ADB:Korntheuer, Friedrich Joseph

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Artikel „Korntheuer, Friedrich Joseph“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 722, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Korntheuer,_Friedrich_Joseph&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:48 Uhr UTC)
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Korntheuer: Friedrich Joseph K., geb. am 15. Febr. 1779 zu Wien, † das. am 28. Juni 1829. Wer eine Geschichte der Winer Komik zu schreiben hätte, dürfte so wenig wie Raimund und die Krones, K. und Schuster[WS 1] vergessen. Bildeten doch diese vereint jenes Vierblatt komischer Talente, das der Leopoldstädter Bühne eine Zeit lang den lustigsten und heitersten Anstrich gab. K. hatte eine gute Erziehung genossen, dann war er Beamter gewesen, bis er eines schönen Tages das Pult seines Büreaus schloß, die Feder auswischte und guten Muthes am 3. Januar 1803 zu Klagenfurt in Kotzebue’s „Verläumder“ sich dem Publikum als angehender Jünger der dramatischen Kunst vorstellte. 1804 kam er bereits an die Wiener Burg, an der er als Baron Rosenzweig, Jude Baruch und Hanns Vuller debütirte und bis 1809, wie später von 1811 bis 1813 gesetzte Liebhaber darstellte. Von 1809 bis 1811 war er Regisseur des ständischen Theaters in Brünn gewesen, an das er auch 1813 zurückkehrte, um ihm bis 1815 als Director vorzustehen. Von 1816 bis 1821 führte er die Regie in Pesth und spielte zwischendurch auch eine kurze Zeit an dem Theater an der Wien. Aber der Tag seiner vollen darstellerischen Entfaltung brach erst im J. 1821 an, als er Mitglied des Leopoldstädter Theaters wurde und hier mit seiner unverwüstlichen Komik, seinem scharf charakterisirenden, lebenswahren Spiel, seinem schlagfertigen Witz alle Wiener Freunde des Humors zu seinen Verehrern machte. Er band sich nicht streng an seine Rolle, im Gegentheil er modelte sie nach seinem Belieben und flocht Witze aller Art in das Gegebene ein. Oft lenkte er in Scenen, in denen er nichts zu thun hatte, mit stummen Scherzen die Aufmerksamkeit auf sich. Bald schien er einer Fliege nachzujagen, die ihn zu peinigen schien, bald tippte er sich auf die Schulter und sah sich dann um, erstaunt niemand zu finden, der ihm das gethan könnte, oder er hielt sich die Augen zu, und geberdete sich als ob ein Anderer, den er zu errathen strebe, ihm dies thue etc. Mit Recht sagt Bäuerle in dem Nachruf, den er K. in seiner Theaterzeitung (1829 S. 330) widmete, er sei der Proteus der Volksbühne, der Devrient des lokalen Theaters, der Agent aller heiteren Charaktere und der Anwalt der komischen Skizzen, da in seiner Hand auch die unbedeutendste Zeichnung ein mit allen Schattirungen reich ausgestattetes Bild werde. Unübertroffen war er in Rollen wie „Rauterl“ (Schlimme Liesel), „Gisperl“ (Gisperl und Fisperl), „Herr von Freydum“ (Fee aus Frankreich), „Longimanus“ (Geisterkönig), „Schullehrer“ (Sylphide), „Fabian“ (Ballnacht), „Georgi“ (Moderne Wirthschaft) und „Tutu“ (Barometermacher). Noch muß erwähnt werden, daß K. auch Verfasser verschiedener Dramen ist.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe den Artikel in der Wikipedia: Ignaz Schuster (1779-1835), österreichischer Schauspieler und Komponist des Alt-Wiener Volkstheaters.