Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kraus, Anton“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kraus,_Anton&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 18:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Krauer, Nivard
Band 17 (1883), S. 66 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Anton Kraus (Historienmaler) in der Wikipedia
Anton Kraus in Wikidata
GND-Nummer 136438148
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|66|66|Kraus, Anton|Hyacinth Holland|ADB:Kraus, Anton}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136438148}}    

Kraus: Anton K., Historienmaler, geb. 1838 zu Bamberg, besuchte in Nürnberg die Gewerbschule und Rothbarts Atelier, um sich in der Lithographie auszubilden; gleichzeitig strebte er als Zögling der Kunstschule, den Grund zu einer höheren Ausbildung zu legen. Sein hervorragendes Talent leuchtete schon damals aus einer Reihe von Zeichnungen, welche das „Stadtthor“ in den verschiedenen Beziehungen zum menschlichen Leben vorführen (auch 13 Blätter in Holzschnitt). Im J. 1861 kam K. nach München und wurde von M. Schwind in dessen Schule genommen, wo er sich in vielversprechender Weise entwickelte und, mit reicher Erfindungsgabe ausgestattet, vielfache Compositionen zur deutschen Geschichte begann z. B. „Aus der Burggrafenzeit Nürnbergs“ (in drei Abtheilungen); „Konrad II. unterdrückt einen nächtlichen Aufstand zu Ravenna“; die „Einnahme von Pavia“; „Einholung des Papstes Benedict VII. durch König Heinrich II. zu Bamberg“; „Rudolf von Habsburg und der Priester“; „Heinrch und sein Lehrer Bischof Wolfgang von Regensburg“; „Heinrich nimmt die Leiche Kaiser Otto’s III. bei Polling in Empfang“ etc. Sein erstes Oelbild, welches 1866 im Münchener Kunstverein erschien, stellte einen durch den Wald reitenden „Minnesinger“ dar und war von so glücklicher Stimmung, daß es Graf Schack für seine Gallerie erwarb. Dann folgte 1867 eine sorgfältig ausgeführte Cartonzeichnung mit einem Stoffe aus dem Sagenkreise des Bamberger Doms: „König Stephan I. auf der Freithe“ und in gleicher Weise (nach Schwind’s Vorbild farbig untertuscht) die schöne Composition „Streiter Gottes“, wozu ihn J. V. Scheffel’s „Ekkehard“ (Ueberfall des Klosters St. Gallen durch die Ungarn) angeregt hatte. Sich coloristisch weiter zu bilden, trat K. 1868 in Piloty’s Malschule und erwarb bald eine glänzende Technik, rasch folgte ein „Geheime Correspondenz“ betiteltes Bild (1869); „Julie beim Eremiten“ (1870); eine „Familien-Scene“ und die „Zähmung der Widerspenstigen“ (1871). In Folge dieser seiner Leistungen erhielt K. ein Stipendium von bedeutendem Betrage, um sich durch eine längere Studienreise in Italien weiter zu bilden, wurde aber leider schon am 30. Juli 1872 zu Olevano durch einen Blutsturz hinweggerafft. K. war ein originelles, poetisches, phantasiebegabtes Talent, welches sich gerne in romantischen Stoffen erging, ebenso aber auch den Bedürfnissen der Gegenwart und der neuesten Zeitgeschichte mit gleicher Geschicklichkeit gerecht wurde. So entwarf K. Erinnerungsblätter an die Turnerfeste 1860 und 1862, zeichnete Projecte für das Kunstgewerbe, z. B. eine Petroleumlampe (1865), ein Diadem, dargebracht von Kunst, Wissenschaft und Poesie als Huldigung für die Schauspielerin Janauscheck (1866); den Festzug des Salzburger Volksfestes (1867); die Ankunft der ersten französischen Gefangenen im Münchener Bahnhof (1870). Auch lithographirte er mehrere kriegerische Scenen aus den J. 1866 und 1870 und malte religiöse Stoffe, z. B. vier deutsche Glaubensapostel (gestochen von J. Kraker) etc. Vieles aus seinem Nachlaß kam in das kgl. Kupferstich- und Handzeichnungscabinet, eine schöne Folge auch in Maillinger’s Bilderchronik (1876, 3. Bd. S. 107 ff.) und mit dieser Sammlung in den Besitz der Stadt München.

Vgl. Kunstvereinsbericht für 1872. S. 73 f.