ADB:Langenbeck, Maximilian Adolf

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Artikel „Langenbeck, Maximilian Adolf“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 668–669, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Langenbeck,_Maximilian_Adolf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 18:22 Uhr UTC)
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Langenbeck: Maximilian Adolf L., wurde als Sohn von Konrad Johann Martin L. (s. diesen) am 11. Januar 1818 zu Göttingen geboren, besuchte das Lyceum in Göttingen und das Karolinum in Braunschweig, widmete sich von 1835–40 zu Göttingen, dann zu Paris, Wien und Berlin medicinischen Studien und wurde 1842 in Göttingen mit der Dissertation: „De totius uteri exstirpatione“ (4. cum V tab.), in welcher er über eine sehr berühmt gewordene Operation seines Vaters berichtete, zum Dr. med. promovirt. 1843 habilitirte er sich an der Universität seiner Vaterstadt und hielt Vorlesungen über Anatomie, Chirurgie, Augenheilkunde. 1846 zum Professor ernannt, legte er 1848 freiwillig sein Lehramt nieder und siedelte 1851, nach dem Tode seines Vaters, nach Hannover über, wo er von da an als praktischer Arzt thätig war. Die Uebersiedelung von Göttingen nach Hannover motivirte L. damit, daß er, als strenger Royalist, im J. 1848 viele Unannehmlichkeiten von Seiten vieler Collegen habe ausstehen müssen. 1865 wurde er in das Obermedicinal-Collegium berufen, gab diese Stellung aber bald wieder auf. – Von seinen litterarischen Arbeiten ist Folgendes anzuführen: „Ueber die Wirksamkeit der medicinischen Polizei“, 1847, „Untersuchungen über die Allantois“, 1847, 4. mit 4 Kupfert., „Klinische Beiträge aus dem Gebiet der Chirurgie und Ophthalmologie“, zwei Lieferungen, 1849, 1850 in 4. mit Abbildungen. Es finden sich darin sehr verschiedenartige Gegenstände, theils aus der Chirurgie (Rhino-, Cheiloplastik, Schwefeläther und Chloroform, Krebszellen, Heilung complicirter Fracturen, Apparat gegen Rückgratsverkrümmungen, Radicalcur der äußeren Leistenbrüche, Luxation des Hüftgelenkes, Compression bei Aneurysmen, Behandlung der Syphilis, Fungus diploës etc.), theils aus der Augenheilkunde (Extraction der Cataract, Behandlung der Augenentzündungen, die Purkinje-Sanson’sche Lichtprobe, fremde Körper im Auge etc.) abgehandelt und gesammelt, die größtentheils bereits in medicinischen Zeitschriften erschienen waren. 1851 gab er (Hannoversches Correspondenzblatt) eine Arbeit über „Die Mängel der gangbaren orthopädischen Behandlung“ der Rückgratsverkrümmungen, 1852 eine solche über die „Heilung der Contracturen und Ankylosen des Kniegelenkes“ heraus, in welcher er sich die Priorität der von ihm 1847 in der Aether-Narkose ausgeführten Streckung verkrümmter Kniegelenke, seinem Vetter B. Langenbeck (in Berlin) gegenüber, vindicirte. Auf denselben Gegenstand kam er sechs Jahre später in einer eigenen kleinen Schrift „Die gewaltsame Streckung der Kniecontracturen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Gegenanzeigen“ 1858 zurück. Zu seinen bedeutungsvollsten Arbeiten gehört die Schrift „Die Impfung der Arzneikörper“, 1856, durch welche er der Vorläufer der in der Folge so allgemein [669] gewordenen subcutanen medicamentösen Injectionen wurde. Fünf Jahre später lieferte er „Beiträge zur Einimpfung der Arzneimittel“ (Memorabilien, 1861). In einer brieflichen Mittheilung an v. Ammon in Dresden (1859) unter dem Titel „Die Insolation des menschlichen Auges, der Glaskörperstich und die Accommodationsfasern“ berichtete er von der ihm angeblich durch Anwendung einer Art von Brennglas gelungenen Zertheilung von Exsudaten und Linsentheilen im Auge und beanspruchte (gegen Kramer und Helmholtz) die schon 1847 von ihm veröffentlichte Entdeckung der accommodativen Wölbung der Linse. Auf die „Lehre von der Accommodation und deren Störungen“ kam er später (Memorabilien, 1870) noch einmal zurück. In der Zeit von 1862 an bis zu seinem Tode beschäftigte L. lebhaft die „subcutane Herniotomie“, der er in die Chirurgie Eingang zu verschaffen suchte. Aus der späteren Zeit führen wir noch einige kleinere Arbeiten an: „Prophylaxis der Trichinenkrankheit“ (Allgemeine Wiener medicinische Zeitung, 1864) und „Exstirpation des Uterus bei gänzlichem Vorfall desselben“ (Memorabilien, 1868). – Langenbeck’s Tod erfolgte am 2. Mai 1877 zu Hannover. – Wie man aus der vorstehenden Aufzählung seiner wichtigsten Arbeiten ersieht, ist L. auf dem litterarischen Gebiete in mannigfaltiger Weise thätig gewesen, indem er über Gegenstände aus der Anatomie, Chirurgie, Ophthalmologie, Therapie etc. seine Untersuchungen, Entdeckungen und Ansichten veröffentlichte. Während für die anatomischen Arbeiten Langenbeck’s der Einfluß seines Vaters nicht zu verkennen ist, ist L. mit seinen Entdeckungen auf den übrigen Gebieten nicht besonders glücklich gewesen, indem dieselben bald durch die Arbeiten Anderer überholt worden sind; so in der Ophthalmologie, welche in derselben Zeit eine totale Revolution erfuhr, so mit seiner Einimpfung von Medicamenten, die sehr bald von der allgemeinen Verbreitung der hypodermatischen Injectionen überflügelt wurde, so mit seiner sogenannten subcutanen Herniotomie, die gar keine Nachahmer aber viele Widersacher gefunden hat. Auch für die Verbreitung der Streckung verkrümmter Kniegelenke in der Aether- oder Chloroform-Narkose, die L. bereits vor seinem Berliner Vetter ausgeübt zu haben angiebt, war er außerordentlich viel weniger in der Lage thätig zu sein, als Letzterer, der, an der Spitze einer von der ganzen Welt gekannten Klinik stehend, durch Wort und That im weitesten Umfange dafür eintreten konnte. Es wird daher in der Geschichte der Chirurgie und Augenheilkunde Max Langenbeck’s Name mit Achtung genannt werden müssen, sein Ruhm wird aber niemals dem seines Vaters und seines Vetters gleichkommen können.