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Artikel „Linhart, Anton“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 710–711, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Linhart,_Anton&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:11 Uhr UTC)
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Linhart: Anton L., geb. am 11. December 1756 zu Radmannsdorf in Krain, † zu Laibach am 14. Juli 1795. – Der verdienstvolle, leider früh verstorbene Geschichtschreiber seines Vaterlandes versuchte es zunächst mit der geistlichen Laufbahn als Noviz des Cisterzienserklosters Sittich, verließ es aber bald, um in den Jesuitenorden einzutreten, und den wissenschaftlichen Neigungen zu leben. Die Aufhebung der Gesellschaft Jesu durchkreuzte dies Projekt und bestimmte ihn nun, sich den juristischen Studien an der Wiener Universität zuzuwenden. Hier war er ein fleißiger Zuhörer Sonnenfels’ in dessen Collegium über Polizei, Handlungs- und Finanzwissenschaft. Daheim in Laibach unterkam er zunächst in der bischöflichen Kanzlei, dann erhielt er die Stelle des Protokollisten im Kreisamte. Als solcher machte er sich bald durch sein Talent und bildungsfreundliches Streben immer bemerkbarer, so daß er das Amt eines k. k. Kreisschulinspectors erhielt und dann zum wichtigen Posten eines landschaftlichen Secretärs befördert wurde. Seine ausgesprochene schriftstellerische Begabung und Vielseitigkeit offenbarte sich in ihrem Keime bereits 1771, als der 15jährige L. auf die Erhebung des Grafen Karl von Herberstein (eines der entschiedensten Josephiner) zum Fürstbischof von Laibach eine alcäische Ode dichtete. Diese dichterische Ader regte sich in seiner Ode auf den Tod Maria [711] Theresia’s (1780, Laibach) und in dem von ihm im gleichen Jahre herausgegebenen Almanach, welcher unter dem Titel „Blumen aus Krain“, ein Singspiel und Gedichte (letztere enthalten auch deutsche Bearbeitungen slovenischer Sagen, wie der vom Lamberger und Peham) darbot; als dramatischen Versuch lernen wir sein Trauerspiel „Miß Jenny Lowe“ kennen, das in Augsburg bei C. H. Stade erschien. L. wurde eine der Hauptkräfte des 1781 wiedererstandenen Laibacher Litteraturvereins, d. i. der „Academie der Operosen“, unter der Direction des Grafen Edling und dem Präsidium des Freiherrn von Gussitsch. Sie folgte in ihrer leider schon 1787 wieder erloschenen Thätigkeit den allgemeinen Impulsen der theresianisch-josephinischen Epoche. Welche Rolle L., in seiner ganzen litterarischen und gesellschaftlichen Thätigkeit ein freisinniger Mann, als Triumvir in der Untersuchungskommission spielte, welche 1785 gegen den ob ketzerischer Psychologie und Theologie denuncirten Lycealprofessor Novak Amt zu handeln hatte, entzieht sich unserer Kenntniß. Wir wollen aber gerne glauben, daß er die kaiserliche Entschließung vom 18. October 1785, welche dem Laibacher Kreisamte durch das Gubernium intimirt wurde, und den scharfen Verweis dieser Oberbehörde, man habe in einer blos wissenschaftlichen Frage behördlich inquirirt, von Herzen gut hieß. Das bedeutendste Werk Linhart’s, das uns den allzufrühen Tod des Verfassers doppelt bedauerlich erscheinen läßt, ist sein „Versuch einer Geschichte von Krain und der übrigen südlichen Slaven von Oesterreich“ (Laibach 1788, 1791, 2 Bde.). Allerdings konnte der Verfasser nur die Vorhalle der Geschichte seines Vaterlandes, die älteste Epoche bis zur Begründung der Frankenherrschaft, bewältigen, da ihn mitten aus seinen weiteren Arbeiten auf diesem Felde der Tod riß, aber dieses umfangreiche Bruchstück beweist am besten, wie ernst und gründlich – im Geiste und mit den Hilfsmitteln seiner Zeit – L. als Autodidakt die sich selbst gestellte Aufgabe durchzuführen beflissen war. L. hat auch seinen Platz in der slovenischen Litteratur seines zweisprachigen Heimathlandes, deren schüchternen Anfängen seine dramatischen Gelegenheitsarbeiten, nämlich die slovenische Bearbeitung der „Feldmühle“ von Richter als: Zupanova Micka und der Komödie von Beaumarchais: „La folle journée ou le mariage de Figaro“ als Veseli dan ali Matičeck se ženi – für Dilettantenvorstellungen zu Wohlthätigkeitszwecken – allerdings sehr zu Statten kamen.

Vgl. Neue Ann. der österr. Liter. II. 1808. Safařik, Gesch. d. südslov. Lit. herausgegeben von Jireček I. Wurzbach XV. Bd. 213–214. Dimitz, Gesch. Krains II. (8. Buch, 3. Cap.) 1875.