ADB:Jecker, Laurenz
Jecker: Laurenz J., zu Hirtzfelden bei Ensisheim im Elsaß den 28. Dec. 1769 geboren, hat durch Verbesserung und Veredelung eines zwar unscheinbaren, aber Hohen und Niederen unentbehrlichen Kunstproduktes, der Stecknadel, um die Menschen sich sehr verdient gemacht. Die Stecknadeln, zuerst im J. 1350 in Nürnberg vorkommend, wo nach Hübner’s Staatslexikon vom J. 1741 seit undenklichen Zeiten für Deutschland und die angrenzenden Länder die Oberlade war, erregten auf den Weltausstellungen zu Paris 1867 und zu Wien 1874 in der Gestalt, wie sie aus den Aachener Werkstätten hervorgingen, nicht geringes Interesse, was zu einem großen Theile ein Verdienst Jecker’s war. Dieser hatte, von seinem 14. Jahre an in England lebend, in der Mechanik gearbeitet, im J. 1803, 34 Jahre alt, in Aachen sich niedergelassen und hier wegen der in dem nahen Stolberg blühenden Messingdrahtfabriken eine Messingstecknadelfabrik, die erste auf dem Continent, gegründet, welche er durch sinnreiche Erfindungen stets vervollkommnete. Als Napoleon bei seiner Anwesenheit in Aachen vom 2.–11. Septbr. 1804 sein Hauptaugenmerk auf die Förderung der Verkehrsstraßen und die Hebung der Industriezweige der Stadt richtete, namentlich der daselbst seit Jahrhunderten blühenden Tuch- und Nadelfabriken, besuchte er auch das Jecker’sche Etablissement und sprach wiederholt seine Bewunderung über die schöne und praktische Einrichtung desselben aus und überließ J. und dessen Geschäftstheilhabern, den Brüdern Migeon, gegen eine geringe Summe, welche er zu Prämien für Verdienste um die Industrie bestimmte, die vormalige geräumige Stadtwohnung der Abtei des benachbarten Klosterraths. J. verfertigte mit seinen Arbeitern und Arbeiterinnen, die zum Theil noch Kinder waren, täglich eine Million Stecknadeln und erklärte dem Kaiser, davon drei Millionen täglich um 15 Procent billiger als andere Fabriken liefern zu können. Von der Jury der allgemeinen Industrieausstellung zu Paris vom J. 1806, welche Jecker’s Stecknadeln ausführlich und lobend bespricht, wurde diesem die silberne Medaille erster Klasse zuerkannt. Die Produkte seiner Fabrik, welche 150 Arbeiter beschäftigte, wurden in das Innere des Kaiserreiches, nach Spanien, Italien und nach dem Norden Europas versandt. Nachdem derselbe seine Stecknadelfabrik an die Brüder Migeon und an Heinrich Schervier abgetreten hatte, errichtete er eine Nähnadelfabrik, in welcher er ebenfalls viele Verbesserungen durch Erfindung neuer Maschinen einführte. Die Nähnadelfabrik wird heute noch von seinem Sohne Franz J. unter der alten Firma fortgeführt. Nach einem rastlos thätigen Leben starb der anspruchslose, verdiente Mann am 4. Juli 1834, tief betrauert von Allen, die ihn kannten, besonders von seinen Arbeitern, welchen er ein treuer Freund und Helfer war.
- [750] Nach Mittheilungen seines Sohnes. Man vgl. Coup d’oeil historique et statistique sur la ville d’Aix-la-Chapelle, par Poissenot, Aix-la-Chapelle, 1808, p. 121, und Friedr. Haagen, Geschichte Aachens von seinen Anfängen bis auf das J. 1865, Aachen 1874, II. S. 451 u. 463.