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Artikel „Michael, Samuel“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 676, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Michael,_Samuel&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 22:06 Uhr UTC)
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Michael: Samuel M., ein Musiker des 17. Jahrhunderts und ein Sohn des kursächsischen Kapellmeisters Rogier M. (s. o.), der einst aus den Niederlanden nach Deutschland wanderte. Die älteste urkundliche Nachricht über M. in den sächsischen Acten ist die Ertheilung eines Stipendiums von jährlich 50 Gulden zum Studium auf vier Jahre und stammt aus dem Jahre 1617, so daß wir seine Geburt wol um 1600 in Dresden ansetzen können. Zehn Jahre später finden wir ihn bereits als Organisten an der St. Nikolaikirche in Leipzig angestellt. Von seinen Compositionen ist uns nur Weniges aufbewahrt, doch ist es immerhin genügend seine Schreibweise zu kennzeichnen. Sein Hauptwerk sind die „Psalmodia regia, das ist: Außerlesene Sprüche aus den ersten 25 Psalmen“. Sie erschienen 1632 in Leipzig bei Joh. Francken sel. Erben und Samuel Scheiben. Die italienische Opernschreibweise beherrscht die deutschen Musiker damaliger Zeit in einer Weise, daß man ihren ehemaligen Ernst in der Kunst gar nicht mehr wiederfindet. Aus den ernsten und erhabenen Klängen des 16. Jahrhunderts ist eine leicht bewegliche Musik entstanden, die zwar des Contrapunkts nicht ganz entbehrt, doch sich weit mehr dem weltlichen als geistlichen Satze nähert. Der Bassus continuus ist reichlich beziffert und dem Ausführenden bleibt ein gut Theil übrig die fehlenden Mittelstimmen zu ergänzen. Außerdem liegen mir noch zwei Gelegenheitsgesänge vor, die über weltliche Gedichte componirt sind und einen recht gefälligen Charakter haben. Das Lied „Frisch auf, mein Suldaron“ für zwei Discantstimmen und bezifferten Baß (von 1630) hat sogar einen lustigen volksthümlichen Anstrich. Die beiden Discantstimmen gehen oft in gleicher Bewegung, d. h. in Terzen und Sexten. Auch die Canzonetta von 1627 (die Drucke findet man alle auf der königlichen Bibliothek in Berlin) hat eine leichte gefällige Art und die Motive zeigen bereits einen melodischen Schwung, wenn sie auch an und für sich nicht bedeutend sind, denn man befand sich damals noch in den Kinderschuhen, was Melodiebildung betraf. Einige seiner Kirchenmelodien sind auch in das 1646 zum ersten Male gedruckte sogenannte Gothaische Cantional aufgenommen. Von da ab verschwindet sein Name.