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Artikel „Manilius, Cornelius“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 193–196, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Manilius,_Cornelius&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 21:07 Uhr UTC)
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Manilius: Cornelius M., Stammvater einer Buchdruckerfamilie zu Gent in Flandern im 16. Jahrhundert. Der Gründer des Geschäftes war zu Brügge, ist, nach älteren Biographen, zu Gent selbst, geboren, denn er ließ auf [194] den Titel einer seiner Schriften drucken: „Cornelius diet maecte | die heuet gheprent | Manilius van Brugghe wonachtich te Gend“. In welchem Jahre er geboren ward und welches Standes seine Eltern waren, ist nicht überliefert, doch kam er im J. 1548 nach Gent, wenigstens trägt das erste durch ihn daselbst gedruckte Buch diese Jahreszahl. Neben seiner typographischen Beschäftigung huldigte er auch den Musen und verfaßte und druckte 1558 in Folio: „Pompa Triumphalis Philippo II. Gandari cum isthic Velleris Aurei Comitia celebraret. Latine, Gallice, Flandrice“, sowie ein allegorisches Gedicht „De Dood. Drama“, das jedoch nicht weiter bekannt geworden ist; auch scheint er der Verfasser noch mehrerer anderer lateinischer Werke gewesen zu sein, denn Sanderus a. a. O. bezeichnet ihn als einen Schriftsteller „latinis litteris apprime excultus“, doch sind die meisten dieser Productionen nicht auf unsere Tage gekommen. Seine Wohnung und Officin hatte er anfangs „in de Scheldstrate“, im J. 1558 und vielleicht schon vor dieser Zeit siedelte er „in ’t metsers huus achter sinte Nicolaskerke“ über. Sein Buchdruckerzeichen trägt die Devise: „Pax vna triumphis innumeris potior“. Er führte den Titel: „Typographus juratus“, verfügte über ein sehr beträchtliches typographisches Material und war ausreichend versehen mit lateinischen, griechischen und vlämischen Typen. Seine Ausgaben sind correct und der Druck rein. Unter seinen zwanzig datirten Erzeugnissen, wozu noch mehrere unbezeichnete kommen, zeichnen sich besonders aus: „Aurelij Prudentij Clementis … Hymnorum Cathemerinon Liber“, 1548. 8°; „Declaratie van der Triumphe bewezen den Hooghe Gheboren Prince van spaengien | Philips | Des Keisers Chaerles van Oostenryc Zone | binnē der stad van Ghend“, 1549. 4°; für welchen Druck ihm eine Remuneration von 33 sch. 19 d. gr. bewilligt wurde; „Polydori Virgilii Vrbinatis Angliae Historiae libri viginti sex“, 1556. 8°. Außerdem war seine Officin auch für die des Joh. van der Steene (Lapidanus) thätig, für welche er u. a. „typis Manili“ 1555 zwei Werke „D. Prosperi Aquitanici Episcopi Reg. Ex Sententiis Sancti Augustini, Epigrammaton libellus“ und „Ordonnancie byder K. M. op de Qvade Weghen Ende Straaten binnen den Lande van Flanderen“, das erstere in Octav, das letztere in Quart herstellte. M. starb im Jahre 1558 oder 1559.

Ihm folgte sein Sohn Ghileyn (Gislain, Gislenus) M., eben so wie der Vater „ghezwooren Drucker“. Er bewohnte noch einige Zeit das väterliche Haus, bezog dann aber ein anderes „op de Cooren Leye, by de vyf Helmen“ und wechselte nochmals mit einem solchen „te Putte, in de wytte Duyue (columba), naest de Gulden Schale“, worin er endlich und ebenso seine Nachfolger länger als ein Jahrhundert, mit einer Unterbrechung von 1576 bis 1584 verblieben. Obgleich dieser Drucker seine Kunst nur während vierzehn Jahre betrieb, so verdanken wir ihm doch im Verhältniß der Erzeugnisse der Genter Presse zu dieser Zeit (Johann I. van der Steene 1552–76, Gerh. v. Salenson 1554–68 und Heinrich v. d. Keere 1556–67: Bd. XV, 508) die Veröffentlichung einer ziemlich bedeutenden Zahl wichtiger Werke, wenn auch dieselben, wie schon bei seinem Vater, nicht immer auf seine eigene Rechnung gedruckt wurden, sondern die eben genannten gleichzeitigen Genter Buchdrucker die Herausgeber waren. Außerdem war M. der Drucker einer großen Zahl anderer und zwar patriotischer Bücher und Broschüren, auf die er sich aber wohl hütete, seinen Namen zu setzen. Es waren dies Flugschriften politischen Inhalts, die in jener Epoche der niederländischen Unruhen in so großer Zahl erschienen und, wenn man auf die harten Strafen blickt, welche jede Ueberschreitung der k. Ordonnanzen in Betreff des Buchhandels und der Druckerei mit unerbit1licher Strenge trafen, so braucht man nicht zu erstaunen, daß er die [195] Vaterschaft solcher Schriften verleugnete. Gleich seinem Vater huldigte auch er in guten Stunden der Muse der Dichtkunst, aber es haben sich bis jetzt nur einige kleine Stücke in vlämischer Mundart auffinden lassen, welche aus seiner Feder flossen und die er in der Regel mit seinem Motto versah: „Paeys is goedt, Sancta probis Pax est“. Wenn ihm aber nur ein mittelmäßiges Talent zur Poesie innewohnte, so war er doch um so mehr auf die Vervollkommnung seiner Officin bedacht, und so ist er auch der einzige, der zuerst zu Gent eigene Typen zur Composition der Musiknoten verwendet hat. Unter den 49 größeren und kleineren Druckwerken, die mit seinem Namen bezeichnet sind, sind hervorzuheben: „De Repvblica, Vita, Moribus, gestis, fama, religione, sanctitate Imperatoris Caesaris Aug. Quinti Caroli …“, 1559. Fol.; „Den Hof En Boomgaerd der Poesien, inhoudende menigherley soorten van Poetyckelicke blommen … T' Ovtste is Tbeste Paeys is Goedt …“, 1565. 8°; „Psalmen Davids Na d' Ebzeensche waerheyt … Liedekins – wys in dicate ghestelt …“,[WS 1] 1565. 8°; „Copie Don Fernando Aluarez de Toledo Duc D’ Alua …“,[WS 2] 1559. 4°; „Le prêtre qui porte l'extrême – onction aux malades, doit toujours être accompagné de deux personnages notables des mestiers de la Loy, pour surveiller et au besoin punir ceux qui par geste, par paroles ou par quelque autre acte, se montreraient irrévérencieux pour le S. Sacrement“, 4°; „Statvta Primae Synodi Dioecesis Gandarensis sub … Cornelio Jansenio …“, 1571. 8°; „Levini Limnii Medici Zirizaei Occvlta Naturae Miracvla …“, 1572. 8°; „Liber Proverbiorvm Salomonis Carmine Elegiaco Redditvs Avtore Joachimo Tydichio, Berlinensi, Marchita, Poeta Lavreato“, 1578. 8°.

