Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Farensbach, Jürgen“ von Theodor Schiemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 568–569, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Farensbach,_J%C3%BCrgen&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 08:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Fanti, Vinzenz
Nächster>>>
Farina
Band 6 (1877), S. 568–569 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jürgen von Fahrensbach in der Wikipedia
Jürgen von Fahrensbach in Wikidata
GND-Nummer 135964768
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|568|569|Farensbach, Jürgen|Theodor Schiemann|ADB:Farensbach, Jürgen}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135964768}}    

Farensbach: Jürgen F., geb. 1551 in Estland im Kirchspiel Merjama, gest. vor Fellin den 17. Mai 1602, entstammt einer alten rheinischen Adelsfamilie, die seit dem Ende des 14. Jahrh. nach Oesel und von dort nach Estland übersiedelte. F. nimmt unter den zahlreichen Abenteurern und Glücksrittern des 16. Jahrh. eine hervorragende Stellung ein. Schon als Kind vielfach umhergeworfen, hatte er in Schweden, Frankreich, Oesterreich und in den Niederlanden Kriegsdienste geleistet. Erst 19 Jahre alt kehrte er nach Livland zurück, wo damals der russisch-schwedisch-polnische Krieg in vollem Gange war. Er schloß sich einer Söldnertruppe an, die einer seiner Verwandten, Claus Cursel, commandirte, und entkam unter mancherlei Gefahren aus dem von den Schweden überrumpelten Schlosse Reval. Kurz darauf gerieth er in russische Gefangenschaft, wurde aber von Iwan dem Schrecklichen freigegeben und an die Spitze deutscher Söldner gestellt, als Dawlet Girai, der Khan der Krim, einen neuen Rachezug gegen Moskau vorbereitete. Die Tataren erlitten eine Niederlage, wie die Sage erzählt zum Theil durch Farenbach’s persönliche Tapferkeit. Als aber Iwan gegen Livland zog, entfloh F. nach Wien, um nicht gegen sein Vaterland gebraucht zu werden, und trat kurz darauf in dänische Dienste. Mit Genehmigung König Friedrichs leitete er 1577 die Vertheidigung Danzigs gegen Stephan Bathory und wurde darauf von Friedrich zum dänischen Statthalter [569] von Oesel gemacht. Ohne diese Stellung aufzugeben, trat F. 1580, wiederum mit Erlaubniß seines Herrn, in polnische Dienste. Seine Söldner haben zur endlichen Entscheidung des russisch-polnischen Kampfes um Livland beigetragen und als Lohn fiel dem kühnen Führer die Starostei Wenden, Schloß Karkus und das oberste Rittmeisteramt in Livland zu. Diese Doppelstellung erregte aber den Zorn des Königs Friedrich, der gerade damals mit Polen um den Besitz des Stiftes Pilten stritt. Friedrich konnte die unleugbar zweideutige Stellung nicht dulden, welche F. als dänischer Statthalter und polnischer Kriegsoberster einnahm. So verlor, nicht ohne Kampf, F. seine Stellung in Oesel, um nun ausschließlich in polnischen Diensten zu bleiben. In dem nach Stephan Bathory’s Tode ausbrechenden polnischen Thronstreit nahm er entschieden für Sigismund Partei, dessen schwedische Ansprüche er später mit aller Energie vertrat. Als 1598 der schwedisch-polnische Krieg ausbrach, zog F. mit nach Schweden und verfocht, als Sigismund in Schweden völlig gescheitert war, dessen Sache auf livländischem Boden. Seine Burg Karkus fiel in die Hand der Feinde, aber es gelang ihm, das von Karl IX. belagerte Riga zu entsetzen. Als Polen wieder zum Angriff übergehen konnte, traf ihn bei der siegreichen Erstürmung Fellins die feindliche Kugel.

Quellen und Litteratur in Schiemann, Charakterköpfe und Sittenbilder, Mitau 1877, S. 73–76.