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Artikel „Just, Leopold“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 730–731, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Just,_Leopold&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 22:03 Uhr UTC)
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Just: Leopold J., Botaniker, geboren zu Filehne am 27. Mai 1841, † in Baden-Baden am 30. August 1891. Bis zum elften Lebensjahre besuchte J. das Beheim-Schwarzbach’sche Pädagogium in der Nähe seiner Vaterstadt und später das Gymnasium in Thorn, das er Ostern 1860 mit dem Reifezeugniß verließ. In der Absicht, sich dem Bergfach zu widmen, arbeitete er zunächst zwei Jahre lang praktisch in verschiedenen Bergwerken und Hütten Oberschlesiens, gab aber dann aus Rücksicht auf seine Gesundheit diesen Plan auf und bezog 1862 die Universität Breslau. Hier studirte er Naturwissenschaften, hörte Botanik bei Göppert, Zoologie bei Grube und Mineralogie bei Römer und war alsdann drei Semester lang in Zürich im chemischen Laboratorium von Städler thätig. Im Herbste 1866 nach Breslau zurückgekehrt, trat J. in das soeben von Ferd. Cohn begründete pflanzenphysiologische Institut als Praktikant ein. Auf Grund seiner Dissertation: „Keimung und erste Entwicklung von Sevale cereale unter dem Einfluß des Lichtes“ wurde er am 12. Februar 1870 zum Dr. habil. promovirt. Noch in demselben Jahre folgte er einem Ruf an die polytechnische Schule in Karlsruhe als Hilfslehrer für Agriculturchemie und physiologische Botanik, habilitirte sich, als 1873 der bis dahin vereinigte Lehrstuhl für Zoologie und Botanik getheilt wurde, als Privatdocent für Botanik, rückte ein Jahr darauf zum außerordentlichen und 1877 zum ordentlichen Professor an der inzwischen zur technischen Hochschule ernannten Anstalt auf. Diese Stelle bekleidete er bis zu seinem Tode. Seine schwankende Gesundheit nöthigte ihn wiederholt zu Unterbrechungen seiner Studien und seiner Lehrthätigkeit. So mußte er den ganzen Winter 1882/83 in Italien zubringen. Doch konnte diese Ausspannung die Entwicklung eines Herzleidens nicht aufhalten und ein Schlaganfall während eines Erholungsaufenthaltes in Baden-Baden setzte seinem Leben im Alter von wenig mehr als 50 Jahren ein frühes und plötzliches Ziel.

J. besaß ein mit starker Energie gepaartes bedeutendes Organisationstalent, wobei ihm seine große persönliche Beliebtheit in den maßgebenden Kreisen sehr zu statten kam. Ihm verdankt die Karlsruher Hochschule die Gründung und Ausgestaltung eines botanischen Instituts für die Zwecke der reinen und angewandten Botanik, sowie die Schaffung eines botanischen Gartens und Museums. Durch die Angliederung einer landwirthschaftlichen Samenprüfungsanstalt und später einer Prüfungsanstalt für Lebensmittel, mit welcher 1889 noch eine bacteriologische Station verbunden wurde, wußte J. mit großem Erfolge seine Schöpfungen auch den praktischen Zwecken der Landwirthschaft dienstbar zu machen. Die Samenprüfungsanstalt wurde 1885 mit erweiterter Aufgabe unter der Bezeichnung einer landwirthschaftlich-botanischen Versuchsanstalt als selbständiges Institut vom Staate übernommen. Das Interesse für Fragen der Land- und Volkswirthschaft trat bei J. auch in seinen Vorlesungen und in seiner wissenschaftlichen Thätigkeit zu Tage. Die ersteren suchte er durch Anknüpfen der speciellen Thatsachen an allgemeinere Fragen der Naturwissenschaften besonders anziehend zu machen und seine Publicationen, deren Zahl allerdings nur gering ist, sind ihrer praktischen Richtung entsprechend meist in landwirthschaftlichen Fachblättern erschienen. Im Anschluß an seine Inauguraldissertation schrieb er eine Untersuchung über „Die Keimung von Triticum vulgare, ein Beitrag zur Lehre von der Stoffwanderung in den Pflanzen“ (Annalen der Oenologie, Bd. III, Heft 4) und in den von E. Wollny herausgegebenen „Forschungen [731] auf dem Gebiete der Agriculturphysik“ (Bd. V, Heft 1, 2) eine Arbeit: „Ueber die Möglichkeit, die unter gewöhnlichen Verhältnissen durch grüne belaubte Pflanzen verarbeitete Kohlensäure durch Kohlenoxydgas zu ersetzen.“ 1882 veröffentlichte er in der Botanischen Zeitung den Artikel: „Ueber Phyllosiphon Arisari“ und 1889 in den von Nobbe herausgegebenen „Landwirthschaftlichen Versuchsstationen“ (Band XXXVI) zusammen mit Heine Aufsätze über Vegetationsschäden durch saure Gase und über glasige und mehlige Gerste. Um die Förderung der rein wissenschaftlichen Botanik hat sich H. dadurch verdient gemacht, daß er 1874 den „Botanischen Jahresbericht“ ins Leben rief. Das nach wohldurchdachtem Plane begründete und trefflich redigirte Unternehmen hat sich, als J. 1885 die Redaction niederlegte, auch unter seinen Nachfolgern als lebensfähig erwiesen und bildet unter dem Namen seines ersten Herausgebers noch heute ein unentbehrliches Hilfsmittel für wissenschaftliche botanische Forschungen. Fünf Jahre lang, von 1881–86, führte J. noch gleichzeitig mit de Bary die Redaction der Botanischen Zeitung.

Ferd. Cohn, Nekrolog in Berichte d. deutschen Bot. Gesellsch. X, 1892.