ADB:Ledermüller, Martin Frobenius
Ledermüller: Martin Froben L., wurde am 20. August 1719 zu Nürnberg geboren. L. führte ein sehr wechselvolles Leben. Nachdem er zunächst durch einen Hauslehrer, dann auf der höheren Schule seiner Vaterstadt eine gute Vorbildung genossen hatte, bestimmte ihn sein Vater ganz gegen seine Neigung zum Kaufmann und gab ihn in die Lehre. Nach drei Jahren gab er jedoch den beständigen Bitten des Sohnes nach und erlaubte ihm, eine Stelle bei einem Notar anzunehmen, um sich zum Schreiber auszubilden. Hier wurde der wißbegierige Jüngling in die Elemente der Rechtswissenschaft eingeführt und bezog im J. 1743 die Universität Jena, um Philosophie und Rechtswissenschaft zu studiren. Allein schon nach Verlauf eines Jahres verlangte sein Vater, der nur ungern seine Einwilligung gegeben hatte, daß er wieder nach Nürnberg zurückkehre. Um sich dem väterlichen Zwange zu entziehen, ließ L. sich anwerben und trat in kaiserliche Dienste. Als er jedoch dem gegebenen Versprechen entgegen als gemeiner Soldat eingestellt wurde, nahm er seinen Abschied. Auf seiner Reise nach Nürnberg wurde er zum französischen Kriegsdienste gepreßt; jedoch gelang es dem Vater, ihn loszukaufen. Der Empfang im väterlichen Hause, sowie die fernere Behandlung war jedoch so unerträglich, daß L. sich entschloß, zu entfliehen. Ein Freund, an den er sich in seiner Bedrängniß wandte, empfahl ihn dem Freiherrn v. Kaiserling, der ihn als Secretär mit nach Dresden nahm. Nachdem er darauf noch bei verschiedenen hochgestellten Personen die gleiche Stelle bekleidet hatte, gelang es ihm, in Nürnberg 1749 als Sollicitator beim Bürgermeisteramte angestellt zu werden. 1756 wurde er Procurator an dem Stadt- und Ehegerichte daselbst, mußte jedoch schon 1759 wegen Verlustes seines Gehörs diese Stelle wieder aufgeben. Er begab sich nach Erlangen und widmete sich, nachdem er ganz unerwartet sein Gehör wieder erlangt hatte, ganz seinen schon früher begonnenen physikalischen und mikroskopischen Untersuchungen. 1760 erhielt er das Decret als Justizrath und im folgenden Jahre einen Ruf als Assistent des unter Leitung des Hofrath Wagner stehenden Naturaliencabinets in Baireuth. Ein schmerzhaftes Leiden zwang ihn jedoch, nach wenigen Jahren auch diese Stelle wieder aufzugeben. Er siedelte nach Nürnberg über und konnte zu seinem großen Schmerze einen ehrenvollen Ruf nach Mannheim als Consistorialrath mit ansehnlichem Gehalt nicht annehmen. Er bezog eine Pension von 300 Gulden und wurde schließlich infolge seines körperlichen Leidens schwermüthig. L. starb am 16. Mai 1769. Seine sorgfältigen mikroskopischen Untersuchungen haben ihm einen hohen Ruf erworben. Seine Hauptwerke sind: „Mikroskopische Gemüths- und Augen-Ergötzungen, bestehend in 100 nach der Natur gezeichneten und mit Farben erleuchteten Kupfertafeln, mit Erklärungen“, Nürnberg 1761. „Die mikroskopischen Gemüths- und Augen-Ergötzungen. Drittes Fünfzig, sammt einer getreuen Anweisung, wie man alle Arten von Mikroskopen geschickt, leicht und nützlich gebrauchen soll“, Nürnberg 1762. „Versuch bei angenehmer Frühlingszeit die Vergrößerungsgläser zum nützlichen und angenehmen Zeitvertreib anzuwenden“, Leipzig 1765. „Nachricht von einer Ausgabe der Abbildungen der seltensten und schönsten Stücke des hochfürstlichen Naturaliencabinets in Baireuth“, 1762. Außerdem verfaßte L. noch zahlreiche Schriften über von ihm mikroskopisch untersuchte Gegenstände. L. wandte für die in den Aufgüssen entstehenden Thierchen zuerst den Namen Infusionsthierchen an.