ADB:Grossi, Ernst von
F. Pruner in 3 Bänden 1831–32 herausgegeben) mit das Beste geliefert, was die deutsche Medicin jener Zeit an derartigen Schriften aufzuweisen hat. Die sachverständige Kritik nahm das Werk mit ungetheiltem Beifalle auf, die große Masse, dem Tagesgötzen der Naturphilosophie huldigend, konnte dieser nüchternen, naturwissenschaftlichen Arbeit keinen Geschmack abgewinnen und ging über dieselbe zur Tagesordnung über, und so ist der Name dieses vortrefflichen Mannes wenig über sein engeres Vaterland, Baiern, hinausgedrungen, das seine Verdienste um die leidende Menschheit und um die Ausbildung der ärztlichen Jugend dankbar anerkannt hat.
Grossi: Ernst v. G., Arzt, den 21. Juli 1782 in Passau geboren, hatte in Wien Medicin studirt und daselbst im J. 1801 die Doctorwürde erlangt. In seine Vaterstadt zurückgekehrt, fungirte er daselbst als Hofrath und zweiter Ordinarius am Krankenhause, machte 1803, nach Säcularisirung des Fürstenthums Passau, eine Reise nach Halle, Berlin und Paris und folgte 1804 einem Rufe als Professor der Anatomie, Physiologie und Pathologie nach Salzburg. Zwei Jahre später, nachdem Salzburg unter österreichische Herrschaft gekommen war, kehrte er nach Passau zurück, und unterstützte seinen Vater in dessen sehr ausgebreiteter ärztlicher Praxis, 1808 erhielt er eine Anstellung als Medicinalrath bei dem General-Commissariat des Unterdonaukreises und 1809 einen Ruf als Professor der medicinischen Klinik an die landärztliche Schule in München. Im J. 1814 gab er diese Stellung auf, trat jedoch drei Jahre später wieder als Obermedicinalrath in das Collegium ein, wurde 1824 nach Auflösung desselben zum Professor der Pathologie an der medicinisch-praktischen Lehranstalt und zum Abtheilungsarzt am allgemeinen Krankenhause, und 1826 zum Professor der Klinik an der neu errichteten Universität in München ernannt; ein frühzeitiger Tod in Folge einer, wie es heißt, falsch behandelten Brustfellentzündung machte seinem Leben am 31. December 1829 ein Ende. – Wegen seiner Humanität und ärztlichen Geschicklichkeit von seinen Mitbürgern hochgeschätzt, wegen seiner Liebenswürdigkeit und Lehrfähigkeit von seinen Schülern vergöttert, nimmt G. mit seiner hervorragenden Bildung nicht nur in der Heilkunde, sondern auch in den Naturwissenschaften, und mit der Nüchternheit und Klarheit seines Urtheils eine ehrenvolle Stellung unter den Aerzten seiner Zeit ein. Frei von jeder naturphilosophischen Speculation, auf dem Boden der Physik, Chemie, Anatomie und Physiologie stehend, von dem Werthe pathologisch-anatomischer Forschungen für die Bearbeitung der Pathologie durchdrungen und jede ihm hiefür gebotene Gelegenheit benützend, hat er in dem von ihm veröffentlichten „Versuch einer allgemeinen Krankheitslehre, entworfen vom Standpunkte der Naturgeschichte“ (in 2 Bänden, 1811, später in erweiterter Form als „Opera medica posthuma“ von seinen Schülern S. Fischer und