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Artikel „Lehfeld, Otto“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 611–612, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lehfeld,_Otto&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:53 Uhr UTC)
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Lehfeld: Otto L., Schauspieler, wurde am 3. Februar 1825 zu Breslau als dritter Sohn eines Lieutenants geboren. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt und sollte nach dem Wunsche seines Vaters Medicin studiren. Da er jedoch keine Neigung dazu hatte, verließ er gegen den Willen seiner Eltern Breslau und trieb sich mehrere Jahre hindurch mit wandernden Schauspielergesellschaften umher, wobei er die Schattenseiten dieses Theaterlebens nach jeder Richtung hin kennen lernte. Durch Franz Dingelstedt, der auf sein großes Talent aufmerksam geworden war, im J. 1855 nach München berufen, erhielt er an der dortigen Hofbühne reichlich Gelegenheit, seine glänzenden Gaben weiter zu entwickeln. Er gastirte von München aus häufig an auswärtigen Bühnen, z. B. in seiner Vaterstadt Breslau, wo er die begeistertste Aufnahme fand, konnte sich jedoch nicht dazu verstehen, länger als ein reichliches Jahr auszuhalten. Vielmehr begab er sich wieder auf die Wanderschaft, theils gastirend, theils sich für kurze Zeit zu einem festen Engagement entschließend. Erst als Dingelstedt, der inzwischen die Leitung des Weimarer Hoftheaters übernommen hatte, ihm eine Stellung an dieser Bühne unter sehr günstigen Bedingungen anbot, ließ er sich für die Dauer fesseln (16. Januar 1861). Doch war seines Bleibens auch in Weimar nicht lange. Er mußte schon im J. 1871 pensionirt werden, da er sich durch zunehmende Taubheit von Jahr zu Jahr in seinem Schaffen beeinträchtigt fühlte. Er starb in Weimar am 23. November 1885. – Lehfeld’s Ruf war eine Zeitlang bedeutend. Er galt als ein vorzüglicher Shakespearedarsteller und wurde namentlich in Rollen wie König Lear, Macbeth, Richard III., Shylock, Coriolan, Othello allgemein bewundert. Er besaß ein „gewaltiges Temperament, das zwar wild und ungezähmt wie ein tosender Sturzbach dahinschoß, aber doch [612] in seinen leidenschaftlichen Ausbrüchen die großen Konturen der wahren und echten Künstlerschaft deutlich erkennen ließ“. Im übrigen war er „ein ganz curioser Kauz“, der sich und Anderen das Leben oft nicht leicht gemacht zu haben scheint.

Die Deutsche Schaubühne. Hrsg. von Martin Perels. 8. Jahrgang 1867, Heft 12, S. 56, 57. – Frz. Grandaur, Chronik des Kgl. Hof- und National-Theaters in München. München 1878, S. 157, 159. – Almanach der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. Hrsg. von E. Gettke. 15. Jahrg. 1887, Leipzig o. J., S. 85, 86. – Ludwig Eisenberg’s Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig 1903, S. 585. – M. Martersteig, Das deutsche Theater im neunzehnten Jahrhundert. Leipzig 1904, S. 456. – C. E. Doepler der Aeltere, 75 Jahre Leben, Schaffen, Streben. Berlin u. Leipzig 1900, S. 304, 307.