ADB:Fischer, Friedrich (Philosoph)

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Artikel „Fischer, Friedrich“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 66–67, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Friedrich_(Philosoph)&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 07:54 Uhr UTC)
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Fischer: Friedrich F., geboren am 31. December 1801 in Honau auf der Alb (Oberamt Reutlingen), † in Winnenden am 14. November 1853, Sohn eines Pfarrers, kam 1816 in das Seminar zu Schönthal und 1820 in jenes zu Tübingen, wirkte nach absolvirten Studien (1824) ein Jahr lang als Vicar bei seinem Vater, und wurde hierauf im Herbste 1825 als Repetent am niederen Seminare zu Urach und April 1826 in gleicher Eigenschaft am Tübinger Stifte angestellt; im folgenden Winterhalbjahre besuchte er Heidelberg, Leipzig, Berlin, Wien und München. Am 31. Januar 1828 promovirte er mittelst einer theologischen Dissertation „Einleitung in die Dogmatik“, wendete sich aber bald zu philosophischen Studien, sowie er auch 1829 im Stifte eine Vorlesung über Religionsphilosophie hielt; im Mai 1830 wurde er auf Grund einer Abhandlung „Ueber den Begriff der Philosophie“ als Privatdocent an der [67] Tübinger Universität aufgenommen, erbat sich aber bereits für das folgende Wintersemester Urlaub und ging Ostern 1831 nach Basel, wo er zunächst privatisirend lebte und im Februar 1832 durch die württembergische Regierung die Enthebung von seiner Docentenstelle erhielt. Bald darauf aber wurde ihm in Basel der Lehrstuhl der Philosophie übertragen, welcher durch die Absetzung Troxler’s frei geworden war, und er wirkte nun als eifriger und gern gehörter Lehrer, erwarb durch seine zuvorkommende Freundlichkeit die allgemeine Zuneigung und machte sich um seine neue Heimath, in welcher er auch einige Jahre hindurch die Redaction der Basler Zeitung führte, hauptsächlich dadurch verdient, daß er die Aufstellung und Ordnung der Sammlungen des Museums leitete. Seit Januar 1853 überkamen ihn körperliche Leiden, durch welche er in tiefste Melancholie versetzt wurde, und in die Heilanstalt zu Winnenden gebracht, machte er nach anscheinender Besserung plötzlich durch Erhängen seinem Leben ein Ende. Seine Schriften sind: „Von der Natur und dem Leben der Körperwelt“ (1832), „Ueber den Sitz der Seele“ (1833), „Naturlehre der Seele für Gebildete“ (3 Bde., 1835), in den Heidelberger Jahrbüchern, 1836 f., ein kritischer Bericht über die damalige Litteratur der Logik, „Ueber den gegenwärtigen Stand des Naturrechts“ (1837), „Lehrbuch der Logik“ (1838), „Lehrbuch der Psychologie“ (1838), „Der Somnambulismus“[WS 1] (3 Bde., 1838 f.), „Ueber den Schlaf“ (1839), „Die Basler Hexenprocesse im 16. und 17. Jahrh.“ (1840), „Ueber die fliegenden Sonnenbilder“ (1846), „Die Metaphysik vom empirischen Standpunkt dargestellt“ (1847), „Ueber die Entstehungszeit und die Meister des Basler Todtentanzes“ (1849), „Der Bildersturm in der Schweiz und in Basel“ (1850), „Johann Heynlin a Lapide“ (1851), „Der ontologische Beweis für das Dasein Gottes und seine Geschichte“ (1852). Die philosophische Anschauung Fischer’s, welche, wie man sieht, ihren hauptsächlichen Gegenstand in der Psychologie gefunden hatte, zeichnet sich weder durch gründliche Tiefe noch durch präcise Schärfe aus; durch eine grundsätzliche Abneigung gegen den subjectiven Idealismus war er nahezu in die gegentheilige Einseitigkeit eines unidealen Empirismus verfallen, und bezüglich der Schwierigkeiten, welche aus dem traditionellen Dualismus erwachsen, hatte er sichtlich in sich selbst keine klare Einsicht gewonnen, so daß auch die Reichhaltigkeit des psychologischen Materiales, welche insbesondere an der Schrift über den Somnambulismus gerühmt werden kann, den Mangel einer wahren speculativen Befriedigung nicht zu ersetzen vermag, ja zuweilen, z. B. bei der Abhandlung über den Schlaf, geradezu der Eindruck der Unbedeutendheit verbleibt. Verdienstlicher sind seine geschichtlichen Studien, in welchen er verschiedene Culturzustände Basels mit gewissenhafter Gründlichkeit beleuchtete.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der Vorlage fehlt das schließende Anführungszeichen.