M. starb im Jahre 1573 und nun übernahm die Leitung des Geschäfts bis zum Jahre 1575 dessen Wittwe, welche in ihren Drucken zeichnete: „Weduwe van Ghileyn M., te Putte inde witte Duyue, naest de gulden Schale“ und elf Erzeugnisse in vlämischer, französischer und lateinischer Sprache herausgab. Ihr folgte Walter (Gauthier) M. von 1574–1627, von allen Genter Druckherren derjenige des 16. Jahrhunderts, welcher die langdauerndste Thätigkeit von fast 52 Jahren entfaltete. Gleichwohl gingen aus seiner Presse nur etwa sechzig kleine Abhandlungen hervor, deren Mehrzahl nicht das geringste Interesse für Litteratur oder Geschichte bietet. Es verschuldeten dies lediglich die grausamen Edikte, welche unter der spanischen Herrschaft durch eine unerbittliche Censur jeden Geistesaufschwung ertödteten und die Schriftsteller abhielten, die Frucht ihrer Arbeit der Presse zu übergeben. Aber da eine so gut ausgestattete Werkstätte, wie diejenige des M., doch nicht immer unthätig bleiben konnte, so ist wohl zu glauben, daß er die große Zahl von Publicationen habe ausgehen lassen, die man so zahlreich gegen das Ende des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden erscheinen sah. Einen weiteren Beweis für die Vorzüglichkeit seiner Officin bietet auch der Umstand, daß er nicht selten mit Aufträgen anderer Genter Buchdrucker beehrt wurde, wie von Joh. v. d. Steene, der Wittwe des Gerhard v. Salenson und des Peter de Clerk, von Cornelius v. Reckenare, Joh. v. d. Kerchove (Bd. XV, 625), ja selbst von Parys v. Amsterdam. Sein Geschäft befand sich im ererbten väterlichen Hause „in de witte Duyue“, mit Ausnahme der Jahre 1576–84, in welchen der Buchdrucker Peter de Clerk und seine Wittwe, dann Cornelius de Reckenare dasselbe in Besitz hatten und dagegen die Manilius’sche Officin sich befand „inde Lange Munte, recht van den Pauweunenstreē“ und (1582) „in de Breyelsteghe by de Burghstrate“. Nach seinem Tode erschienen noch 1627 unter der Firma seiner Wittwe „wonende te Putte inde witte Duyue, by t’ Belfort“ zwei Werke. Die Nachfolger überschreiten die für die Niederlande gestellten zeitlichen Grenzen der Allg. D. Biographie; [196] es sind Servais M., der älteste Sohn des Walter von 1631–1649 und dessen Neffe Balduin (Haudouin) M. von 1649–1684 und mit dessen Wittwe erlosch die altberühmte Druckerei.

Sanderus, De Gandar. clar. p. 35. Foppens, Bibl. belg. I, 213. Geysbeck, Woordenboeck nederland. dichters III. 112, IV, 319. Belgisch Museum I, 424. Paquot, Mémoires XIV, 305. Brunet, Manuel III, 28, 93. Backer et Ruelens, Annal. de l’impr. Plantin. p. 73. Vanderhaeghen, Bibl. Gantoise I, 106—120, 121—133, 141, 178—291. Bibliophile belge 1859. 171.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Öffnendes Anführungszeichen fehlt.
  2. Vorlage: Schließendes Anführungszeichen fehlt.