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Artikel „Lindner, Friedrich“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lindner,_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 14:05 Uhr UTC)
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Lindner: Friedrich L., Tenorist an der markgräflichen Kapelle zu Ansbach und Baireuth im 16. Jahrhundert, war um 1540 in Liegnitz geboren, wurde Sängerknabe in der kurfürstlich sächsischen Kapelle und als die Stimme mutirte, vom Kurfürsten in die berühmte Schule von Pforta und dann auf die Universität in Leipzig geschickt, um Humaniora zu studiren. 1588 theilt er dann in der Dedication zu seiner „Gemma musicalis“ mit, daß er schon 10 Jahre der Hofkapelle Georg Friedrichs (von Ansbach und Baireuth) angehöre; dagegen besitzt die Augsburger Stadtbibliothek einen Codex, der von L. geschrieben ist und wo er sich schon 1568 „Marggreuischer Brandenburgischer Musicus und Tenorist“ nennt. Uebrigens muß sich L. später nur zu Zeiten in Ansbach aufgehalten haben, denn er bekleidete um 1588 das Cantorat an der St. Egidienkirche in Nürnberg, wo er nach Fétis sogar schon im J. 1574 angestellt wäre. Lindner’s Verdienst besteht in der Herausgabe einer Anzahl bedeutender Musiksammelwerke; in der verhältnißmäßig kurzen Zeit von 1585–1591 erschienen 356 Motetten von 4 bis zu 10 Stimmen, 5 Messen und 20 Magnificat. Dieselben bilden acht verschiedene Sammlungen in Stimmbüchern und umfassen die damals bedeutendsten italienischen Componisten, nebst einigen Niederländern, die aber auch zum großen Theile in Italien lebten, wie Jachet Wert, Cipriano de Rore, Philipp de Monte u. A. Die Deutschen scheint er absichtlich fast ganz übergangen zu haben, nicht etwa aus Abneigung oder Mißachtung, sondern wol mehr in der Absicht seinen Landsleuten zu zeigen, was man in Italien leiste und ihnen die sonst für sie schwer erreichbaren Werke zugänglich zu machen. Man trifft in diesen umfangreichen Sammelwerken nur zweimal den Hans Leo Haßler und je einmal den Gregor Aichinger und Bernhard Klingenstein an. Sein ganz besonderes Augenmerk hat er auf die beiden Gabrieli gerichtet und mit Recht, denn gerade sie verdienten Verbreitung. Seine Sammelwerke genossen eines solchen Rufes, daß, wie er erzählt, die italienischen Componisten selbst ihm ihre Compositionen einsandten, damit er sie darin aufnehme.

Pfudel, Liegnitzer Katalog. Eitner, Bibliographie der Musiksammelwerke.