ADB:Gorlaeus, David
Gorlaeus: David G., latinisirt aus van Goorle, Philosoph, blühte zu Utrecht im Anfang des 17. Jahrhunderts. Nach Burmannus (s. u.) sind seine „Exercitationes“ erst nach seinem Tode gedruckt: danach wäre er also vor 1620 gestorben. Von seinen Lebensumständen ist wenig bekannt geworden. Seiner philosophischen Richtung nach gehört er zu den Erneuerern der Philosophie, welche sich von der scholastisch-aristotelischen Philosophie frei machten und einer mehr naturalistischen Strömung folgten; auch hat man ihn um einzelner Lehren willen als Vorläufer des Cartesius bezeichnet. Er schrieb: „Exercitationes philosophicae, quibus universa discutitur philosophia theoretica et plurima peripateticorum dogmata evertuntur“, Leidae 1620, 8°, und „Idea physices“, Amstelod. 1651. Seine mannigfachen originellen metaphysischen und physischen Ansichten, wie die Lehre, der Mensch sei nur ein ens per accidens, es sei keine Trennung zwischen Form und Stoff statthaft, der Himmel sei nur ausgedehnte Luft, das Feuer kein Element u. dgl., verfehlten in jener Zeit nicht, ihm Verfolgungen von Seiten der Anhänger des alten Systems, den Namen eines Ketzers und die Ausschließung vom öffentlichen Lehramt zuzuziehen.
- Casp. Burmannus, Trajectum eruditum (1738), p. 106. Valer. Andreas, Bibl. Belgica, p. 173. Sweertius, Belg. p. 205. Morhof, Polyhistor. t. II. 1. I. cap. XII. § 5.