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Artikel „Fuß, Joh. Dominicus“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 253–254, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fu%C3%9F,_Johann_Dominicus&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 02:35 Uhr UTC)
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Fuß: Joh. Dominicus F., Philolog und Dichter, geb. zu Düren 1781 (?), † am 31. Jan. 1860 zu Lüttich, 78 Jahre alt. Nachdem er mehrere Jahre als Gymnasiallehrer zu Cöln gewirkt und durch die erste Ausgabe der Schrift des byzantinischen Schriftstellers Joh. Laurentios Lydos über die Magistrate des römischen Staats (Parisiis 1812) sich einen geachteten Namen als Philolog erworben hatte, wurde er, als die niederländische Regierung 1817 die Universität Lüttich errichtete, als Professor der lateinischen Litteratur berufen, in welcher Stellung er fortan verblieb, bis er aus Altersschwäche in Ruhestand trat. Da seiner Ausgabe des Lydos der große Kenner byzantinischer Litteratur Karl Bened. Hase eine litterarhistorische Einleitung über Lydos und seine Schriften vorangeschickt hatte, beklagt sich F. mit Recht („Goethei Elegiae XXIII etc. latine redditae“, Leodii 1824. p. 57), daß man dem berühmteren Gelehrten auch die schwierige Bearbeitung des Textes und der lateinischen Uebersetzung beilege, ein Fehler, der noch in Pauly’s Realencycl. der classischen Alterthumsw. IV, 1281 (1846) aufgewärmt wurde. Schlimmer als diese Verwechslung ist der Umstand, daß Imm. Bekker bei seiner Bearbeitung des Lydos für die Bonner Ausgabe der Byzantiner übersah, daß F. bedeutende Nachträge zur Verbesserung des Textes und seiner lateinischen Uebersetzung in einer Epistola ad Car. B. Hase (Leodii 1820) geliefert hat. Die Beschäftigung mit Lydos und seine Vorträge an der Universität führten F. auch zur Bearbeitung eines Handbuchs der römischen Alterthümer in lateinischer Sprache, das in drei Auflagen (zuletzt 1836) erschienen ist. Aber die eigentlich gelehrte Thätigkeit war es nicht, die seinen Namen in weiteren Kreisen bekannt gemacht hat, sondern seine Versuche auf dem Gebiete der lateinischen Dichtkunst. Kein Neuerer war für diese gelehrte Tändelei so begeistert wie F.; über den vermeintlichen Werth dieser geistigen Thätigkeit spricht er sich wiederholt aus, am ausführlichsten in der „Dissertatio de linguae latinae cum universo ad scribendum, tum ad poesin usu, deque poesi et poetis neolatinis“, die den „Carmina latina“ (Coloniae 1822) vorangeschickt ist. Daß seine Uebersetzungen aus deutschen und französischen Dichtern, besonders aus Goethe (Elegien etc.), Hölty, Klopstock, Rückert, Schiller (Glocke u. a.), A. W. Schlegel („Rom“ und „Die Kunst der Griechen“), Uhland, Lamartine u. a. eine seltene Gewandtheit im lateinischen Versbau verrathen (bei Balladen versuchte er es mit großem Geschick auch mit Reimen), ist unverkennbar. Schon im hohen Greisenalter veranstaltete er noch eine Gesammtausgabe seiner „Poemata latina“, die zu Lüttich 1855 und 56 in zwei starken Bänden erschienen ist. Die zweite enthält Fuß’ eigene Gedichte, darunter auch deutsche, die aber großentheils Rückübersetzungen aus ursprünglich lateinischen sind. Ueber diese Erzeugnisse einer gemachten Reflexionspoesie kann ein noch so nachsichtiges Urtheil nicht mehr Lob aussprechen als jenes, das der Verfasser selbst für sich anspricht (Praef. p. VIII zu Bd. II): In meis carminibus latinitatis potius laudem quam poetae spectavi. Zu bemerken ist noch, daß neben dieser Gesammtausgabe die selten gewordenen einzelnen Drucke („Roma, elegia Schlegelii“, 1817. „Carmina latina“, 1822. [254] „Goethei elegiae XXIII et Schilleri Campana“ etc., 1824. „Carminum latinorum pars nova“, Leodii 1830) ihren selbständigen Werth beibehalten, weil sie viel correcter sind als die von zahlreichen Druckfehlern entstellte Lütticher Ausgabe und manche interessante Beigaben enthalten, die in dieser hinweggefallen sind.

Leipziger Repertorium der Literatur XVIII, 2. S. 356.