845) veröffentlicht; in Tiegenhof entstand seine Schrift „Der evangelische Glaube, dargestellt und vertheidigt in Briefen“ (1853). Im October 1855 kam N. als dritter Prediger an die St. Marienkirche zu Elbing, wo er nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Leiter und Förderer gemeinnützig-christlicher Institutionen eine große Thätigkeit entfaltete. So gründete er eine Volksbibliothek, einen Jünglingsverein und übernahm die Leitung eines neu errichteten Diakonissenkrankenhauses. Auch als Schriftsteller fuhr er fort sich wirksam zu erweisen. „Luther’s Katechismus für Schule und Haus“ (1856) erlebte sieben Auflagen. Für sein „Buch der Predigten, oder Hundert Predigten aus verschiedenen Zeiten und Ländern, nebst einer Entwickelungsgeschichte der christlichen Predigt“ (1858) ertheilte ihm die theologische Facultät in Königsberg die Licentiatenwürde. Im folgenden Jahre gab er eine Sammlung „Glaubenslieder“ (1859) heraus, schlichte Weisen, vom Herzen kommend, zu Herzen gehend. Für die Lehmann’sche Volkskirchenzeitung lieferte er eine apologetische Bearbeitung der „Augsburgischen Confession“, die 1876 als besondere Schrift erschien. Was ihn in seinem Amtsleben und bei seinen vielen litterarischen Beschäftigungen – er hat sich an 18 Zeitschriften als Mitarbeiter bethätigt – beständig frisch und froh erhielt, war besonders sein äußerst glückliches Familienleben. Leider wurde dasselbe in den letzten Jahren durch den Tod zweier erwachsenen Kinder getrübt, einer Tochter und eines Sohnes, der bereits im Pfarramte stand. Dem letzteren hat er noch in der biographischen Erzählung „Vom Leben und Sterben eines jungen Pfarrers“ (1880) ein Denkmal gesetzt. N. starb, tief betrauert von seiner Gemeinde und seiner Familie, am 12. Juni 1881.

O. Krauß, Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert. Gütersloh 1879, S. 362. – Mittheilungen aus der Familie.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ober