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Artikel „Gebhard, Franz Josef“ von Otto Schell in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 257–258, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gebhard,_Franz_Josef&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 00:12 Uhr UTC)
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Gebhard: Franz Josef G. wurde am 23. Februar 1801 zu Oberingelheim in Rheinhessen geboren. Er widmete sich nach der Schulzeit dem Kaufmannsstande und siedelte im August 1823 nach Elberfeld über. Zuerst war er Correspondent bei der durch den genialen Jakob Aders begründeten Rheinisch-Westindischen Compagnie, welche die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise der Kaufmanns- und Handelswelt, aber auch der obersten Staatsbehörden, auf sich lenkte. Den vaterländischen Industrieproducten überseeische Absatzgebiete zu erobern, war der vornehmste Zweck dieses Unternehmens, welches jedoch wegen mangelnder Geschäftsroutine u. s. w. nicht den gehofften Erfolg hatte. Bereits im J. 1828 wurde G. Theilhaber der Firma S. Leser, gründete aber 1859 die Firma Gebhard & Co., welche die Fabrikation von seidenen, halbseidenen und anderen Waaren betrieb. In Krefeld und Berlin wurden Zweigetablissements errichtet. Nun suchte G. die bei der Rheinisch-Westindischen Compagnie gemachten Erfahrungen praktisch zu verwerthen, indem er den Exporthandel forcirte, nicht im Zusammenschluß großer Gesellschaften, sondern ausschließlich der eigenen Kraft vertrauend. Das Elberfelder Exportgeschäft ist durch ihn in lebhaftere Aufnahme gekommen, denn seine Thätigkeit bezweckte die Verdrängung des in Elberfeld bis tief ins 19. Jahrhundert gebräuchlichen Messehandels durch den directen Exporthandel. G. war es [258] ferner, der es in Deutschland fast zuerst in größerem Maßstabe wagte, orientalische Stoffe, besonders für Ostindien, in Seide mit echtem Golde genau im Geschmack des Orients zu fabriciren, ein Unternehmen, in welchem Lyon den Vortritt beanspruchen kann.

Am öffentlichen Leben der Stadt Elberfeld betheiligte sich G. in hervorragender Weise, so daß er schon in den dreißiger Jahren Mitglied des Stadtrathes und verschiedener städtischer Collegien wurde. Noch größere Verdienste erwarb er sich um das königl. Handelsgericht zu Elberfeld, zu dessen Mitgliedern er seit dem Jahre 1840 zählte, um dann von 1849–1870 demselben als Präsident vorzustehen. Als Anerkennung seiner Wirksamkeit erhielt er den Charakter als Geheimer Commercienrath und den rothen Adlerorden 3. Classe mit der Schleife. Er starb nach kurzem Krankenlager auf seinem Landsitz in Mehlem am Rhein im 76. Lebensjahr und im 50. seiner glücklichen Ehe am 7. October 1876. G. war streng rechtlich bis zur äußersten Consequenz, ein Mann, der an sich selbst und seine Leistungen den höchsten Maßstab legte, abhold jedem Luxus, milde im Urtheil über Andere; für wohlthätige und öffentliche Zwecke hatte er stets eine offene Hand.

Nach den eigenhändigen Aufzeichnungen Gebhard’s im Vereins-Album des Bergischen Geschichtsvereins zu Elberfeld. – Mittheilungen der Familie und Privatnachrichten.