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Artikel „Hohl, Anton Friedrich“ von Karl von Hecker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 704–705, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hohl,_Anton_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 17:19 Uhr UTC)
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Hohl: Anton Friedrich H., ordentlicher Professor der Geburtshülfe an der Universität Halle a. d. S., wurde am 17. November 1789 zu Lobenstein geboren, und von den Eltern besonders freundlich begrüßt, da von 9 Kindern in regelmäßigem Wechsel immer eines lebend und das folgende todtgeboren, und deshalb diesmal wieder auf ein todtes gerechnet worden war. Schwächlich und gebrechlich bedurfte das Kind besonderer Fürsorge, zeigte dabei schon frühe große Neigung zur Medicin, indem es mit Kreide, Tinte und Farben menschliche Figuren zeichnete, die ihm Kranke vorstellten, und die es regelrecht behandelte. Nach sechsjährigem Aufenthalte auf der Fürstenschule Pforta ging er nach Leipzig, um auf den Wunsch seiner Eltern und gegen seine Neigung, die ihn zur Medicin trieb, Jurisprudenz zu studiren, wobei er ein ziemlich flottes Studentenleben führte. 1813 ließ er sich als Advocat in Lobenstein nieder, wurde aber bald in einen ganz anderen Beruf hineingezogen; dadurch nämlich, daß ihn das Bürgerschützenbataillon in Lobenstein zum Officier erwählte, gewann er Zutritt zu dem kleinen Hofe des reußischen Fürsten, und wußte sich bei diesem durch seine gewandten äußeren Formen, durch seine Bildung und Geschicklichkeit in allen ritterlichen Künsten so unentbehrlich zu machen, daß er im J. 1818 als Stallmeister und Lieutenant in seine Dienste trat, nachdem er sich vorher noch tiefere Kenntniß in der Reit- und Thierarzneikunde erworben hatte. Von nun an war H. das Factotum des kleinen Hofes, er durfte bei der Tafel nicht fehlen, arrangirte Bälle und Festlichkeiten, beschäftigte sich aber daneben vielfach mit Naturwissenschaften, namentlich mit Botanik und Geologie. Nach dem Tode des Fürsten 1824 führte die Wittwe einen von diesem gehegten Wunsch aus, und bewilligte H. die Mittel, sich noch jetzt dem medicinischen Studium zuzuwenden. So fand der 35jährige Mann bei dem Professor der Geburtshülfe Dr. W. Niemeyer in Halle freundliche Aufnahme, und widmete sich mit dem rüstigstem Eifer der Heilkunde. In Folge dessen wurde er am 8. April 1827 [705] auf Grund einer Dissertation „De Microcephalia“ zum Doctor promovirt, 1829 absolvirte er das Staatsexamen, ein Jahr später habilitirte er sich als Privatdocent mit der Abhandlung pro venia legendi: „de aneurysmatis eorum medendi manuumque opera sanandi ratione“. Nachdem er sich entschiedener der Geburtshülfe zugewandt hatte, wurde er 1832 außerordentlicher, 1834 ordentlicher Professor, und übernahm 1840 an Stelle Niemeyers die Leitung des geburtshülflich-klinischen Institutes. In dieser Zeit war H. praktisch enorm thätig gewesen, er hatte sich namentlich zur Zeit der Choleraepidemie, welche Halle 1831 sehr stark heimsuchte, von ungewöhnlicher Opferwilligkeit und Berufstreue erwiesen, und nur langsam konnte er seine Thätigkeit einschränken, um sich seiner Lieblingsbeschäftigung, der litterarischen Production zuzuwenden. Auf diesem Gebiete hat er Ausgezeichnetes geleistet, und war es namentlich sein Talent für Kritik, dem wir manche vortreffliche, Extravaganzen und Auswüchse der Litteratur scharf geißelnde Arbeit verdanken, wobei er sich immer von persönlicher Gereiztheit fern hielt; Beweis dieser Richtung seiner Bestrebungen lieferte die Zeitschrift „Medicinischer Argos“, die er mit Dr. Hacker in Leipzig herausgab. Von seinen größeren Arbeiten müssen hervorgehoben werden: „Die geburtshülfliche Exploration“, 2 Theile. 1833 u. 1834. Dieses Werk, das von tiefem Studium und reichem Nachdenken Zeugniß ablegte, fand allgemeine Anerkennung und verdient noch jetzt volle Beachtung. „Vorträge über die Geburt des Menschen“, 1845. In diesem hat der Verfasser gewissermaßen sein geburtshülfliches Glaubensbekenntniß niedergelegt, indem er in 13 Vorträgen die wichtigsten Kapitel der Doctrin erörtert und mit prägnanten der Erfahrung entnommenen Fällen ausstattet. „Die Geburten mißgestalteter, kranker und todter Kinder“, 1850. „Zur Pathologie des Beckens, mit 13 lithographirten Tafeln. 1) Das schräg ovale Becken, seine Entstehung, Erkennung und Einwirkung auf die Geburt. 2) Rhachitis und Osteomalacie, ihre Identität und Einwirkung auf das Becken und die Geburt“, 1852. „Lehrbuch der Geburtshülfe mit Einschluß der geburtshülflichen Operationen und der gerichtlichen Geburtshülfe“, 1855. 2. Auflage 1862. Im Begriff diesem Werke eine Pathologie des Wochenbettes hinzuzufügen, wurde er am 17. Januar 1862 von einer Lungenentzündung befallen, die am 23. desselben Monats seinem Leben ein Ende machte.

Anton Friedrich Hohl von Dr. Göschen. Deutsche Klinik, 1862. Nr. 26.