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Artikel „Millöcker, Karl“ von Eusebius Mandyczewski in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 409–410, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mill%C3%B6cker,_Carl&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:04 Uhr UTC)
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Millöcker: Karl M., Musiker, geboren am 29. Mai 1842 in Wien, † am 29. December 1899 in Baden bei Wien, tüchtiger Capellmeister und beliebter Operettencomponist. Anfangs sollte er, wie sein Vater, Goldschmied [410] werden; aber das musikalische Talent zeigte sich früh und fand eine tüchtige Ausbildung im Wiener Conservatorium. Schon mit 22 Jahren wirkte er als Theatercapellmeister in Graz, kam 1866 in gleicher Eigenschaft nach Wien an das Harmonie-Theater, dann (1869) an das Theater an der Wien, wo er durch fast 30 Jahre thätig war, die meisten seiner Operetten zum ersten Mal aufführte und ungemein populär wurde. Die bekanntesten und ihrer Zeit beliebtesten Operetten sind: „Das verwunschene Schloß“, „Apajune, der Wassermann“, „Der Bettelstudent“ (1882), „Der arme Jonathan“ (1890) und „Gasparone“. Sie sind zu Weltruf gelangt. Andere Werke dieser Art waren: „Der todte Gast“ (1865), „Die lustigen Binder“, „Diana“, „Die Fraueninsel“, „Der Regimentstambour“, „Ein Abenteuer in Wien“, „Die Musik des Teufels“, „Gräfin Dubarry“ (1879), „Die Jungfrau von Belleville“, „Der Feldprediger“ (1884), „Der Dieb“ (1886), „Der Viceadmiral“ (1886), „Die sieben Schwaben“ (1887), „Das Sonntagskind“ (1892) und die Musik zu dem berühmten Volksstück „Drei Paar Schuhe“. Seine letzte Operette „Nordlicht“ wurde 1896 aufgeführt. Außerdem schrieb er, wie es der Theaterbedarf mit sich brachte, die Musik zu einer großen Anzahl von Possen und Volksstücken aller Art und gab durch mehrere Jahre unter dem Titel „Musikalische Presse“ eine Sammlung besserer Salonmusik für Clavier heraus. Seine Musik ist leicht beschwingt, graziös und temperamentvoll, ohne jede Tiefe, aber eingänglich und unterhaltend, volksthümlich ohne gemein zu sein. Er ist einer der besten Vertreter der so bestrickenden aber auch so sehr vergänglichen Wiener Operette.