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Artikel „Hunerich, asdingischer Vandalenkönig“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 512–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hunerich&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 15:20 Uhr UTC)
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Hunerich, asdingischer Vandalenkönig, a. 477–484, der älteste Sohn Geiserich’s (s. den Artikel und den Stammbaum der Asdingen in dem Artikel Hilderich) war dem Vater, gemäß dem von diesem eingeführten Seniorat (s. den Artikel Hilderich) gefolgt. Er war vermählt mit Eudokia, der Tochter des Kaisers Valentinian III., die sammt ihrer Mutter Eudoxia und ihrer Schwester Placidia bei der Einnahme Roms von Geiserich gefangen und nach seiner Hauptstadt Karthago geführt war (a. 450); sie entfloh aus der aufgezwungenen Ehe nach Jerusalem (a. 472), wo sie bald in frommen Uebungen starb. H. gerieth gleich nach seiner Thronbesteigung wegen ihres Erbes in Streit mit Byzanz: aber bald gab er in allen Stücken nach, und verzichtete wie auf alle älteren Forderungen seines Vaters sogar auf Ersatz für seine durch Byzantiner geplünderten Kauffahrteischiffe – das Gegenstück zu den Verhältnissen unter Geiserich! Byzanz erkannte darin mit Grund ein Zeichen der Schwäche: die Kriegskraft der Vandalen sank rasch bei der üppigen Lebensweise des Volkes, das in Trunk, Schlemmerei und geschlechtlichen Ausschweifungen von den römischen Provincialen Afrikas, den berüchtigtsten Schwelgern des Reiches, angesteckt war; so machten sich alsbald die eingeborenen Berber, die unter Geiserich in die Wüste verscheucht, oder sofern sie blieben, unterworfen worden waren, unabhängig: selbst die nächsten ihrer Horden auf dem Berg Aurasius (Aureß). Schon H. begann die blutigen Bruderkämpfe im Hause der Asdingen, die später Justinian den Vorwand zur Einmischung und zur Zerstörung des Reiches geben sollten: er wollte gegen jenes Senioratsgesetz Geiserich’s, das stets den ältesten Schwertmag der Sippe, ohne Rücksicht auf Linie oder Gradnähe der Verwandtschaft mit dem letzten König, auf den Thron berief, seinen und der Eudokia Sohn Hilderich zum Nachfolger haben; deshalb räumte er seinen Bruder Theoderich und dessen sowie des verstorbenen Bruders Genzo Gesippen sowie Theoderich’s Wittwe hinweg, andere Asdingen wurden durch Ehrenstrafen und Verbannung vom Thron ausgeschlossen, der Patriarch Jocundus, das Haupt der arianischen Kirche in Afrika, ward in Karthago verbrannt wie vornehme Beamte Geiserich’s enthauptet oder verknechtet wurden. Ward so gegen Vandalen (und Arianer) gewüthet, so ward die eine Zeit lang ruhende wilde Verfolgung der Katholiken (und Römer) alsbald in viel furchtbarerer Weise als unter Geiserich wieder aufgenommen; im Jahre 483 wurden fast 4000 katholische Bischöfe, Priester und Laien zu den Berbern (Maurusiern) in die Wüste verbannt, Bischof Lätus von Leptis verbrannt (24. Sept. 483). Vergeblich bemühten sich Papst Felix III. (a. 483–492) und Kaiser Zeno, diesem Wüthen Einhalt zu thun. Nach einem vom König befohlenen Religionsgespräch zwischen Vertretern beider Bekenntnisse schien allen Katholiken nur die Wahl zwischen Uebertritt oder Hinrichtung bleiben zu sollen, doch begnügte man sich mit [513] Verbannung, Verknechtung, Vermögenseinziehung, da man der verhaßten Kirche den Ruhm von Blutzeugen nicht gönnte; so ward von den 466 Bischöfen des Reiches nur jener Lätus getödtet. H. starb am 11. December a. 484 an einer Krankheit, welche kirchliche Schriftsteller als Strafe Gottes der des Antiochus Epiphanos oder des Arius verglichen. Ihm folgte nicht Hilderich, sondern dem Seniorat gemäß, Gunthamund (a. 484–490, s. den Artikel), der älteste noch lebende Sohn Genzo’s; erst a. 523 gelangte Hilderich (s. den Artikel) auf den Thron.

Quellen und Litteratur: Dahn, Die Könige der Germanen I. München 1861, S. 159 f. – Dahn, Prokopius von Caesarea. Berlin 1865, S. 63 f. – Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker I. 2. Aufl. Berlin 1899, S. 174 f. – Franz Görres, Christenverfolgung, in Kraus, Realencyclopädie der deutschen Alterthümer I. 2. Aufl. 1882, S. 213.