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Artikel „Locatelli, Joseph von“ von Wilhelm Paul Aurich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 770, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Locatelli,_Joseph_von&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:22 Uhr UTC)
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Locatelli *): Joseph von L., kaiserlicher Vasall und Edelmann im Herzogthum Kärnten, Erfinder einer Saemaschine, lebte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Geburts-, Todesdaten und Orte sind unbekannt). Die von L. im J. 1663 erfundene Saemaschine bestand in der Hauptsache aus einem hölzernen Kasten, dessen Boden mit Löchern versehen war. Dieser Kasten wurde so an die Handhaben des Pfluges gebunden, daß er dicht hinter der Pflugschar über dem Erdboden hing. In seinem Innern befand sich eine mit Querhölzern versehene Walze, die im Mittelpunkt eines Rades befestigt war. Bei der Benutzung des Pfluges lief das Rad auf dem Erdboden und setzte so die Walze in Bewegung, die dann mit ihren Querhölzern den Samen durch die Löcher des Kastens auf die Erde schüttete. In der 14 Seiten starken Quartschrift: „Beschreibung Eines neuen Instruments | Mit welchen Weitzen | Korn | Haber | Gersten und all anders Getraide | Der Acker-Früchte | in gebührender Gnüge | auch gleicher Austheilung und Tieffe | mit sonderbahrem Nutzen | Ersparung zweyer Drittel Samens | auch ersprießlicher vermehr- und verbesserung der Frucht kann zugleich geackert und gesäet werden. Vormahls erfunden von Joseph von Locatelli, Landmann in Ertz-Hertzogthum Carndten. Nunmehro aber bey diesen schweren Zeiten | allen Liebhabern des Ackerbaues | bevorab denen durch Krieg- und Verhärung an Necker und Rhein wohnenden | zum besten und Nutz mitgetheilet. Anno 1690“, befindet sich eine Beschreibung und Abbildung dieser Maschine.

Auf Befehl des Kaisers wurden unter Aufsicht des dazu ernannten Commissars Edler v. Crollolanza, zu Laxenburg (unweit Wiens) Versuche mit der Maschine angestellt. Dieselben nahmen einen so günstigen Verlauf, daß der Kaiser L. beschenkte und mit einem Empfehlungsschreiben an den Hof des Königs von Spanien sandte.

Außer den oben genannten Schriften vgl.: Jac. Fr. Reimmann, Versuch einer Einleitung i. d. Historiam Literariam derer Teutschen III, 2, Halle 1710. – Zedler, Großes, vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste XVIII, Halle und Leipzig 1738. – Jöcher, Allgem. Gelehrten-Lexikon II, Leipzig 1751. – Beckmann, Beyträge zur Geschichte der Erfindungen IV, Leipzig 1799.

*) Zu Bd. LII, S. 52.