ADB:Johann Georg I. (Herzog von Sachsen-Eisenach)
Wilhelm zu Sachsen und der Eleonore Sophie geborener Fürstin zu Anhalt und starb auf der Prunftau bei Wilhelmsthal am 19. Sept. 1686. Ueber seinen Bildungsgang erfahren wir nichts, doch wird er gleich seinen Brüdern einen guten Jugendunterricht genossen und dann nach damaliger Sitte einige Zeit auf der Universität Jena zugebracht haben. Ganz im Sinne der Erziehungsweise im Hause der Ernestiner und der Zeit überhaupt ist es, wenn wir hören, daß sich der Prinz auf Reisen begeben und verschiedene Länder, besonders Holland und Frankreich besucht habe. So mit der Welt bekannt gemacht, trat er 1656 in kurbrandenburgische Dienste. Als Oberst des großen Kurfürsten, der mit Schweden im Bunde stand, nahm der Herzog zunächst Theil an dem polnischen Kriege, und als darauf Friedrich Wilhelm ein Uebergehen zu den Gegnern für gewinnreicher hielt, mit Polen Frieden schloß und mit Oesterreich und Dänemark vereint Schweden angriff, nahm auch J. G. an diesen Kämpfen Theil und zeichnete sich besonders in der Schlacht bei Nyborg aus, als die Schweden 1659 von den Inseln vertrieben wurden. Für seine bewiesene Tapferkeit ernannte ihn der Kurfürst zum Generalwachtmeister. Auch bei der Eroberung von Demmin in Pommern war der Herzog betheiligt. Der Friede von Oliva beschloß den Krieg (3. Mai 1660). Die brandenburgischen Truppen wurden reducirt, und so nahm denn auch J. G. seinen Abschied und kehrte nach Weimar zurück. Kurz darauf führte er seine Gemahlin heim. Es war Johannetta, die Tochter des Grafen Ernst zu Sayn-Wittgenstein, die Wittwe des Landgrafen Johann zu Hessen-Braubach, die ihm einen Theil der Grafschaft Sayn mitbrachte: die Aemter Friedewald, Freißberg, Altenkirchen und Benndorf. Kurze Zeit lebte er in Friedewald. Als aber nach dem Tode seines Vaters ihm am 2. Sept. 1662 bei der in der Lebensgeschichte Johann Ernsts besprochenen Auseinandersetzung die Einkünfte von Marksuhl, Amt Kaltennordheim, Amt Kreuzburg, der Vogtei Schwansee und des Vorwerks Bachstädt übertragen wurden, schlug er im Schlosse zu Marksuhl seine Wohnung auf. Hier lebte er, bis ihm unvermuthet ein neuer Ländercomplex zufiel. Herzog Adolf Wilhelm von Sachsen-Eisenach war 1668 in seinem 37. Lebensjahre gestorben, er hinterließ einen unmündigen Sohn, über den Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar die Vormundschaft führte. Am 23. Febr. 1671 starb auch dieser. So fiel denn die Eisenachische Landes-Portion, bestehend aus Amt Eisenach, Amt Lichtenberg mit Ostheim, Amt Gerstungen mit Hausbreitenbach, an die Weimar-Marksuhl-Jenaische Linie. Im folgenden Jahre starb Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachsen-Altenburg und es kamen dadurch die Fürstenthümer Altenburg, Coburg sammt dem Hennebergischen Antheil an das Ernestinische Gesammthaus. Die nothwendig gewordenen Auseinandersetzungen fanden im Juli 1672 statt und J. G. erhielt zu seinen bisherigen Besitzungen noch Amt Eisenberg, Amt Lichtenberg, Amt Gerstungen, Amt Ringleben, Kammergut Markvippach, Amt Crayenberg, neun Sechzehntel Erfurter Geleites, den halben Georgenthaler Hof zu Erfurt und die halbe Saalflöße. Diese Landestheilung sollte im Gegensatze zur früheren Abfindung eine definitive, erbliche sein, jeder Bruder sollte eine Landesregierung einrichten, der älteste Bruder das Directorium führen. [366] Nicht lange hat der Herzog in seinem Lande ruhig gesessen: die Kriege gegen Frankreich riefen ihn zu einer umfangreicheren Thätigkeit.
