ADB:Karl von Hohenzollern-Hechingen

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Artikel „Hohenzollern-Hechingen, Karl Reichsgraf von“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 702, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_von_Hohenzollern-Hechingen&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:59 Uhr UTC)
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Hohenzollern: Johann Karl, Reichsgraf von H.-Hechingen, Fürstbischof von Ermland, geboren am 25. Juli 1732 zu Freiburg im Breisgau, gest. am 11. August 1803 zu Oliva. Seine Eltern waren der österreichische General Hermann Friedrich von H. und die Gräfin Maria von Oettingen-Wallerstein-Spielberg. Er widmete sich dem Militärdienste, zuerst im französischen Heere, wo er bis zum Oberst avancirte, dann im preußischen. Als er sich zum Eintritt in das preußische Heer meldete, soll Friedrich der Große ihm gesagt haben: „Vetter, Ihr taugt nicht zum Soldaten, Ihr müßt Pfaff werden.“ H. begann in der That, über 40 Jahre alt, Theologie zu studiren, wurde 1776 oder 1777 zum Priester geweiht und zum Domherrn von Breslau ernannt. Bald darauf nahm ihn auf Friedrichs II. Vorschlag der Bischof Baier von Culm als Coadjutor mit dem Rechte der Nachfolge an. Am 20. Juli 1778 wurde er von Pius VI. bestätigt und als Bischof von Dibon in partibus präconisirt, am 27. Septbr. 1778 von dem Fürstbischof Krasicki von Ermland in der Klosterkirche zu Oliva consecrirt. Bald darauf ernannte ihn Friedrich II., um ihm ein ausreichendes Einkommen zu sichern, zum Commendatar-Abt von Pelplin und von Oliva. Seit 1781 wohnte er zu Oliva und blieb dort auch wohnen, nachdem er nach dem Tode Baier’s (31. Januar 1785) Bischof von Culm geworden. Die im J. 1791 eingeleiteten Unterhandlungen, ihn zum Coadjutor des Fürstbischofs Krasicki von Ermland zu machen, führten nicht zum Ziele. 1793 wurde ihm aber, um ihm die Erlangung des reicher dotirten Bisthums Ermland zu erleichtern, ein Canonicat zu Frauenburg verliehen. Im J. 1795 wurde er, noch ehe die Beförderung Krasicki’s zum Erzbischof von Gnesen vom Papste genehmigt war, von Friedrich Wilhelm II. zum Fürstbischof von Ermland „nominirt und präsentirt“, am 16. Juli von dem Capitel gewählt, am 18. December präconisirt und am 10. April 1796 inthronisirt. Er war der erste seit der Einverleibung Ermlands in Preußen ernannte Fürstbischof, der erste Fürstbischof deutscher Herkunft seit dem 16. Jahrhundert. Nach seiner Inthronisation blieb H. nur zwei Monate in seiner Diöcese, besuchte dieselbe auch später nur dann und wann für einige Tage. Seinen Wohnsitz behielt er in Oliva (der dortige „Karlsberg“, auf dem er einen Park anlegte, hat von ihm den Namen), hielt sich aber mitunter auch längere Zeit am königlichen Hofe in Berlin auf. Er blieb seiner inneren Neigung nach Soldat und verkehrte lieber mit den Officieren und dem Adel der Provinz als mit seinem Klerus. Trotz der bedeutenden Einkünfte seiner Pfründen – von dem Bisthum Ermland allein bezog er 24 000 Thaler – hinterließ er 42 000 Thaler Schulden. Friedrich Wilhelm III. bestimmte darum, das Bisthum sollte vorläufig administrirt und das Einkommen desselben nach Abzug der Administrationskosten zur Deckung jener Schulden verwendet werden. So erhielt H. erst im J. 1808 seinen Bruderssohn Joseph (s. u.) zum Nachfolger.

Zeitschr. für Gesch. u. Alterthumsk. Ermlands IV, 567. VI, 349. 437.