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Artikel „Morstadt“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 328–329, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Morstadt,_Josef&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:05 Uhr UTC)
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Morstadt, Astronom. Sonderbarerweise ist dieser gewiß nicht unverdiente Mann von den Historikern geradezu ignorirt worden, so daß selbst Wolf, der [329] seinen biographischen Verhältnissen zuerst Aufmerksamkeit zuwandte und zu diesem Zwecke private Nachfragen anstellte, doch nur dürftige Angaben über ihn beizubringen in der Lage war. Diesen zufolge ist M., 1797 zu Kolin in Böhmen geboren, nachdem er seine Studien zu Prag mit gutem Erfolge absolvirt hatte, in den österreichischen Staatsdienst getreten und in seiner Eigenschaft als k. k. Rath i. J. 1869 auf einer Erholungsreise zu Lichtenwald in Steiermark plötzlich verschieden. Als Astronom hat sich M. dadurch Verdienst erworben, daß er für das von Bessel ins Leben gerufene Unternehmen der Berliner akademischen Sternkarten 1837 die Hora II bearbeitete. Noch mehr verdient sein Name in den Annalen der Kometenkunde genannt zu werden. Er sprach nämlich seiner Zeit schon ähnliche Ansichten über die nahen Beziehungen zwischen Kometen und Sternschnuppenschwärmen aus, wie sie später Schiaparelli systematisch zu begründen wußte, und er ist es auch gewesen, der mittelst Vergleichung verschiedener Kometenbahnen den bekannten Hauptmann v. Biela auf den Kometen von 1826 hinwies, der sich durch seine kurze Umlaufsdauer auszeichnet und vielleicht mit demselben Rechte den Namen Morstadt’s, wie denjenigen Biela’s führen würde.

Wolf, Geschichte der Astronomie, München 1877, S. 688, S. 716, S. 721. – Astronomische Nachrichten Nr. 347.