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Artikel „Hermansgrün, Hans“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 189–190, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermansgr%C3%BCn,_Hans&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 01:46 Uhr UTC)
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Hermansgrün: Hans H. (er nennt sich selbst Joannes ex Lupis de H.), Humanist und Politiker am Ende des 15. Jahrhunderts. Von seinem Leben weiß man wenig. Er studirte in Italien unter Pomponius Laetus, kehrte nach Deutschland zurück, erscheint 1487 als Mitbesitzer des Edelhofs Alt-Schönfeld in der Nähe von Zwickau, scheint 1493 in Begleitung Friedrichs d. Weisen in Palästina gewesen zu sein und war seitdem in manchen Aemtern thätig. Wichtig ist er einerseits wegen seiner Beziehungen zu Reuchlin, andererseits wegen einer politischen Schrift. Beide gehören dem J. 1495 an. Er war nämlich damals im Auftrage des Erzbischofs Ernst von Magdeburg als Gesandter nach Worms geschickt worden und kam von hier aus in Verbindung mit Reuchlin, (Vgl. Reuchlin’s Briefwechsel, S. 43–46) dem er freilich mehr litterarische als politische Mittheilungen machte. Kurz vorher (23. März 1495) hatte er eine politische Schrift: „Somnium“ geschrieben und sie dem Herzog Friedrich von Sachsen gewidmet. In dieser glaubt er sich in eine große Reichsversammlung [190] versetzt, vor welcher Karl d. Gr., Otto I. und Friedrich Barbarossa (er nennt ihn Federicus secundus Romanorum imperator Barbarossa cognominatus) erscheinen. Der letztere hält den Versammelten eine große Rede, in der er von den beiden Deutschland drohenden Kriegen gegen die Türken und die Franzosen gewaltige Worte macht, die Gefährlichkeit Karls VIII., der durch den italienischen Krieg seine Macht bekundet habe, ausführlich schildert, die Deutschen wegen ihrer neuen Bewaffnung (nämlich der der Landsknechte mit langen Spießen) tadelt, zur Beschickung des Reichstages ermuntert und sie zur Wahrung ihrer geschichtlich ererbten Größe und ihrer nationalen Freiheit und Selbständigkeit aufruft. – Im Januar 1497 war H. noch im magdeburgischen Dienste, ging als Gesandter nach Prag, von wo aus er einen Brief an Reuchlin schrieb (Briefwechsel, S. 52) und befand sich 1498 auf dem Reichstage von Freiburg, von wo aus er Sebastian Brant in Straßburg besuchte. In Böhmen ist er wol mit Bohuslaus von Hassenstein in Beziehungen getreten, von denen zwei Briefe des letztern aus dem J. 1501, welche erhalten sind, Zeugniß ablegen. Dann kehrte er, wie es scheint, nach seinem Gute Alt-Schönfeld zurück und lebte hier in wissenschaftlicher Muße, in welcher er auch dem Erasmus Stella dienstwillig war, der aber den Namen seines Correspondenten zur Unterstützung seiner gelehrten Fälschungen mißbrauchte. Diese Muße unterbrach er durch eine Reise nach Palästina und Egypten, welche er mit dem Grafen Hoyer von Mansfeld unternahm, zu der er, wie er aus Lyon am 9. Januar 1504 an Sebastian Brant schreibt, den letztern, den romanissimus, den aus einer nicht römischen Stadt (Basel) in eine dem römischen Reich angehörige (Straßburg) Ausgewanderten, als Begleiter und Erklärer der Alterthümer zu haben wünschte (Ch. Schmidt, Hist. lit. de l’Alsace. Paris 1879, I. 208, 212, 218). Was er auf dieser Reise erlebt hat und wann er von derselben zurückgekehrt ist, weiß man nicht; es scheint, daß er noch 1518 gelebt hat, aber vor 1520 gestorben ist.

H. Ulmann, Der Traum des Hans von Hermansgrün. Eine politische Denkschrift aus dem J. 1495 in: Forschungen zur deutschen Geschichte, XX. (1880) S. 67–92.