Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gall, Heinrich Ludwig Lampert“ von William Löbe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 316–317, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gall,_Ludwig&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 05:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Gall, Franz Joseph
Nächster>>>
Gall, Joseph Anton
Band 8 (1878), S. 316–317 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Gall in der Wikipedia
Ludwig Gall in Wikidata
GND-Nummer 118537253
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|316|317|Gall, Heinrich Ludwig Lampert|William Löbe|ADB:Gall, Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118537253}}    

Gall: Heinrich Ludwig Lampert G., wurde geboren am 28. Decbr. 1790 zu Aldenhoven bei Jülich, † am 31. Jan. 1863 in Trier. Von 1811 bis 13 war er Untergerichtsschreiber in Cleve und Düsseldorf, welchen Dienst er nach der Schlacht von Leipzig mit einer Commisstelle in den Bureaux des instructeurs aux revues im Generalstabe von Macdonald in Cleve vertauschte; nachher wurde er als Generalsecretär in der österreichisch-baierschen Administrationscommission zu Luxemburg und Kreuznach angestellt, 1816 zum Regierungssecretär in Trier befördert, wo er sich während der Theuerung und Hungersnoth der beiden Mißjahre 1816 und 17 sehr verdient machte. Von jetzt ab trat er als Techniker auf. 1817 construirte er einen neuen Dampfbrennapparat, welcher seiner Vorzüglichkeit halber bald große Verbreitung auch außerhalb Deutschlands fand. Auch Gasbelechtung richtete er ein. 1818 wurde er Commissar einer Auswanderungsgesellschaft in Bonn und ging 1819 selbst nach Nordamerika, von wo er aber bereits 1820 wieder zurückkehrte. 1823 trat er wieder in Staatsdienste, indem er die Stellung eines Kreissecretärs in Trier annahm. 1825 wurde er in derselben Eigenschaft nach Wetzlar versetzt. Von jetzt ab beschäftigte er sich wieder mit Technologie. Er erfand 1826 die verschlossene Gährung bei der Weinbereitung mittelst Gasröhren, sowie einen Apparat zur Tresterweinbereitung, 1828 das Verfahren, die überschüssige Säure des Tresterweins durch Wasser und Zucker zu beseitigen, 1831 einen Dampfapparat zur Erregung von Schweiß bei Cholerafällen und ein Verfahren zur Schnellgerberei. 1834 verließ er Deutschland; er wendete sich zunächst nach Galizien und ging von da 1836 nach Ungarn, wo er auf dem Gute des Barons Ghillany eine Versuchs- und Lehranstalt mit Werkstätten zur Anfertigung von Brennereiapparaten errichtete. 1839 trat er in die Dienste des Barons Eötvös als Oberinspector [317] der landwirthschaftlichen Gewerbe, in welcher Eigenschaft er 1842 einen Dampfwaschapparat erfand. 1849 kehrte er wieder nach Trier zurück und widmete sich von jetzt ab nur der Technologie und Schriftstellerei. Er erfand einen Futterdämpfapparat, einen transportablen Dampferzeuger zum Kochen, Reinigen der Fässer, Waschen, rauchverzehrende Dampfkesselöfen. 1852 trat er mit der Erfindung hervor, aus sauren Weinen angenehme Weine zu bereiten, und fertige geringe Weine durch neu erregte Gährung wesentlich zu verbessern. Das Verfahren verbreitete sich bald unter dem Namen „Gallisiren“. Während es aber Liebig als eine wichtige Erfindung bezeichnete, kam der Erfinder bald als Weinfälscher mit den Behörden in Conflict, die gallisirten Weine wurden, namentlich in der Pfalz, confiscirt und weggeschüttet. Infolge dessen richtete G. ein offenes Sendschreiben an den König von Baiern, in dem er sich über das Verfahren der Behörden in der Pfalz beschwerte, weil es die Wissenschaft beeinträchtige und den Wohlstand der Weinbauer schädige. Mittlerweile hatte sich G. nach Stuttgart begeben. Er wurde daselbst wegen jenes offenen Sendschreibens auf Requisition pfälzer Behörden verhaftet, entfloh aber 1857 aus dem Gefängnisse. Seitdem lebte er in Trier. G. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Er schrieb: „Meine Auswanderung und meine Heimkehr“, 2 Bde., 1822; „Technische Mittheilungen aus dem Gebiete der Erfahrungen“, 2 Bde., 1824–31; „Immerwährende Getreidelagerung, um jeder Noth des Mangels und des Ueberflusses auf immer vorzubeugen“, 1825; „Anleitung zur Syrup- und Zuckerbereitung aus Kartoffeln“, 1825; „Ueber die Verbesserung der Weine, der Obstweine und des Bieres und Erhöhung der Branntweinausbeute aus Trestern“, 1826; „Die Branntweinbrennerei mittelst Wasserdämpfen“, 1830; „Neuer und eigenthümlicher Dampfdestillirapparat“, 1830; „Darlegung der Vorzüge des patentirten Dampfbrennapparats“, 1831; „Anweisung zum Fruchtmaischen mittelst Wasserdampf“ 1832; „Der Gall’sche oder rheinländische Dampfbrennapparat in seiner höchsten Vereinfachung“, 1834; „Vorschläge zur Errichtung von Versuchs- und Lehranstalten für die landwirthschaftlich-technischen Gewerbe“, 1835; „Verfahren, die Gährungsgefäße dauernd gegen Säuerung zu schützen“, 1836; „Die Dampfwäsche“, 1842; „Die Brennstoff sparenden Dampferzeuger“, 1850; „Praktische Anleitung, sich gute Mittelweine aus unreifen Trauben und vortreffliche Rheinweine aus den Trestern zu bereiten“, 2 Hefte, 1854; „Nachricht über mein Weinbereitungs- und Weinveredelungsverfahren“, 1854; „Die Füllflasche und deren Anwendung als sicherstes Mittel, die Ausbildung der Weine zu befördern“, 1854; „Verbesserung von Stubenöfen, wodurch an Brennstoff erspart wird“, 1854; „Darstellung des Systems von rauchverzehrenden Dampfapparaten“, 1855; „Des Ministers Grafen Chaptal und Dr. Gall’s Weinbereitungsmethode vor dem Gesetz“, 1854; „Die vortheilhafteste Methode der Weinbereitung“, 1859. Außerdem gab er folgende Zeitschriften heraus: „Das Neueste und Nützlichste“, Trier 1850 ff.; „Praktische Mittheilungen zur Förderung der landwirthschaftlichen Gewerbe“, das. 1856 ff.; „Allgemeiner deutscher Telegraph“, Stuttgart 1856 ff.