ADB:Ledebur, August Ludwig Freiherr von

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Artikel „Ledebur, August Ludwig Freiherr von“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 111–112, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ledebur,_August_Ludwig_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 13:00 Uhr UTC)
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Ledebur: August Ludwig Freiherr v. L. ist seinen Eltern, dem Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammer zu Hamm und dessen Gattin, geb. Freiin v. Görz-Wrisberg, als der siebente von neun Söhnen am 18. Septbr. 1776 zu Hamm in Westfalen geboren. In dem Stifte zu Schildesche, dem Wohnsitz zweier weiblicher Anverwandten, erhielt er seine erste Erziehung und wurde für eine Civillaufbahn bestimmt. Doch gelang es ihm bald, die Einwilligung zum Eintritt in das Heer zu erlangen, dem er dann, gleich sieben seiner Brüder, mit Leib und Seele 56 Jahre hindurch angehörte. Zunächst wurde er in die Listen des in der Altmark garnisonirenden 7. Kürassierrregiments eingetragen, zu welchem er am 19. Mai 1792 einberufen wurde. Als er nach schwerer Krankheit Anfang Juni in Salzwedel eintraf, war das Regiment bereits nach dem Rheine abgerückt. Er wurde nun beim Depot ausgebildet und [112] marschirte im Januar 1793, unterdessen zum Cornet befördert, mit einem Commando dem Regimente nach, welches bei Mainz stand. Erst der 14. September, der Tag von Pirmasens, führte das Regiment ins Gefecht, das es mit hoher Auszeichnung bestand; es nahm 13 feindliche Geschütze (die es fortan im Siegel führte) und es war L. vergönnt, von diesen Trophäen zwei Geschütze persönlich zu erobern. Im Verlaufe des Gefechts wurde er mehrmals und zum Theil sehr schwer verwundet, so daß er sich erst zum Feldzuge von 1794 wieder dem Regiment anschließen konnte. Nach geschlossenem Frieden (zu Basel) mit dem Regiment zur Demarcationslinie nach Westfalen commandirt, that L., getrieben von dem Verlangen nach höherer geistiger Ausbildung, den ungewöhnlichen Schritt, auf ein Jahr Urlaub zu erbitten, um in Göttingen studiren zu können. Anfänglich schroff abgewiesen und auf der Universität mit Mißtrauen empfangen, setzte er doch sein Vorhaben durch und studirte während des Jahres 1800 auf der Georgia-Augusta, von wo er in die Friedensgarnison zurückkehrte und sich mit Eifer dem Dienste widmete. In der Campagne von 1806 hatte er das Unglück, bei Auerstädt gefangen zu werden. Auf dem Marsche nach Frankreich entsprang er in Mechterstedt bei Gotha dem Transporte und gelangte nach ungeheueren Anstrengungen und Mühsalen nach Travemünde, von wo er sich am 18. November nach Rußland einschiffte. Dort aber ward er 4 Wochen hindurch als Arrestant festgehalten und gelangte erst gegen Weihnachten wieder ins Vaterland. In Königsberg hatte er den Vorzug, zur Dienstleistung beim Regiment der Garde du Corps commandirt zu werden, wo er bald Gelegenheit fand, sich bei dem selbständig ausgeführten Ueberfall von Bialokowo sehr auszuzeichnen und den Orden pour le mérite zu verdienen. Im Februar 1807 wurde er Stabsrittmeister und kehrte im Winter 1809 mit dem Regiment nach dessen Garnison Potsdam zurück, wo er im December 1811 Major wurde. Die Campagne von 1813 machte L. beim Regiment mit, ohne Gelegenheit zu finden, persönlich hervorragendes zu leisten. Dicht vor Paris wurde er zum Commandeur eines neu zu errichtenden Elb-National-Husarenregiments ernannt und mußte den Kriegsschauplatz verlassen, um in Aschersleben die Formation zu leiten. Mit dem neuen Regiment nahm er dann an der Belagerung von Magdeburg Theil, marschirte sodann nach Dresden und weiter nach Lübben und rückte 1815 nach dem Rhein, wo das Regiment der Rerservecavallerie unter Prinz Wilhelm zugetheilt wurde und der nunmehrige Oberstlieutenant v. L. nach der Schlacht von Ligny ein größeres Arrieregardecommando erhielt und dann nach Paris marschirte. Nach geschlossenem Frieden in die Garnison Aschersleben zurückgekehrt, blieb L., später als Oberst, Commandeur seines (des 10.) Husarenregiments bis zum Jahre 1830, wo er als Generalmajor Commandant von Kolberg wurde. In diesem ihm ganz neuen Wirkungskreise blieb er, 1840 zum Generallieutenant ernannt, bis zu seiner durch eine im Dienst erhaltene Verletzung nothwendig gewordenen Verabschiedung, die am 1. Decbr. 1848 erfolgte, und machte sich daselbst durch Reorganisation des Garnisonschulwesens besonders verdient. Gleich nach seiner Verabschiedung, nach 56 Dienstjahren, wurde er General der Cavallerie. L. zog sich nach Schwedt a. O. zurück, wo er am 26. April 1852 starb, ein durch die treueste Pflichterfüllung, Milde und wahrhafte Liebe zu seinen Mitmenschen ausgezeichneter Mann.

Erlebnisse aus den Kriegsjahren 1806 u. 1807. Ein Zeit- und Lebensbild aus den hinterlassenen Papieren des Generals der Cavallerie A. L. Frhrn. v. Ledebur, Berlin 1855.