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Artikel „Gerber, Erasmus“ von Albrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 719, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerber,_Erasmus&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 18:21 Uhr UTC)
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Gerber: Erasmus G., ein bischöflich straßburgischer Hintersaß aus Molsheim, erscheint im Frühjahr 1525 als Führer eines Haufens unterelsässischer Bauern, der im Stifte Altorf sein Wesen trieb. Vereint mit den Haufen von Stephansfelden und Neuenburg lud er die Straßburger Prädicanten zu einer Disputation nach Altorf ein; das Gespräch blieb ohne Erfolg und noch am selbigen Tage (18. April) ward G. zum obersten Hauptmann der vereinigten Haufen, etwa 20000 Mann, erwählt. Als solcher führt er eine lebhafte Correspondenz mit den Bauernhaufen und mit dem Straßburger Rathe, welcher zwischen Herrschaften und Bauern vermittelte. Dieselbe zeigt in G. den geschickten Führer, aber auch den pfiffigen Bauern, wenn er z. B. die den Bauern geneigten Elemente in Straßburg, die Metzger und Gärtner, an sich zu locken sucht. Durch solche Unzuverlässigkeit ward die Möglichkeit einer friedlichen Lösung verscherzt, die Tage von Oberehnheim und Molsheim blieben erfolglos. Seit dem 28. April ist Gerber’s Hauptquartier in Mauersmünster; von dort aus dominirte der „helle Haufe“ in den geistlichen Stiftern der Umgegend, die geplündert wurden, ohne daß sich dabei die Wildheit des schwäbischen Bauernkrieges gezeigt hätte. Dem heranziehenden Herzog Anton von Lothringen gegenüber gewannen die Bauern einen Stützpunkt (13. Mai) an der bischöflichen Stadt Zabern, deren Bürger sich dem Aufruhr anschlossen. Während G. noch mit der Besatzung des nahegelegenen Schlosses Hohbarr um Uebergabe unterhandelte, kam am 15. Mai das Heer des Herzogs vor der Stadt an, und nach resultatlosen Scharmützeln zwischen der Stadt und dem angreifenden Heere wurde am 16. ein Bauernhaufe bei dem Dorfe Lupfstein unweit Zabern durch die Lothringer vernichtet. Unter dem entmuthigenden Eindruck dieser Niederlage begann das Bauernheer zu schmelzen und G. unterhandelte über freien Abzug der Seinen. Die Capitulation sollte am 17. Mai ausgeführt werden, aber die abziehenden Haufen wurden treulos überfallen und nach der geringsten Angabe 16000 Wehrlose niedergemetzelt. Nachträglich suchten die Lothringer dies dadurch zu rechtfertigen, daß sie dem G. hinterlistige Anschläge auf ferneren Widerstand und doppeltes Spiel beimaßen. G. ward gefangen und am Abend des Blutbades aufgehenkt. Er starb in herausforderndem Trotz.