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Artikel „Harter, Maurus Aloys“ von Pirmin August Lindner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 650–651, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Harter,_Maurus_Aloys&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 02:17 Uhr UTC)
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Harter: Maurus Aloys H., Benedictiner und Bibliothekar. Geboren zu Aichach in Oberbaiern am 4. April 1777, studirte zu Augsburg, trat 1796 in die Abtei Scheyern und wurde 1801 Priester. Im Kloster versah er bis zur Aufhebung das Amt eines Unterbibliothekars. Als die von der kurfürstlichen Regierung beauftragten Commissäre zur Auswahl der besten Bücher für die Hof- und Staatsbibliothek auch nach Scheyern kamen, und dieselben Harter’s Fähigkeiten im Fache der Bibliothekwissenschaft wahrnahmen, trugen sie ihm an, sich bei Einrichtung der Universitätsbibliothek zu Landshut verwenden zu lassen. H. zog 1803 im November nach Landshut und wurde alsbald in das für die Bibliothek bestimmte Dominikanerkloster zugelassen, wo er 42,000 den Klöstern entnommene Bände aufgeschichtet fand, bei deren Sichtung und Aufstellung er sich so auszeichnete, daß er bereits am 15. Februar 1804 zum Scriptor, und dann zum Custos der Universitätsbibliothek ernannt wurde. Vorzüglich war die nach Panzer’s Annalen vorgenommene Aufstellung der Inkunabeln sein Werk. Unter Hupfauer’s Nachfolger, Dr. J. Siebenkees, wurde Harter’s Gehalt vermehrt, und ihm in Würdigung seiner Verdienste der philosophische Doctorgrad verliehen (1816). Zwei Jahre später machte er Geschäftsreisen, um die hauptsächlichsten Bibliotheken Deutschlands kennen zu lernen, stets unermüdet thätig und wahrhaft glühend für das Beste der ihm anvertrauten Universitätsbibliothek. 1823 wurde er mit erhöhtem Gehalte zum zweiten Universitätsbibliothekar ernannt. Bei der am 3. October 1826 vom König Ludwig ausgesprochenen Transferirung der Universität von Landshut nach München konnte Oberbibliothekar Dr. Siebenkees, der bereits 50 Jahre im Lehramte thätig war, sich nicht mehr entschließen, dahin zu übersiedeln, und trat in den Ruhestand. Von nun an war H. der Sache nach der einzige Bibliothekar der Universität, zwar erhielten sich Titel und Gerechtsame eines Oberbibliothekars fort, indem sie an Professoren übertragen wurden; allein die eigentliche Wirksamkeit dieser Oberbibliothekare für die Universitätsbibliothek war gleich Null. Eines der größten Verdienste Harter’s war die Auffindung des Gronovischen Briefwechsels, der in Augsburg (wohin er 1785 von Leiden aus um 500 rheinische Gulden war verkauft [651] worden) Jahrzehnte lang verborgen lag, bis ihn H. entdeckte und um einen Spottpreis für die Bibliothek erkaufte. Noch einmal sollte, als die Universität ihre jetzigen Räume erhielt, H. die ganze Büchersammlung in ein neues Local transferiren. Auch diese abermalige Uebersiedelung wurde aufs Schnellste beendet. So kann man wahrhaft sagen, daß H. das stets ordnende Princip der Bibliothek blieb. Auf sein Ansuchen hin erhielt H. unterm 16. Mai 1849 seine ehrenvolle Entlassung. Er starb zu München am 12. August 1852. Durch die Anlegung einer Autographensammlung berühmter Zeitgenossen, die dem historischen Verein von Oberbaiern zu Theil wurde, erwarb er sich ein nicht zu unterschätzendes Verdienst. In schriftstellerischer Hinsicht war H. weniger thätig; seine Berufsgeschäfte ließen ihm hiezu keine Zeit. Man hat von ihm nur eine Schrift: „Joa. Frider. Gronovii Epistolae XXXVII ad filium suum Jacobum nondum editae cum notis“, 1835.

S. Akademische Monatsschrift, V. Heft 2, S. 64 sq.