Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hösel, Robert“ von Karl Lamprecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 177–179, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%B6sel,_Robert&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 23:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Höschel, David
Nächster>>>
Hosemann, Abraham
Band 13 (1881), S. 177–179 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2011, suchen)
Robert Hösel in Wikidata
GND-Nummer 137594690
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|177|179|Hösel, Robert|Karl Lamprecht|ADB:Hösel, Robert}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137594690}}    

Hösel: Robert H., der bedeutendste Vertreter und Förderer der Chemnitzer Buntwaarenfabrikation, hat ähnlich wie Becker und Hartmann (s. d. Art.) sich aus den dürftigsten Verhältnissen emporarbeiten müssen. H. wurde am 14. October 1807 in Chemnitz geboren, wo sein Vater, der Webermeister war, sich ohne Erfolg mit Land- und Gastwirthschaft abmühete. Die Pachtung eines Hammerwerkes im Erzgebirge nahm in Folge der Kriegsleiden von 1812–13 ein unglückliches Ende, die Familie zog wieder nach Chemnitz und erschwang ein dürftiges [178] Brot auf geliehenen Webstühlen. Bald starb der Vater und auf unserem H. lag die Sorge für Mutter und Geschwister. Fleiß und Sorgsamkeit in Ausführung der ihm gewordenen Aufträge erwarben unserem H. die Achtung seiner Auftraggeber, und diese setzten ihn in den Stand auf einer größeren Anzahl Webstühle arbeiten zu lassen, so daß die Verhältnisse der Familie sich wesentlich besserten. Jetzt konnte H. seinem Wunsche, in seinem Fache eine höhere Ausbildung anzustreben, nachgehen, indem er als Factor in die berühmte Liebig’sche Fabrik in Reichenberg eintrat und hier zuerst erkannte, was Großindustrie sei. Mit bedeutend erweiterten Fachkenntnissen, sowie mit Muth und Thatkraft kehrte nach einigen Jahren H. nach Chemnitz zurück, wo er sich am 28. Februar 1832 als Weberfactor in bescheidenem Umfange etablirte. Er fertigte zunächst Kleiderstoffe, die namentlich durch Eduard Lohse Absatz fanden und von Monat zu Monat konnte er mehr Webstühle beschäftigen. Da faßte er den Beschluß, noch eine zweite Branche in Angriff zu nehmen: die Möbelstofffabrikation, die es in Chemnitz damals noch nicht gab. Aber es fehlten alle Hilfsmaschinen und Mitarbeiter, so daß z. B. die Jacquardkarten mit der Hand ausgeschlagen werden mußten, und so gab es große Schwierigkeiten zu überwinden. Schließlich gelang das Unternehmen bestens und damit war die Chemnitzer Weberei durch ihre jetzt wichtigste Branche bereichert. Nunmehr besuchte H. auch die Leipziger Messen mit gutem Erfolge und begann seine Waaren selbst zu vertreiben. Das Geschäft war so groß geworden, daß sich ein kaufmännischer Betrieb desselben nöthig machte, und so verband sich H. 1845 mit dem Kaufmann Heydenreich, wodurch die Metamorphose des Weberfactors in den Großfabrikanten vollendet war. In die nächsten Jahre fiel die Einführung der Fabrikation wollener Damaste, die erst auf Handstühlen gefertigt wurden, für die aber bald Maschinenstühle (nicht ohne Kampf gegen Vorurtheile) eingeführt werden mußten. Nunmehr acquirirten H. und Heydenreich die umfangreichen Localitäten der Pflugbeil’schen Kattundruckerei und hier ging’s mit Riesenschritten vorwärts, so daß bald die erst viel zu groß scheinenden Räume mehrfach erweitert werden mußten. Im J. 1859 trat Heydenreich aus dem Geschäfte aus und errichtete für sich die erste Nähfadenspinnerei Sachsens, H. aber nahm seinen Sohn Robert H. jun. und seinen Schwiegersohn Eduard Stadt als Theilnehmer in das Geschäft auf. In dieses war bereits als wiederum neue Branche für Sachsen die Fabrikation der Moleskins eingeführt, woran sich – und immer in großem Maßstabe – noch die Anfertigung der Velvets und der Moreens schloß. Die Räume wurden wieder zu eng und es mußte eine zweite Fabrik für mechanische Weberei errichtet werden. Außerdem wurde eine Baumwollenspinnerei von 10 000 Spindeln mit der Webfabrik verbunden, für welche selbstverständlich Färbereien, Bleichereien und alle Arten von Appreturanstalten längst eingerichtet waren. So beschäftigte die Firma R. Hösel & Co. gegen 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen in den geschlossenen Etablissements und mehrere hundert Handweber außerhalb derselben. Die Periode der Gründungen ging, trotz vielfachen Lockungen, an unserem H. spurlos vorüber und als am 4. September 1873 der rüstige Mann nach dem Besuche der Wiener Ausstellung plötzlich starb, war alles so geordnet, daß das Geschäft unter den genannten Schwägern einen weiteren Aufschwung nehmen konnte. Neben seinem Etablissement betheiligte sich H. nur noch an der Errichtung der Chemnitzer Gasanstalt, sonst lebte er ganz seinem Geschäfte und seiner Familie. H. war sehr glücklich verheirathet und Vater einer zahlreichen Familie. In der ersten Periode seiner Geschäftsführung war die vielsorgende Hausfrau zugleich auch die unermüdlichste Gehilfin in der Werkstatt. Ihr gebührt ein Antheil an dem geschäftlichen Rufe ihres Gatten. Die Firma R. Hösel & Co. wurde auf jeder der größeren Industrieausstellungen mit den ersten Preismedaillen bedacht, H. [179] selbst, der bescheidene Mann, der äußerem Glanze ganz fremd war, wurde 1867 zum Ritter des Albrechtordens und 1870 zum Commerzienrath ernannt.