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Artikel „Hofmann, Julius“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 771–772, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hofmann,_Julius&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 17:41 Uhr UTC)
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Hofmann *): Julius H., Baumeister, geboren am 20. Februar 1840 in Triest, † am 5. August 1896 zu München als k. bair. Hof-Oberbaurath. Er erhielt bei seinem Vater, dem Bildhauer Franz H., und in der Realschule seiner Heimath die erste Anregung und gründlichste Schulung, welche während seines Aufenthaltes in Wien 1854–1857 die weiteste Ausbildung gewann, indeß H. das Geschäft seines Vaters zu Triest fortsetzte. Seine originellen Leistungen gewannen die Aufmerksamkeit des Erzherzogs Maximilian, welcher den vielbegabten jungen Meister 1857–1860 bei Ausschmückung des herrlichen bei Triest erbauten Schlosses Miramare vollauf in Anspruch nahm. Nach einer längeren, über München nach Paris und London unternommenen Studienreise sendete ihn sein edler, großsinniger Mäcen bei seiner Erhebung zum Kaiser von Mexiko in die neue Welt voraus, dort alles zum Empfang des Monarchen vorzubereiten und die von Maximilian geplanten baulichen Unternehmungen in Stand zu setzen. Als Hofarchitekt des mit großartigen Plänen [772] und Projecten vollauf beschäftigten Herrschers, wozu auch die Restaurationsarbeiten am ehemaligen Kloster zu Lacroma bei Ragusa gehörten, war H. gerade auf der Reise nach Europa, als die traurige Katastrophe in Mexiko erfolgte. Dadurch wieder genöthigt ins Privatleben zurückzutreten und eine neue Wirksamkeit zu suchen, begab sich H. nach München, zeichnete 1867 eine Zeitlang für Swertskoff’s Glasmalerei in Schleißheim und die Mayer’sche Kunstanstalt in München und übernahm durch ein ganzes Decennium die Stelle eines technischen Leiters an der kgl. Hofglasmalerei von F. X. Zettler. Hierdurch kam er in Fühlung mit Hofbaudirector v. Dollmann (s. A. D. B. XLVIII, 70), der ein so vielseitiges Talent zu würdigen und vollauf bei Ausschmückung der königlichen Schloßbauten in Linderhof, in Neuschwanstein und auf Herrenchiemsee in Anspruch nahm. Nach Dollmann’s Abgang trat H. an seine Stelle; ihm wurden nach dem Tode des Königs die Gebäude der kgl. Civilliste und die Privatschlösser Linderhof, Herrenchiemsee und Neuschwanstein, woselbst noch ein kleiner Seitenflügel abgeschlossen wurde, unterstellt. Die nächsten Arbeiten waren dem Andenken des unglücklichen Monarchen gewidmet. H. lieferte die im edelsten Renaissancestile gehaltenen Entwürfe zu dem mit Emblemen und heraldischem Schmuck gezierten, zwanzig Centner schweren, durch Oxydation harmonisch abgetönten Zinn-Sarkophag in der Gruft der S. Michael-Hofkirche, ebenso die Zeichnungen zu jener an der Unglücksstelle bei Schloß Berg aufgestellten fünf Meter hohen, mit einer Laterne gekrönten Seesäule aus schwedischem Syenit (vgl. Nr. 10 Ueber Land und Meer 1889, S. 222), worüber sich später die im romanischen Stile erbaute mit Marmor, Mosaik- und Freskobildern reich geschmückte Votivkirche erhob, welche indessen erst nach Hofmann’s Tod durch dessen Sohn Rudolf H. vollendet wurde (vgl. Nr. 38 Ueber Land und Meer 1899). Vorerst hatte Julius H. viele Restaurationen in der Residenz besorgt, darunter den Neubau der Schatzkammer. Ein entzückendes Werk der Kleinkunst leistete H. mit einer in Silber, Elfenbein und Email ausgestatteten Miniaturcopie des Latonabrunnens (auf Herrenchiemsee), welche der Prinzregent als Anerkennung für die Regelung der Nachlaßmasse weiland König Ludwig’s dem Finanzminister Dr. Freiherrn v. Riedel widmete. Noch einmal ergab sich für H. die neidenswerthe Gelegenheit zu einem originellen Schloßbau mit der zwischen Leoni und Ammerland imposant gelegenen „Seeburg“, welche der mit den kühnsten Plänen sich tragende Gutsbesitzer Höch († 8. April 1905) an der Ostseite des Starnbergersees unternahm: ein durchweg im nibelungenhaften Rundbogen gehaltenes Bauwerk, von überraschender Schönheit und Wirkung: Ein ausgedehntes Conglomerat von massiven Säulen und Gemächern, von Säulengängen, Terrassen und Thürmen, Pracht-, Zier- und Nutzbauten, ein hochherrschaftlicher Sommersitz (vgl. Nr. 195 d. Allg. Ztg., 15. Juli 1892). Als weitere Probe von Hofmann’s Genialität in Beherrschung und Schöpfung neuer decorativer Stilformen erschien das Prachtwerk „Romanische Wandmalereien der kgl. bair. Burg Neuschwanstein“ (München 1896 bei Jos. Albert mit 30 Tafeln in Lichtdruck), als glänzendes Zeugniß, wie H. alte Vorbilder mustergültig neu zu beleben und effectvoll zu verarbeiten und ebenso neue Vorbilder zu schaffen im Stande war. Der vielseitigst mit ausgezeichneten Eigenschaften hochbegabte dabei höchst anspruchslose Mann, Charakter und Künstler harrt immer noch einer längst verdienten biographischen Würdigung.

Vgl. Nr. 363 d. Münchener Neuesten Nachrichten, 7. Aug. 1896 und Louise v. Kobell, König Ludwig II. und d. Kunst, 1898, S. 290 ff.

[771] *) Zu S. 436.