Johann Georg, Herzog zu Sachsen, war geboren zu Weimar am 12. Juli 1634 als fünfter Sohn des HerzogsIn Wien hatte man sich gegen Ende des Jahres 1673 entschlossen, den Franzosen mit Entschiedenheit entgegen zu treten. Es war jene europäische Coalition zwischen Oesterreich, dem deutschen Reiche mit Kurbrandenburg an der Spitze, mit Spanien und den Niederlanden zu Stande gekommen. 1674 trat der Herzog in des Kaisers Dienst, warb auf eigene Kosten ein Infanterieregiment und commandirte ein besonderes Corps von 10 000 Mann. Es wird uns nicht mitgetheilt, wie es den Truppen und dem Feldherrn ergangen, doch erfahren wir, daß der Herzog mit seinen Truppen bei Straßburg gestanden habe. Dies stimmt mit den anderweitigen Nachrichten, daß Ende September 1674 die kaiserlichen und Reichstruppen den Rhein überschritten, um sich im Elsaß festzusetzen. Es ist aber auch bekannt, daß Turenne durch eine Reihe Gefechte die Verbündeten veranlaßte, sich in den Oberelsaß zurückzuziehen, wo man die Winterquartiere aufschlug. Indeß auch hier griff der unternehmende Feind die Deutschen an und beunruhigte sie dergestalt, daß sie sich im Januar auf das rechte Rheinufer zurückziehen mußten, dem glücklichen Gegner das Elsaß überlassend. Wir erfahren nicht, daß der Herzog sich in diesen Kämpfen besonders hervorgethan habe, doch muß er seine Truppen zu des Kaisers Zufriedenheit geführt haben, da ihn letzterer zum Feldmarschall ernannte. Nachdem er die ihm untergebene Heeresabtheilung mit der Armee des Herzogs von Lothringen vereint hatte, ging er nach Eisenach zurück. Hier verlebte er noch einige Jahre der Ruhe. Seine Gemahlin hatte ihn mit acht Kindern beschenkt, von denen ihn Eleonora Erdmuth Loysa (1662–1696), Johann Georg (1665–1698), Johann Wilhelm (1666–1729) und Friederika Elisabetha (1669–1730) überlebten. Sein hoffnungsvoller ältester Sohn Friedrich August (geb. 1663) starb 1684 als bairischer Oberst an einer bei der Belagerung von Ofen empfangenen Wunde zu Preßburg. Mit dem Kaiser stand der Herzog stets bis an sein Lebensende in freundschaftlichsten Beziehungen. Ersterer übertrug ihm die Vormundschaft über zwei Prinzessinnen zu Pfalz-Birkenfeld, die er zu allseitiger Zufriedenheit führte. Aus dem letzten Abschnitte seines Lebens ist besonders noch zu erwähnen, daß er 1685 mit Zustimmung seiner Söhne das Erstgeburtsrecht in seinem Lande einführte. Freilich wurde diese sehr verständige Anordnung später von dem jüngeren Sohne angefochten und der ältere Bruder sah sich genöthigt, ihn mit dem von der Mutter ererbten saynischen Landestheile abzufinden. Herzog J. G. starb unvermutheter Weise auf der Jagd in der Prunftau bei Wilhelmsthal am 19. Sept. 1686. Ein Schlagfluß machte seinem Leben ein rasches Ende. Ein thatkräftiger Mann, war er stets um seines Volkes Wohl besorgt. Seine Bereitwilligkeit, Alles, was zur Hebung des Wohlstandes beitrug, zu fördern, sowie seine Freigebigkeit, besonders wenn es dem Allgemeinen nützen konnte, wird vor Allem gerühmt. Sein Bemühen, mit den Unterthanen in directem Verkehre zu bleiben – Jedermann hatte freien Zutritt zu ihm – blieb lange in des Volkes Erinnerung. Zu Eisenach in der St. Georgenkirche liegt er begraben.
- Vgl. Storch, Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Eisenach (1837), S. 524 ff.