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Artikel „Herxen, Dietrich von“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 257, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herxen,_Dietrich_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:51 Uhr UTC)
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Herxen: Dietrich v. H. genoß unter den Brüdern des gemeinschaftlichen Lebens um die Mitte des 15. Jahrhunderts eines weitverbreiteten Ansehens. Um 1381 zu Herxen bei Zwolle als Sohn angesehener und reicher Eltern geboren, erhielt er unter Leitung der Fraterherren seine wissenschaftliche Erziehung an der Kapitelschule zu Deventer und später zu Zwolle. Bald als guter Copist und Miniaturmaler bekannt, weit mehr aber noch seines Geistes und seiner theologischen Bildung wegen hochgeachtet, ward er von den Brüdern des Fraterhauses zu Zwolle 1410 zum Nachfolger des verstorbenen Rectors Gerhard von Calcar erwählt, welches Amt er bis zu seinem 1457 erfolgten Tode rühmlichst verwaltete. Thätig wirkte er mit zur Errichtung der Fraterhäuser zu Doesburg, Harderwijk und Gröningen. Bezeichnend treten Geist und Charakter seiner Wirksamkeit aus einigen Schriften hervor, welche in der Landessprache verfaßt, zum Theil handschriftlich erhalten sind: „Notabilia dicta“, „Speculum juvenum“, „De innocentia servanda“, „De desiderio moriendi“, „De passione domini“, „De oratione dominica“ etc. Es tritt uns aus diesen Schriften ein gesunder Sinn und erleuchteter Geist entgegen. Aber auch über die Grenzen seines Hauses hinaus erstreckte sich seine Wirksamkeit. Davon zeugt seine Unterweisung für den Beichtvater eines Schwesterhauses „Copulata pro confessore sororum“, aber weit mehr noch sein „Carmen devotum de laude virginitatis et castitatis“, welches er der Melodie eines damals im Volke umgebenden leichtfertigen Liedes anpaßte, um dadurch das letztere zu verdrängen. Die vielen Abschriften dieses Carmen, welche von Herxen’s Schülern im Volke verbreitet wurden, halfen den guten Zweck erreichen, mehr noch eine Uebersetzung des Liedes in die Landessprache, welche H. auf Bitte der Schwestern zu Zwolle verfaßte. Sie ist uns nebst dem lateinischen Text und ihrer Melodie erhalten. Es dürfte diese Bekämpfung eines weltlichen Textes durch einen seiner Melodie untergelegten geistlichen das älteste Beispiel eines später, namentlich in der Reformationszeit so häufigen Verfahrens sein. Von Herxen’s Hand soll auch das von Delprat und nachher von de Coussemaker mitgetheilte Weihnachtslied: „Och Heer der hemelen stichter“, sein, wie auch die Schrift „Septimana christiana“, welche von Paul Montius ins Französische übersetzt und 1592 zu Douay herausgegeben ist. Unter der Leitung dieses außerordentlichen Mannes erwarb das Fraterhaus zu Zwolle, wie Thomas v. Kempen schreibt, den Ruhm einer wahrhaft heiligen Congregation, wo zahlreiche Schüler des bekannten Rectors Johann Cele (s. Bd. IV. S. 77) ein freundliches Obdach und eine nicht ascetische, sondern praktisch religiöse Erziehung fanden.

Delprat, Broedersch. van G. Groote, S. 85 ff. und Moll, Kerkgesch. van Nederl., II. 2. St. S. 369, 412, 419.